Hass-Tiraden im Netz ZDF-Journalistin erhält Morddrohungen wegen „Nazis raus“-Tweet

Berlin · Die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann kämpft derzeit auf Twitter gegen Hass und Morddrohungen. Sie hatte „Nazis raus“ getwittert. Der Tweet verselbstständigte sich.

 ZDF-Journalistin Nicole Diekmann.

ZDF-Journalistin Nicole Diekmann.

Foto: ZDF

Alles begann für Nicole Dieckmann, Korrespondentin für das ZDF im Hauptstadtstudio in Berlin, mit einem Tweet am Neujahrstag. Abends um 21.51 Uhr twitterte sie „Nazis raus“ als eine Art Neujahrs-Statement.

Doch was sie damit loslöste, ist auch einige Tage später kaum zu begreifen. Mehr als 13.000 Likes kassierte sie für den Post auf dem Kurznachrichtendienst, tausendfach wurde er geteilt und ebenfalls tausendmal kommentiert. Der Inhalt der Kommentare unterscheidet sich aber wie Tag und Nacht. Auf der einen Seite wird Diekmann für ihr klares Statement gefeiert. Doch auf der anderen Seite schlagen ihr Hass, Morddrohungen und Vergewaltigungswünsche entgegen.

Auch Tage nach der Veröffentlichung schlägt der Post Wellen. Politiker, Journalisten und andere Nutzer zeigen sich solidarisch mit Diekmann, feiern sie für ihre klare Botschaft. So schrieb die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckhardt: „Das, was @nicolediekmann gerade erlebt, als Frau, als Journalistin, als Demokratin, betrifft uns alle. Deswegen großen Respekt für die Haltung sowieso, aber auch für das Standhalten #Nazisraus“. So geht es weiter und weiter.

Dann gibt es aber auch noch die andere Seite der Medaille. Nämlich die nicht enden wollenden Hasstiraden gegen Diekmann. Sie antwortete auf die Frage „Wer ist denn für sie ein Nazi“ mit „Jede/r, der/die nicht die Grünen wählt“. Aber diese Ironie ging nach hinten los: „Wie neutral, unparteiisch und kritisch“. „Passt gut mit der Antifa-Jacke im Heute Journal zusammen, oder?“ Im ZDF fiel ein Kameramann im Interview mit Wolfgang Schäuble durch seine Jacke auf, die ein Zitat einer Punkband prägte (hier mehr darüber lesen).

Was Diekmann aber schnell dämmerte: Mit Ironie kommt sie in der Sache nicht weiter. Also versuchte sie, mit trockener Informationspolitik. Sie twitterte: „Nochmal: Ich halte natürlich NICHT alle diejenigen, die nicht Grüne wählen, für Nazis. Mein Tweet war die Reaktion auf eine Fangfrage.“

Doch bis das auch den letzten Hater erreicht hat, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Die nutzt Diekmann nun. Sie hat sich eine Pause von Twitter genommen. Um etwas Gras über die Sache wachsen zu lassen: „Leute, das ist ja WAHNSINN! Ich bin unheimlich gerührt und freue mich total. So vielen Dank für soviel Solidarität. Überwältigend! Ich verabschiede mich für ein paar Tage. Es war doch etwas unruhig.“

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