Evakuierung in Düsseldorf Flughafen: Politik will Einsatz prüfen lassen

Düsseldorf · Die Opposition im Landtag will überprüfen lassen, ob die stundenlange Sperrung des Airports verhältnismäßig war. Ein verdächtiger Koffer hatte Alarm ausgelöst. 10.000 Passagiere waren von der Räumung des Airports betroffen.

Nach der mehrstündigen Sperrung des Düsseldorfer Flughafens wegen eines verdächtigen Gepäckstücks hat die NRW-Landtagsfraktion der CDU Kritik an der Verhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes geübt. "Es stellt sich die Frage, weshalb die Überprüfung des Koffers in diesem Fall so lange gedauert hat", sagte gestern der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Biesenbach. Dennoch sei die Evakuierung richtig gewesen. "So lange nicht ausgeschlossen werden kann, dass verdächtige Gepäckstücke keinen Sprengstoff enthalten, muss das Risiko für Passagiere und Flughafenmitarbeiter minimiert werden", betonte Biesenbach. Der Sicherheitsexperte der FDP-Landtagsfraktion, Robert Orth, forderte eine Überprüfung des Einsatzes: "Es sollte geklärt werden, ob das Zusammenspiel aller beteiligten Sicherheitsbehörden funktioniert hat."

Der Düsseldorfer Airport war am Dienstag zwischen 16 Uhr und 20.30 Uhr vollständig gesperrt worden, nachdem in der Abflughalle im Terminal A ein herrenloser Koffer entdeckt worden war. Sicherheitskräfte beschossen das Gepäckstück mit einem Hochdruck-Wasserstrahl. Bei dem Inhalt handelte es sich allerdings nicht wie vermutet um Sprengstoff, sondern um neun Kilogramm Drogen.

"Wir mussten von einer Bombe ausgehen"

Die Bundespolizei rechtfertigte den aufwendigen Einsatz: "Ein Röntgenbild zeigte wesentliche Merkmale einer Sprengvorrichtung mit Kabeln und zwei Metallstäben", sagte ein Sprecher. Es sei nicht auszuschließen gewesen, dass es sich bei der möglichen Vorrichtung um einen Druckzünder handeln könnte. "Wir mussten von einer Bombe mit acht Kilogramm Sprengstoff ausgehen."

Anders als sonst üblich seien Drogen- und Sprengstoffspürhunde vor der kontrollierten Sprengung durch den Wasserstrahl nicht zum Einsatz gekommen. "Wir haben diesen Schritt übergangen, um Zeit zu sparen", sagte ein Bundespolizist.

Das Landeskriminalamt untersucht nun, um welchen Stoff es sich bei den Drogen handelt. Die Rede ist von Amphetaminen. Aus Ermittlerkreisen war zu erfahren, dass die Polizei nach einem Mann mit südländischem Aussehen fahndet. Auf den Überwachungskameras des Terminals soll zu sehen sein, wie dieser Unbekannte den Koffer in der Abflughalle abstellte.

Zum Teil massive Kritik übten zahlreiche Passagiere am Krisenmanagement des Flughafens. Viele von ihnen fühlten sich nicht ausreichend informiert. Doch der Flughafen wies die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher sagte: "Unsere Terminaldurchsagen und Wandbildschirme standen uns nicht zur Verfügung." Daher habe der Airport übers Internet informiert. Insgesamt waren mehr als 10 000 Passagiere von der Sperrung betroffen. 140 Flüge fielen aus. Die Folgen waren auch gestern den ganzen Tag zu spüren. Sechs weitere Flüge fielen aus, und es bildeten sich lange Warteschlangen vor den Schaltern.

(RP)
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