Brückeneinsturz in Genua Italien sucht nach der Ursache und weiteren Überlebenden

Genua · Wie konnte das passieren? Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua mit Dutzenden Toten mehren sich die Fragen nach der Ursache. Die Suche nach Überlebenden geht unterdessen weiter. Die Opferzahl steigt.

Innenminister Matteo Salvini machte am Dienstagabend die mangelnde Instandhaltung der Brücke für das Unglück verantwortlich. Die Verantwortlichen müssten für das Desaster bezahlen, „alles bezahlen, teuer bezahlen“, erklärte er.

Der frühere Verkehrsminister Graziano Delrio sagte laut Nachrichtenagentur Ansa, es sei respektlos gegenüber den Opfern, politische Spekulationen aufzuwerfen.

Die Brücken-Katastrophe lässt in Italien die Alarmglocken schrillen. Laut der Tageszeitung „La Repubblica“ sind um die 300 Brücken und Tunnel marode. Grund dafür seien die veraltete Infrastruktur und die lückenhafte Instandhaltung.

Kritik gab es an dem nun eingestürzten Polcevera-Viadukt wegen hoher Baukosten schon seit seiner Erbauung. Doch auch kostspielige Renovierungen sorgten immer wieder für Diskussionen. Die Brücke, die im Westen von Genua unter anderem über Gleisanlagen und ein Gewerbegebiet führt, hat eine Gesamtlänge von 1182 Metern. Zum Zeitpunkt der Tragödie waren laut Betreibergesellschaft Autostrade per Italia Bauarbeiten im Gange.

Brückeneinsturz in Genua: Hunderte Retter im Dauereinsatz
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Hunderte Retter im Dauereinsatz

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Foto: dpa/Luca Zennaro

Die Zahl der Toten beläuft sich bislang auf 37, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am frühen Mittwochmorgen unter Berufung auf die Präfektur in Genua berichtete. Unter den 37 Opfern sind auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und dreizehn Jahren, wie Ansa bereits in der Nacht unter Berufung auf das Innenministerium gemeldet hatte. Darüber hinaus seien 16 Menschen verletzt worden. Zuvor hatte die Zahl der bestätigten Todesopfer bei 26 gelegen, die Einsatzkräfte hatten Medienberichten zufolge aber schon am Dienstag von mindestens 35 Toten gesprochen.

Am Dienstagmittag war während eines schweren Unwetters der Polcevera-Viadukt - auch Morandi-Brücke genannt - auf der Autobahn A10 in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt. Um die 30 Fahrzeuge waren zu der Zeit auf der Brücke unterwegs: Autos wurden in die Tiefe gerissen, Lastwagen stürzten in den Fluss Polcevera.

Die A10 ist nicht nur die berühmte Urlaubsverbindung „Autostrada dei Fiori“, sondern auch eine wichtige Verbindungsstraße nach Südfrankreich, in den Piemont und die Lombardei.

Nach dem Unglück waren mehr als 300 Rettungskräfte im Einsatz. In der Nähe der Brücke wurden nach dem Einsturz vorsichtshalber Gebäude geräumt. Mehr als 400 Menschen seien obdachlos, erklärte der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Edoardo Rixi. Ihm zufolge wird der Einsturz weitreichende Konsequenzen haben, da die Brücke komplett abgerissen werden müsse. Das werde „schwerwiegende Auswirkungen“ auf den Verkehr haben und so Probleme für Bürger und Unternehmen bringen.

(mro/dpa)
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