Probleme bei der Flugsicherung Technik-Panne legt kompletten Luftverkehr in Belgien lahm

Brüssel · Nichts ging mehr an Belgiens Flughäfen: Ein Stromausfall bei der Flugsicherung hat am Mittwoch den Luftverkehr im Nachbarland sechs Stunden lang zum Stillstand gebracht, auch zahlreiche Verbindungen von und nach Deutschland waren betroffen.

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Foto: AP

Allein am Brüsseler Flughafen Zaventem waren 20.000 Passagiere betroffen, wie die Behörden mitteilten. Die Verzögerungen dauerten bis in den Abend, auch EU-Termine wurden durcheinandergebracht.

"Die Bildschirme funktionieren nicht", schilderte Belgocontrol-Sprecher Dominique Dehaene die Lage in dem Raum, aus dem die Anflüge auf belgische Flughäfen überwacht werden. Wegen des Stromausfalls - auch die Notaggregate waren ausgefallen - waren die Kontrolleure über Stunden praktisch blind. Anderthalb Stunden, nachdem der Flugbetrieb wieder freigegeben worden war, startete in Zaventem eine erste Maschine in Richtung USA, wie ein AFP-Reporter berichtete.

Die Panne traf den gesamten belgischen Luftraum, wie die europäische Flugaufsicht Eurocontrol mitteilte. Auch in Charleroi, von wo aus viele Billigairlines fliegen, blieben alle Maschinen am Boden. In Antwerpen, Lüttich und Ostende ging ebenfalls stundenlang nichts. Bis zum Mittag mussten allein 147 für Brüssel bestimmte Verbindungen gestrichen und 32 Flüge zu Flughäfen in Nachbarländern umgeleitet werden, darunter nach Hamburg, Paris und Luxemburg. An den belgischen Flughäfen herrschte Chaos, gestrandete Reisende klagten vor allem über mangelnde Informationen.

Nicht betroffen waren Überflüge ab einer Höhe von rund acht Kilometern. Sie werden nicht von Belgocontrol überwacht, sondern von einem anderen Fluglotsen-Zentrum. Einem Lufthansa-Sprecher zufolge waren damit aber nicht alle Transatlantikflüge, zum Beispiel nach Frankfurt, automatisch von Umleitungen ausgeschlossen. Denn nicht jede Maschine auf einem solchen Flug habe in Belgien die fragliche Höhe, erläuterte der Sprecher. Bei den Lufthansa-Flügen von und nach Belgien gab es Verspätungen, Unregelmäßigkeiten und Annulierungen.

Die Panne brachte auch den Terminplan von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker durcheinander. Er musste eine Pressekonferenz mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verkürzen, um zum Flughafen in sein Heimatland Luxemburg zu fahren und von dort zu einem Flug aufzubrechen - ursprünglich wollte er von Brüssel aus fliegen. Die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern über neue Finanzhilfe konnten nicht pünktlich starten.

Die in Brüssel beheimatete Brussels Airlines richtete ein Krisenzentrum ein, um mit Bussen Passagiere nach Brüssel zu holen, deren Maschinen zu anderen Flughäfen hatten umgeleitet werden müssen. Nach Einschätzung eines Luftfahrtexperten war die Panne beispiellos. Es sei erstaunlich, dass "der Stromausfall auch die Notfallgeneratoren erfasst hat, die eigentlich genau dann anspringen müssen, wenn der Strom ausfällt", sagte Luk De Wilde dem flämischen Rundfunksender VRT.

(AFP)
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