IS-Miliz reklamiert Messerangriff in London Johnson offen für dauerhafte Inhaftierung verurteilter Terroristen

London · Die radikal-islamische IS-Miliz hat den Messerangriff am Sonntag in London für sich reklamiert. Der Angreifer sei ein „Kämpfer des Islamischen Staates“ gewesen und habe Vergeltung für das Vorgehen der internationalen Anti-IS-Koalition geübt.

Mann nach mutmaßlichem Terrorangriff in London von Polizei erschossen
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Mann nach mutmaßlichem Terrorangriff in London von Polizei erschossen

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Foto: AFP/ISABEL INFANTES

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Stichwaffen-Angriff mit drei Verletzten in London für sich beansprucht. Der 20-jährige Angreifer sei ein „IS-Kämpfer“ gewesen, erklärte die Miliz am Montag über ihre Propaganda-Plattform Amaq. Die britische Polizei erhöhte unterdessen den Druck bei ihren Ermittlungen und durchsuchte Wohnungen in London und nördlich der Hauptstadt. Premierminister Boris Johnson zeigte sich offen für eine dauerhafte Inhaftierung von wegen Terrorakten verurteilten Straftätern.

Der erst kürzlich vorzeitig aus der Haft entlassene Islamist Sudesh Amman hatte am Sonntag in London Passanten mit einer Stichwaffe verletzt, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Die IS-Miliz erklärte, der 20-Jährige sei mit der Attacke einem Aufruf der Dschihadistengruppe gefolgt. Ziel sei es gewesen, Bürger von Staaten anzugreifen, die Mitglieder der internationalen Koalition gegen die Dschihadistenmiliz in Syrien und im Irak sind.

Die britische Polizei erklärte, sie setze die Ermittlungen zu dem Angriff „unter Hochdruck“ fort. Anti-Terror-Einheiten durchsuchten demnach am Montag eine Wohnung im Süden der britischen Hauptstadt sowie in Bishop's Stortford nördlich von London. Dabei habe es keine Festnahmen gegeben.

Premierminister Johnson will sich nach eigenen Angaben für einen deutlich schärferen Umgang mit verurteilten Terroristen einsetzen. Johnson stellte am Montag die Frage, warum es kein strengeres Kontrollsystem gab, um die Tauglichkeit Ammans für eine vorzeitige Haftentlassung zu prüfen. Die Rehabilitierung von Islamisten sei „sehr, sehr hart und sehr schwer“, sagte Johnson. Gegebenenfalls sei angesichts der überlasteten Sicherheitskräfte eine „Haftvariante“ besser.

Der Tatort in einer belebten Einkaufsstraße im Stadtteil Streatham im Süden der britischen Hauptstadt war am Montagvormittag weiter abgesperrt. Dort hatte der Angreifer am frühen Sonntagnachmittag mit einer Stichwaffe Passanten angegriffen. Ein Mann wurde dabei schwer, eine Frau leichter verletzt. Eine weitere Frau sei vermutlich durch Glassplitter infolge des Polizei-Einsatzes leicht verletzt worden.

Ein Augenzeuge berichtete, der Angreifer sei mit einer Machete bewaffnet gewesen. An seiner Brust seien „silberne Kanister“ befestigt gewesen. Die Polizei bestätigte später, dass der Mann eine Sprengstoffgürtel-Attrappe getragen habe. Mitglieder einer Anti-Terror-Einheit seien bei der Attacke „im Rahmen eines präventiven Einsatzes“ vor Ort gewesen.

Die Polizei bestätigte damit offenbar Angaben britischer Medien, wonach der getötete Mann unter Überwachung stand. Er sei 2018 im Alter von 18 Jahren unter anderem wegen der Verbreitung islamistischer Propaganda verurteilt worden, berichtete die Zeitung „The Guardian“. Laut dem Sender SkyNews kam er im Januar nach Verbüßung etwa der Hälfte einer rund dreijährigen Haftstrafe frei.

Die britische Hauptstadt war in den vergangenen Jahren mehrfach von islamistischen Anschlägen erschüttert worden. Ende November erstach ein Angreifer auf der London Bridge zwei Menschen und verletzte mehrere weitere, bevor er von Polizisten erschossen wurde. Die IS-Miliz reklamierte auch diese Messerattacke für sich. Der Angreifer, der 28-jährige Brite Usman Khan, war bereits 2012 wegen einer terroristischen Straftat verurteilt worden und ebenfalls vorzeitig frei gekommen.

(lukra/Reuters/AFP)
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