Besuch in Kuba Papst Benedikt XVI. trifft Fidel Castro

Havanna · Papst Benedikt XVI. ist am Mittwochnachmittag in Havanna mit dem kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro zusammengetroffen. Das bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi mitreisenden Journalisten.

Papst Benedikt XVI. trifft Fidel Castro
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Das rund halbstündige Treffen fand demnach in der Apostolischen Nuntiatur statt, in der der Papst während seines dreitätigen Kuba-Aufenthaltes residierte.

Fidel Castro hatte die Begegnung, die nicht Teil des offiziellen Programm war, kurzfristig angekündigt. Nach dem Treffen seines Bruders Raul mit dem Papst teilte der 85-Jährige am Dienstagabend (Ortszeit) mit, er werde "mit Freude am Mittwoch Seine Exzellenz Papst Benedikt XVI. begrüßen". Castro erinnerte auch an seine Begegnung mit Johannes Paul II., der als erster Papst vor 14 Jahren Kuba besuchte.

Bei dem bislang einzigen Papstbesuch in Kuba 1998 hatte sich Fidel Castro 50 Minuten lang unter vier Augen mit Johannes Paul II. unterhalten. Dank der guten Spanischkenntnisse des Papstes benötigten die beiden keinen Dolmetscher. Inhalte der Unterredung wurden nicht bekannt.

Johannes Paul II. traf damals auch mit vier von Castros Geschwistern zusammen, darunter der heutige Präsident Raul. Die beiden damals anwesenden Schwestern, Augustina und die vor vier Wochen gestorbene Angela, sind bzw. waren dem Vernehmen nach praktizierende Katholiken.

Castros Aussöhnung mit dem Vatikan?

Im Vorfeld der Begegnung hatte es auch Spekulationen gegeben, Fidel Castro wolle sich mit der Kirche aussöhnen und Benedikt XVI. könnte eine angebliche Exkommunikation Castros aufheben. Der langjährige Sekretär von Papst Johannes XXIII. (1958-1963), Erzbischof Loris Capovilla, erklärte dazu, Fidel Castro sei 1962 nicht exkommuniziert worden. "Das Wort Exkommunikation hat es im Vokabular des Johannes-Papstes nicht gegeben", sagte Capovilla der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

Er äußerte Unverständnis darüber, dass immer wieder über einen angeblichen Kirchenausschluss am 3. Januar 1962 berichtet werde. Dafür habe es nicht einmal einen Grund gegeben, so der 96-Jährige. Eine Exkommunikation ergebe nur für Menschen Sinn, der innerhalb der katholischen Kirche stehen. Im Übrigen habe es bereits 1949 ein Dekret von Papst Pius XII. zur sogenannten Exkommunikation von Kommunisten gegeben.

Capovilla erklärt weiter, dass der Heilige Stuhl "nie die Initiative" ergreife, um diplomatische Beziehungen zu zerbrechen. Sogar die Ausweisung des Weihbischofs in Havanna und von 131 Priestern aus Kuba im September 1961 habe Johannes XXIII. bei einer Generalaudienz nur in "gemäßigter Form" angesprochen.

Der italienische Theologe Gianni Gennari sagte der Zeitung, dass die Berichte über eine Exkommunikation Castros Anfang 1962 begannen, nachdem der damalige Kurienerzbischof Dino Staffa im Gespräch über den Revolutionsführer auf die Exkommunikationsandrohung von 1949 verwiesen habe. Der Zeitung zufolge findet sich auch in den "akribisch" geführten Tagebüchern von Johannes XXIII. kein entsprechender Eintrag.

Benedikt XVI. hält sich seit Montag auf Kuba auf; in Kürze (um Mitternacht MESZ) fliegt er nach Rom zurück.

(KNA)
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