Brandkatastrophe von Ludwigshafen Noch kein Durchbruch bei Ermittlungen

Ludwigshafen (RPO). Auch am Tag Fünf nach dem verheerenden Brand von Ludwigshafen bleibt die Ursache für die Katastrophe weiter unklar: Laut Polizei gibt es noch keine eindeutigen Hinweise. Brandermittler untersuchten am Freitag erneut das ausgebrannte Gebäude in der Ludwigshafener Innenstadt. Immer mehr Politiker kritisieren unterdessen die Berichterstattung der türkischen Presse.

Ludwigshafen: Brand in Mehrfamilienhaus
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Das instabile Gebäude und das Löschwasser erschweren laut Medienberichten jedoch die Untersuchungen. Die Spekulationen über einen möglichen Anschlag gegen derweil weiter: Nach einem Bericht des Lokalsenders Radio Regenbogen wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft des Gebäudes mindestens drei polizeibekannte und teils vorbestrafte Rechtsextremisten. Darunter seien ein führendes Mitglied des rechten "Aktionsbüros Rhein-Neckar" sowie ein 25-Jähriger, der wegen Beteiligung an einem Brandanschlag vor knapp sechs Jahren zu einer viereinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden sei. Bei dem 25-Jährigen seien zudem im vergangenen Herbst mehrere Schlagwaffen sichergestellt worden.

Die Polizei hatte allerdings wiederholt betont, dass es bislang keinen Hinweis darauf gibt, dass der Brand durch einen politisch motivierten Anschlag ausgelöst wurde. Zu keinem konkreten Ergebnis haben bislang auch die Vernehmungen zweier türkischer Mädchen geführt, die einen Brandstifter in dem betroffenen Gebäude gesehen haben wollen. Polizeisprecher Klein sagte, es werde noch geprüft, ob aufgrund der Aussagen der Mädchen ein Phantombild erstellt werden könne.

Unterdessen kritisierte die SPD-Islambeauftragte Lale Akgün den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan am Brandort in Ludwigshafen: "Ihm ging es letztlich um innenpolitische Profilierung", sagte Akgün der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Erdogan betreibe eine ähnliche Politik wie der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU): "Die gleichen Ressentiments, die Koch gegen Ausländer im Wahlkampf geschürt hat, werden jetzt auch in der türkischen Bevölkerung von Erdogan geschürt", sagte die SPD-Politikerin.

"Diese Hetze kann man nicht hinnehmen"

Die Islambeauftragte der SPD kritisierte auch die Berichterstattung der türkischen Presse über den Brand. Die Kritik an Feuerwehr und Polizei sei unfair. "Diese Hetze kann man nicht hinnehmen." Auch Wolfgang Bosbach (CDU) und Cem Özdemir (Grüne) äußerten sich kritisch über türkische Medien. Özdemir sagte "stern.de", die Reaktionen seien überzogen. In einem Interview der "Passauer Neuen Presse" sagte Bosbach: "Schlagzeilen in türkischen Zeitungen wie ,Wieder verbrennen Sie uns!'", sind einfach unerträglich."

In einer gemeinsamen Erklärung zur Brandkatastrophe von Ludwigshafen riefen die "Bild"-Zeitung und die türkische Zeitung "Hürriyet" die Bürger in Deutschland und der Türkei zu gegenseitigem Vertrauen auf. "Wir sehen aber auch, dass aus Trauer viel zu leicht Wut und Verzweiflung wird. Das ist falsch", heißt es in dem Kommentar von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann und "Hürriyet"-Chefredakteur Erturul Özkök in deutscher und türkischer Sprache. Deutsche und Türken sollten Vertrauen in die Arbeit von Ermittlungsbehörden und Polizei haben und ihnen helfen, schrieben die Chefredakteure.

Die Bundesregierung begrüßte die Veröffentlichung. "Der gemeinsame Kommentar der beiden Chefredakteure von 'Hürriyet' und 'Bild' setzt nach der Unruhe der vergangenen Tage ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit", sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), am Freitag der Nachrichtenagentur AP. Der Kommentar mache deutlich, dass in der Trauer um die Opfer der Brandkatastrophe Deutsche und Türken vereint seien.

(ap)
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