Xanten Die Himmelslichter von St. Viktor

Xanten · Im Stiftsmuseum treffen sich am 21. und 22. September Wissenschaftler, um über die Glasmalerei im Dom zu diskutieren. Bürger sind zu den kostenfreien Vorträgen eingeladen.

 Das Viktorfenster aus der Zeit um 1390. 1898/1899 wurde es, wie Elisabeth Maas sagt, "durchgreifend restauriert. Heute wollen die Wissenschaftler konservieren, nicht kopieren.

Das Viktorfenster aus der Zeit um 1390. 1898/1899 wurde es, wie Elisabeth Maas sagt, "durchgreifend restauriert. Heute wollen die Wissenschaftler konservieren, nicht kopieren.

Foto: Museum/Lörcks

Im Xantener St. Viktor Dom begegnen sich Himmel und Erde. Möglich machen es unter anderem die durchscheinenden Glaswände. Gab es in der Romantik noch relativ kleine Fensteröffnungen und große Wandflächen, so wurden in der Gotik die Mauerflächen zunehmend aufgelöst und großflächig durch Glasfenster ersetzt. Dieses wesentliche Gestaltungsmerkmal der Architektur des Mittelalters, ist auch im Xantener Dom zu erleben und erfahren. Die sogenannten Himmelslichter - das älteste, das Grisaille-Fenster, stammt aus der Zeit um 1290 - sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre im Kirchenraum. Immerhin wurden dort insgesamt 600 Quadratmeter Glas verbaut.

Die Himmelslichter von St. Viktor, sie sind am Donnerstag und Freitag, 21. und 22. September, auch Thema eines Kolloquiums. Mehr als ein Dutzend Wissenschaftler aus ganz Deutschland treffen sich in Xanten, um über die insgesamt 24 mittelalterlichen und modernen Glasfenster im Dom zu diskutieren und die Ergebnisse anschließend in einem Sammelband festzuhalten. Auch interessierte Bürger sind zu der Tagung eingeladen. Die verschiedenen Vorträge im Museum, im Hotel van Bebber, im Dom und im Haus Michael sind immer kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

 Eine davon ist Wiebke Schneppel. Sie arbeitet in der Glaswerkstatt der Dombauhütte.

Eine davon ist Wiebke Schneppel. Sie arbeitet in der Glaswerkstatt der Dombauhütte.

Foto: Julia Lörcks

Auslöser des Treffens ist im Übrigen der schlechte Zustand der Fenster. Aus diesem Grunde werden seit 2006, finanziell unterstützt durch das Land NRW und durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, die mittelalterlichen Glasmalereien im Dom restauriert. Dazu wurde in der Xantener Dombauhütte auch eine eigene Glaswerkstatt eingerichtet. "Dabei ist aufgefallen, dass es bislang keine moderne wissenschaftliche Arbeit über die Fenster im Xantener Dom gibt", sagt Elisabeth Maas, stellvertretende Leiterin des Stiftsmuseums. Jens Lieven von der Ruhr-Uni Bochum ergänzt: "Der Forschungsstand ist außerordentlich schlecht. Ende des 19. Jahrhunderts haben sich zwar Wissenschaftler mit den Fenstern beschäftigt, aber das ist lange nicht mehr aktuell und in modernen Publikationen wird immer auf den alten Forschungsstand verwiesen." So wuchs gemeinsam mit dem Museum und der Dombauhütte die Idee, ein Kolloquium zu den Glasmalereien von St. Viktor zu starten, mit Diskussionen und Vorträgen von Experten unterschiedlicher Disziplinen. Gerade auch, weil die Umstände derzeit außerordentlich gut sind. So können in der Glaswerkstatt die Scheiben, die dort denkmalpflegerisch bearbeitet werden, vor Ort begutachtet werden.

Eine davon ist zum Beispiel das Heiligen-Fenster aus der Zeit um 1530/1540. "Die Korrosion hat schwere Schäden verursacht. Das, was noch vorhanden ist, versuche ich, zu erhalten", sagt Wiebke Schneppel. Die Studentin der Fachhochschule Erfurt schreibt nicht nur ihre Masterarbeit über das Xantener Glasfenster, sie hält zusammen mit Professor Sebastian Strobl am Freitag, 22. September, 11.45 Uhr, auch einen Vortrag über die Glasrestaurierung im 19. und 20. Jahrhundert. "Anders als in früheren Zeiten wollen wir heute konservieren und nicht kopieren", sagt Schneppel. Und das sei wichtig, denn weltweit seien nur noch rund zwölf Prozent der mittelalterlichen Himmelslichter erhalten - entsprechend seien auch die Fenster im Xantener Dom von großer Bedeutung.

Ein weiterer Vortrag, den die Veranstalter den Besuchern ans Herz legen, beginnt am Donnerstag, 21. September, um 15 Uhr im Stiftsmuseum. Dort referieren Daniel Parello und Uwe Gast vom Corpus Vitrearum in Freiburg über "Die mittelalterlichen Glasmalereien des Xantener Domes - Fragen und Perspektiven". Nicht zu vergessen die Äußerungen von Ralph Trost von der Ruhr-Universität Bochum, der am Freitag, 22. September, 19.30 Uhr im Haus Michael über das Thema "(...) wie ein Schwurfinger in den Himmel - die Zerstörung von St. Viktor im Frühjahr 1945" spricht. "Diesen Vortrag haben wir bewusst in den Abend verlegt, damit möglichst viele Interessierte die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen", sagt Maas.

Info: Das komplette Programm des Kolloquiums gibt es im Stiftsmuseum und online unter www.stiftsmuseum-xanten.de

(RP)
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