Gutachten zu mutmaßlicher Rechtsterroristin Zschäpe als Brandstifterin von Zwickau überführt

München · Ein kriminaltechnisches Gutachten hat die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe offenbar als Brandstifterin von Zwickau überführt. Chemiker des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen hätten in Zschäpes Socken Rückstände nachgewiesen, die höchstwahrscheinlich von Benzin stammten.

Das Neonazi-Trio und seine Helfer
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Foto: dapd, BKA/Ostthueringer Zeitung

Auch in Resten der ausgebrannten Wohnung, etwa in Teppichen, Sitzpolstern und im Holzfußboden, habe der Experte Spuren von Kraftstoff gefunden, berichtet der "Focus". Die Socken waren demnach am 8. November sichergestellt worden, nachdem Zschäpe sich freiwillig bei der Polizei gemeldet hatte.

Die 37-Jährige soll nach dem Tod ihrer Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 4. November die Wohnung des Trios angezündet haben, um Beweise zu vernichten. Laut Bundesanwaltschaft bildeten die drei Rechtsradikalen die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU), die für mindestens zehn Morde verantwortlich sein soll.

Ein vom Bundeskriminalamt (BKA) rekonstruiertes Adressbuch, das als "Feindesliste" angelegt und das in der ausgebrannten Wohnung des Neonazitrios gefunden worden war, enthält dem Bericht zufolge die Namen von NPD-Gegnern und ranghohen Ermittlern von Polizei und Verfassungsschutz. Aufgeführt sind demnach auch die Namen des Berliner Filmemachers Caspar-Jan Hogerzeil sowie des jüdischen Musikers und Schauspielers Mark Aizikovitch. Hogerzeil war unter anderem durch seinen Anti-Nazi-Spot "Handicap" bekannt geworden.

Außerdem notierten die mutmaßlichen Terroristen dem Bericht zufolge in ihrem Buch auch den Namen des rheinland-pfälzischen Oberstaatsanwalts Lothar Liebig. Er sei als Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal 2008 für die Ermittlungen zur Brandkatastrophe in Ludwigshafen zuständig gewesen, bei der neun türkischstämmige Frauen und Kinder starben. Bis heute sei die Ursache nicht geklärt, einen Anschlag hätten die Ermittler frühzeitig ausgeschlossen. Es gebe weiterhin "keine Hinweise" darauf, dass die Zwickauer Zelle hinter dem Brand von Ludwigshafen stecken könne, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft zu "Focus".

(AFP)
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