Xanten Blindes Vertrauen

Xanten · Im Rahmen des Vorschulprogramms arbeiten Vorschulkinder des Sprachheilkindergartens St. Viktor unter anderem am Thema "Blindsein". Kürzlich bekamen die Kinder Besuch von zwei angehenden Blindenführhunden.

 Viagra kann angeblich blind machen.

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Foto: ddp, ddp

"Ja, da sind sie!" Die elf Vorschulkinder des Sprachheilkindergartens St. Viktor an der Rheinstraße sind außer Rand und Band. Grund sind die beiden Labradore 'Morris' und 'Lotte', die von den Ausbilderinnen Gabriele Evers und Lena Gräwe von der Hundeschule Siegfried Küch aus Alpen-Veen herein geführt werden. Im Gegensatz zu den hippeligen Fünf- und Sechsjährigen sind der schwarze 'Morris' und die braune 'Lotte' die Ruhe selbst und lassen sich auch nicht durch das Tohuwabohu der Kinder aus dem Gleichgewicht bringen.

Dürfen sie auch nicht. Schließlich sind die prächtigen Vierbeiner angehende Blindenführhunde und seit einigen Monaten in der Ausbildung. Die beginnt nach dem zwölften Lebensmonat, erfahren die Kinder, und dauert bei täglich zweimaligem Training acht Monate lang.

Schärfen der Sinnesorgane

Der Blindenhunde-Besuch gehört zu einem Vorschulprogramm, in dem den elf Vorschulkindern auch das Thema 'Blindsein' näher gebracht werden soll. Sie haben zusammen mit ihrer Gruppenleiterin Brigitte Knebel schon ein Sachbuch durch gearbeitet — Arbeitsblätter gefertigt. Dabei wurden in Spielen und Übungen Gehör- und Tastsinn geschärft und den Kindern verdeutlicht, dass die Welt eine ganz andere ist, wenn ein Mensch nicht sehen kann.

Was lag also näher, eines der Hilfsmittel, die diesen Mangel auszugleichen helfen, hautnah zu erfahren — den Blindenhund eben. Geduldig ließ 'Morris' sich von Lennard, Mike, Goele, Leon und Antoni und allen anderen Steppkes ans Blindenhundegeschirr greifen ("Augen schließen", wurden die Kinder gebeten) und führte sie um Hindernisse, wie eine Bordsteinkante oder ein Loch in der Straße eines sein können. Ob man jeden Hund für diese Aufgaben nehmen kann, "wie wird ein Mensch blind?"

Hunde lernen individuell

Es hagelte Fragen — auch zur Ausbildung, den Kommandos: Der Leitbefehl, von denen ein Blindenhund bis zu vierzig unterscheiden kann, beginne fast immer mit "Such". Oder aber "Ampel", "Voran" oder "Links voran". Individuell lerne der Hund dann mit seiner Bezugsperson den Weg zur Bank oder zum Supermarkt kennen, wisse schließlich den "Weg zur Arbeit" und "nach Hause". Schließlich genossen Kinder und Hunde sichtlich eine Streichelrunde und das Schwanzwedeln von 'Morris' und 'Lotte' schien Beweis genug, dass es den beiden gefiel.

Nichts brachte sie aus dem Gleichgewicht — auch wenn sie zum Abschluss eine Scheibe Fleischwurst gereicht bekamen. Schließlich erfuhren die Kinder, dass die Führhunde sich durch nichts "bei der Arbeit" ablenken lassen dürfen — andererseits ohne Geschirr in ihrer 'Freizeit' aber genau so unbeschwert spielen dürfen wie sie selbst.

(RP)
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