Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
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Empörung nach Investigativ-Bericht Pfleger wollen Wallraff-Reporterin zur Rede stellen

Berlin · Vor einer Woche hat RTL den Beitrag von Wallraff-Reporterin Pia Osterhaus über Gewalt, Überforderung und menschenunwürdige Missstände in der Pflege gesendet. Nun meldet sich ein in dem Film angegriffenes Unternehmen zu Wort. Demnach fühlen sich Mitarbeiter betrogen und missbraucht.

Team Wallraff undercover in der Pflege
7 Bilder

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In dem Film über Pflegenotstand in Deutschland recherchierte der Wallraff-Schützling Pia Osterhaus unter einer neuen Identität als Praktikant in mehreren Häusern. Schwere Vorwürfe erhob sie auch gegen ein Pflegeheim in Berlin-Kreuzberg unter dem Dach der Marseille-Kliniken AG.

Die Pflege schilderte sie als chronisch unterbesetzt, zeigte vergammelte Schimmelfenster und verdreckte Ecken, angeblich im Hygienraum, für die Morgenwäsche musste ein Kissenbezug dienen, weil keine sauberen Waschlappen zur Verfügung standen. Skandalös mutete das Verhalten einiger Mitarbeiter an, die laut Osterhaus einen Noro-Virus verheimlichen wollten.

Der Betreiber wies die Vorwürfe schon kurz nach der Ausstrahlung zurück. Die Marseille-Kliniken werfen Osterhaus und Wallraff vor, die Begebenheiten im Haus einseitig geschildert zu haben. Dies nämlich sei noch vor dem Sendetermin umfassend renoviert worden. Außerdem halte man trotz widrigster Bedingungen in dem armen Stadtteil und eigener finanzieller Nachteile an dem Standort fest — aus "sozialer und kultureller Verantwortung gegenüber den Bewohnern und Angehörigen", wie es heißt.

Einige fühlen sich in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt

Nun geht das Unternehmen noch einen Schritt weiter und greift Osterhaus persönlich an. Demnach wollen die Mitarbeiter des Pflegehauses in Kreuzberg mit der Journalistin noch einmal von Angesicht zu Angesicht sprechen. Sie habe sich eingeschlichen und unerlaubte Aufnahmen gemacht, Mitarbeiter seien empört über den "einseitigen" RTL-Bericht.

"Bei unseren Pflegerinnen und Pflegern, die sich Tag und Nacht für die Bewohner einsetzen, zeichnet sich ein großes Unverständnis hinsichtlich der Darstellung ihrer Arbeit ab. Bei Besprechungen kam immer wieder die Frage auf, warum Sie nur die negativen Dinge in Ihrer Reportage herausgearbeitet haben und die positiven Äußerungen und Leistungen des Personals, die es ja durchaus in Ihrer Zeit als 'Praktikantin' gab, nicht auch gesendet haben."

Einige Mitarbeiter und Bewohner fühlten sich in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt. Der Gesellschaft zufolge prüfen sie, Strafanzeige gegen Osterhaus zu stellen.

Die Reporterin ist nun aufgefordert, am Donnerstag um 13 Uhr im Speisesaal des Pflegehauses Kreuzberg zu erscheinen, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Dort würen die Mitarbeiter warten, um mit ihr über ihre Berichterstattung zu sprechen.

RTL hingegen feiert seine Reihe mit Investigativ-Reportagen als großen Erfolg. Neben Erfolge in der Quote erzielte der Sender auch beachtliche Resonanz in sozialen Netzwerken und in den Medien. Am Dienstag kündigte der Sender an, die Reihe fortsetzen zu wollen — möglicherweise noch in diesem Jahr.

(ots)
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