Autodieb erbeutete per Zufall Kunstwerke im Millionenwert Bilder von Dix und Miro wieder da

Berlin (AP). Sechs Wochen nach dem spektakulären Kunstdiebstahl mit Millionenbeute in Berlin hat die Polizei den Fall per Zufall aufgeklärt: Als Täter entpuppte sich ein 29-jähriger Autodieb, der den Lieferwagen einer Kunstspedition am 20. März in Berlin gestohlen hatte, ohne von der wertvollen Fracht zu wissen. Der Deutschpole und sein Hehler wurden festgenommen, 47 Bilder im Wert von 1,2 Millionen Mark sicher gestellt, wie die Polizei am Donnerstag bekannt gab. Darunter befinden sich Bilder von Erich Heckel, Käthe Kollwitz, Joan Miro, Marc Chagall und Otto Dix.Vorpsann

Ein Teil der Kunstwerke, die aus westdeutschen Galerien stammen und zumeist für ein Berliner Auktionshaus bestimmt waren, vernichtete der Mann jedoch oder zerschnitt sie, um sie besser transportieren zu können. Unter den zerstörten Stücken, deren Gesamtwert auf 400.000 Mark geschätzt wird, befindet sich die komplette Sammlung der Malerin Friederike van Duiven. Mehrere Kunstwerke aus Metallplatten habe der 29-Jährige in Unkenntnis ihres Wertes in Metallcontainern entsorgt, berichtete Kriminalhauptkommissarin Bärbel Groth vom Sachgebiet Kunstdelikte.

Die Polizei war dem Mann nur Dank einer kunstinteressierten Kriminalbeamtin auf die Spur gekommen. Als die Ermittler am 17. April die Wohnung des 29-jährigen Zeitungszustellers wegen eines Autodiebstahls durchsuchten, entdeckte die Beamtin hinter einem Schrank zwei Bilder des zeitgenössischen Berliner Malers Heinz Trökes, die ihr merkwürdig vorkamen. Eine Überprüfung ergab, dass die Bilder aus dem gestohlenen Kleinlaster stammten. In einer Spandauer Garage wurde ein weiteres Bild sicher gestellt.

Fahrer sah nur noch die Rücklichter

Nach mehreren Ausflüchten gestand der 29-Jährige schließlich, dass er den Kleinlaster gestohlen hatte, um ihn in Polen zu verkaufen. Dabei kam ihm der Zufall zu Hilfe: Der Fahrer der Kunstspedition hatte den Wagen mit der wertvollen Fracht laut Polizei nur für eine Stunde aus den Augen gelassen. Danach habe er den Kleinlaster auf einem gesicherten Parkplatz abstellen und die Bilder am nächsten Morgen ausliefern wollen, berichtete Inspektionsleiter Andreas Grabinski. Doch als der Mann von seinem kurzen Ausflug zurückkam, sah er gerade noch die Rücklichter des Wagens.

Der Autodieb erfuhr erst aus den Medien, wie wertvoll die Bilder sind. Die Stücke, deren Wert er nicht erkannte, vernichtete er, den Rest seiner Beute verkaufte er für mehrere tausend Mark an einen 31-Jährigen aus Schöneberg. Dieser mutmaßliche Hehler wurde am 26. April vorläufig festgenommen. Der Mann führte die Beamten zu einem Keller, wo die verbliebenen Werke gefunden wurden.

Vermisst werden jetzt noch zwei Bilder von Trökes, die der 29-Jährige einem anderen Mann zur Aufbewahrung gegeben haben will. Außerdem hofft die Polizei, dass vielleicht ein Beschäftigter der Stadtreinigung oder ein Anwohner die eine oder andere Metallplatte gerettet haben könnte.

(RPO Archiv)
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