Amoklauf in Crandon/USA 20-Jähriger Hilfssheriff tötet sechs Jugendliche

Crandon/USA (RPO). Im US-Bundesstaat Wisconsin sind bei einem Amoklauf mindestens sechs Menschen getötet worden. Ein Hilfssheriff erschoss sechs Jugendliche, eine siebte Person wurde lebensgefährlich verletzt. Der 20-Jährige, der zur Tatzeit nicht im Dienst war, wurde nach Behördenangaben anschließend erschossen.

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Der Täter, dessen Name mit Tyler Peterson angegeben wurde und der zur Tatzeit offenbar nicht im Dienst war, erschoss dort während einer nächtlichen Party seine 18 Jahre alte frühere Freundin sowie fünf weitere Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren.

Die Hintergründe der Tat und das mögliche Motiv waren zunächst unbekannt. Bei den Opfern handelt es sich um Jugendliche, die die örtliche High School besuchten oder dort in den letzten drei Jahren ihren Abschluss gemacht haben. Auch der Täter soll die Schule besucht haben.

Der örtliche Rundfunksender WTMJ berichtete, insgesamt hätten an der Feier zehn Jugendliche teilgenommen, die sich zum Teil aus der Crandon High School kannten und seit Jahren miteinander befreundet waren. "Dies ist ein tragischer Abend, der wahrscheinlich alle Familien unserer Gemeinde betrifft", sagte ein Polizeimitarbeiter des Bezirks Forest, zu dem das Dorf gehört.

Etwa 200 Menschen fanden sich auf der Suche nach Trost und Informationen in der örtlichen Kirche ein. Pastor Bill Farr sagte, die Gemeinde werde viel Zeit benötigen, um diese Tragödie zu verarbeiten. "Jetzt brauchen wir wirklich die Gebete von jedem Einzelnen", fügte er unter Tränen hinzu.

"Das ist ein Albtaum, hoffentlich weckt mich bald jemand auf"

Das Blutbad spielte sich am Sonntagmorgen in einem Haus der 2.000 Einwohner zählenden Kleinstadt Crandon statt. Die Mutter einer 14-Jährigen, die zu den Opfern gehörte, sagte weinend: "Das ist ein Albtraum, hoffentlich weckt mich bald jemand auf." Sie habe gehört, dass es sich bei dem Täter um einen eifersüchtigen Freund gehandelt habe, der zum Berserker wurde.

Als Tatmotiv wurde Eifersucht vermutet. Experten zufolge inszenieren Amokläufer ihre Gewalttat regelrecht und nehmen dabei den eigenen Tod in Kauf. Die Täter, zumeist Männer, handeln nicht im Affekt. Die Tat ist vielmehr der Abschluss einer oft jahrelangen Fehlentwicklung und unbewältigter psychischer Konflikte.

Die soziale Kompetenz und die Fähigkeit, Ärger und Stress zu verarbeiten, sind nur gering entwickelt. Negative Ereignisse empfinden Amokläufer schnell als persönliche Kränkungen. Häufig treten sie im Alltag scheinbar angepasst und zurückhaltend auf.

"Netter, normaler Durchschnittskerl"

In dem Ort wurde der Schulunterricht für Montag abgesagt. "Es gibt vermutlich niemanden in Crandon, der nicht davon betroffen ist", sagte Richard Peters von der Schulbehörde.

Der 20-Jährige Täter namens Tyler Peterson arbeitete als Hilfssheriff in Forest County. Außerdem hatte er eine Teilzeitstelle als Polizist in Crandon, wie Polizeichef John Dennee erklärte.

Ein Polizist wurde leicht verletzt. Peterson wurde mehrere Stunden nach der Tat in einer kleinen Ortschaft namens Argonne rund 13 Kilometer von Crandon entfernt getötet. Bürgermeister Gary Bradley hatte zunächst erklärt, ein Scharfschütze habe den Verdächtigen getötet. Sheriff Keith Van Cleve wollte dies aber nicht bestätigen.

Eine Jugendliche, deren Bruder ein Klassenkamerad von Peterson war, beschrieb den Amokläufer als "netten, normalen Durchschnittskerl". "Man würde nie denken, dass er so etwas tun könnte", sagte sie.

(ap)
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