Berlin Die Qualen eines Mobbing-Opfers

Berlin · Der ARD-Film "Neufeld, mitkommen!" zeigt die wahre Geschichte eines 13-jährigen Schülers.

Die Geschichte beginnt, als das Schlimmste bereits vorbei zu sein scheint: Über Wochen und Monate wurde der 13-jährige Nick Neufeld (Ludwig Skuras) von seinen Mitschülern drangsaliert, gedemütigt und geschlagen. Endlich landen die Täter vor Gericht. Doch auch nachdem einer von ihnen zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt wird, hört für Nick das Spießrutenlaufen nicht auf. Zum zweiten Mal wird der 13-Jährige zum Opfer — denn seine Peiniger lauern hinter jeder Ecke. Mit dem Satz "Neufeld, mitkommen" kündigen sie ihre Schläge an. In dem gleichnamigen Spielfilm zeichnet die ARD heute (20.15 Uhr) ein Drama über die Mobbing-Folgen nach — eine wahre Geschichte aus dem Alltag deutscher Schüler.

Die Journalistin Jana Simon, die zusammen mit Kathi Liers das Drehbuch schrieb, sprach mit den Eltern des Opfers und denen der Täter, mit Lehrern und Mitschülern. Ob auf dem Weg zur Schule oder im Supermarkt — Opfer und Täter begegnen sich in der ländlichen Idylle immer wieder, die Wunden heilen nicht, sie werden ständig aufgerissen. Die ARD-Produktion sollte als Lehrstunde verstanden werden. Regisseur Tim Trageser erzählt die Geschichte mit stark pädagogischer Absicht. Ein spannendes Drama ist sie nicht. Nicks Mutter Beate (Christina Große) lässt das Schicksal ihres Sohnes nicht ruhen. Sie spürt, wie sich ihr Sohn abkapselt. Er schwänzt die Schule, fürchtet sich vor seinen Peinigern. Nur die Freundschaft zu Lena (Greta Bohacek) ist ein Lichtblick. Beate Neufeld jedoch ist unversöhnlich, will den Fall neu aufrollen und auch die Lehrer wegen Verletzung ihrer Dienstpflicht vor Gericht stellen. Sie führt einen Kampf um Anerkennung und rennt gegen die Scham an.

Dabei kommt Nick nicht aus benachteiligten Verhältnissen. "Ich dachte, das passiert nur den Dicken und den Deppen", sagt seine Großmutter Hilde (Ursula Karusseit). Als Beate Neufeld spürt, dass sie mit ihrer Suche nach Gerechtigkeit nicht weiterkommt, sucht sie Rat. Ihre Ehe droht zu zerbrechen, Nick entgleitet ihr. Erst als es einer Psychologin (Tina Engel) gelingt, Nicks Sprachlosigkeit zu überwinden, tritt Befreiung ein. Erst dann hört Nick auf, ein zweites Mal das Opfer zu sein — und findet zurück ins Leben.

"Neufeld, mitkommen!", ARD, heute, 20.15 Uhr

(dpa/RP)
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