Kentucky Fried Chicken macht den Anfang Chicken oder Poulet? Sprachstreit in Kanada

US-Konzerne wollen im frankophonen Québec das Recht auf ihre englischen Namen durchsetzen. Eine auch in Deutschland bekannte Hähnchenkette macht den Anfang.

 KFC betreibt mehr als 16.000 Filialen rund um den Globus.

KFC betreibt mehr als 16.000 Filialen rund um den Globus.

Foto: AP

Fans frittierter Hähnchenteile sind die Schnell-Restaurants von "Kentucky Fried Chicken" weltweit eine Institution. Die amerikanische Fastfood-Kette betreibt mehr als 16.000 Filialen rund um den Globus, darunter über 80 in Deutschland und 40 in Österreich.

In den allermeisten Ländern wirbt der Konzern mit seinem Firmennamen und der geläufigen Abkürzung "KFC" um hungrige Hähnchenliebhaber. Nicht so in der frankophonen kanadischen Provinz Québec. Dort benutzen die Betreiber die Initialen "PFK", das steht für "Poulet frit Kentucky", die französische Übersetzung.

Dass der Konzern in Québec von seinem weltweit bekannten Label abweicht, hat auch mit den strikten Sprachgesetzen in der Separatisten-Provinz zu tun. Denn die verlangen, dass Firmenschilder grundsätzlich in Französisch abgefasst sein müssen. Die Regierung will damit die Muttersprache der sieben Millionen Québecer schützen und verhindern, dass diese irgendwann vom Englischen verdrängt wird.

Das Gesetz betrifft unter anderem Schilder, aber auch Kataloge, Produktetiketten, Bedienungsanleitungen oder Speisekarten und verlangt, dass Französisch in der öffentlichen Wahrnehmung dominieren muss. Eine eigens geschaffene Behörde — in Kanada oft despektierlich "Sprachpolizei" genannt — wacht darüber mit scharfem Auge.

Die Betriebe in Québec sehen die Vorschriften traditionell mit Argwohn, ganz besonders die großen Handels- und Restaurantkonzerne mit englisch klingenden Namen. Jetzt klagen einige der prominenten US-Kettenbetriebe gegen die Sprachbehörde, um sich so das Recht auf ihren original Firmennamen zu erstreiten, darunter die Einzelhandelsriesen Wal-Mart und Costco sowie die Mode-Label Guess und Gap.

Bislang hatten die Sprach-Aufseher bei geschützten Markennamen oftmals die Augen zugedrückt oder eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Denn Bezeichnungen wie Wal-Mart oder Gap haben zwar einen anglophonen Klang, sind im engeren Sinne aber keine englischen Wörter, wie man sie in einem Lexikon finden würde.

Doch spätestens seit dem Wahlsieg der frankophonen Separatisten vor zwei Monaten hat sich der Wind gedreht. Die neue Regierung tritt nicht nur für eine Loslösung Québecs von Kanada ein, sondern hat sich auch eine striktere Förderung der Sprache auf die Fahne geschrieben.

Sie will die Wirtschaft zu mehr Französisch verpflichten und den Gebrauch von Englisch weiter einschränken, zum Beispiel auch in Hochschulen. Auch die Behörden gehen jetzt schärfer gegen Sprach-Sünder vor. Sie verlangen von den in Québec tätigen Ketten jetzt eine komplette Änderung ihres Namens oder zumindest einen französischen Zusatz, wie etwa "Le Magasin Wal-Mart" (Wal-Mart-Geschäft).

Das aber wollen die US-Riesen nicht hinnehmen. Firmennamen, Farben und Logos seien weltweit geschützt und für Kunden ein wichtiges Erkennungsmerkmal, kritisierte der Verband der Einzelhändler. Chicken oder Poulet? Ein Berufungsgericht in Montréal will im Frühjahr entscheiden.

(csi)
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