Waffenlieferungen an Gaddafi? Offenbar Ermittlungen gegen Heckler & Koch

Hamburg/Berlin (RPO). Die deutsche Justiz hat Berichten zufolge Ermittlungen wegen möglicher illegaler Waffenlieferungen an den getöteten früheren libyschen Machthaber Muammar el Gaddafi eingeleitet.

Safari durch Gaddafis Reich des Schreckens
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Wie das Magazin "Spiegel" berichtete, eröffnete die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen den Waffenhersteller Heckler & Koch aus dem baden-württembergischen Oberndorf. Dabei gehe es um den Verdacht der illegalen Lieferung von Sturmgewehren vom Typ G36 nach Libyen.

Die libyschen Rebellen hatten bei ihrer Eroberung von Tripolis Ende August zahlreiche G36 in der Residenz Gaddafis gefunden. Wegen eines Waffenembargos gegen Libyen hätten die deutschen Waffen nicht im Besitz der Gaddafi-Truppen sein dürfen. Einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge wurden die auf den Gewehren angebrachten Seriennummern nach Angaben von Experten "mit hohem technischen Aufwand verfälscht".

Das Unternehmen Heckler & Koch räumte laut "Spiegel" mittlerweile ein, die Lieferung stamme aus einer Tranche von 608 Gewehren und 500.000 Schuss Munition, die 2003 offiziell und mit Genehmigung der Bundesregierung an das ägyptische Verteidigungsministerium gegangen seien. Wie sie von dort nach Libyen gelangten, sei nicht bekannt.

Gaddafis Söhne involviert?

Der "BamS" zufolge wurde die Weiterleitung der Gewehre möglicherweise 2003 von einem der Söhne Gaddafis in Deutschland ausgehandelt. Leibwächter von Saadi Gaddafi berichteten dem Bericht zufolge, dass dieser im Frühjahr 2003 den Firmensitz von Heckler & Koch in Oberndorf besuchte und sich zusammen mit einem Begleiter von der libyschen Botschaft in Berlin mehrere Stunden lang über die Produkte des Rüstungsunternehmens informieren ließ. Anschließend habe er erklärt, er habe "alles bekommen", was er wollte.

Kurz nach dem Besuch seien die Sturmgewehre nach Ägypten geliefert worden. Nach Informationen der Zeitung bat die Bundesregierung Ägypten inzwischen um Aufklärung darüber, wie die Waffen nach Libyen gelangen konnten. Heckler & Koch habe über seinen Anwalt erklären lassen, es finde sich in den Archiven des Unternehmens weder ein Hinweis über einen Besuch des Gaddafi-Sohnes noch auf die Lieferung von G36-Gewehren an Libyen. Einem Augenzeugen zufolge soll zudem 2007 der inzwischen getötete Gaddafi-Sohn Seif el Arab das Unternehmen besucht haben.

(AFP/felt)
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