Wesel Zeitzeuge Ernest Kolman am Gedenktag in Wesel

Wesel · Die Ereignisse der Reichspogromnacht, in der auch in Wesel die Synagoge und die jüdischen Geschäfte wie das Schuhhaus David, das Einrichtungshaus Zaudy, das Fotogeschäft Lion oder das Kaufhaus der Familie Leyens zerstört wurden, jähren sich 2013 zum 75. Mal.

Während 1933 noch 161 jüdische Bürger in Wesel lebten, gab es 1943 hier keinen jüdischen Bürger mehr. Die Gründe waren Deportation, Auswanderung und Flucht, erklärte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. "Wir haben die Verantwortung, dass so etwas nie mehr passiert", so Wolfgang Jung, Vorsitzender des Jüdisch-Christlichen Freundeskreises Wesel, mit Blick auf die Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs. Der Gedenktag zur Reichspogromnacht wird am Samstagabend im Bühnenhaus begangen. Mit dabei sein wird auch Ernest Kolman. "Er ist der letzte Weseler jüdischen Glaubens, mit dem wir in engen Kontakt stehen", erklärt Jung.

Ernest Kolman war vor einigen Jahren das letzte Mal in Wesel gewesen und hatte als Zeitzeuge von seinen Erlebnissen in der Pogromnacht berichtet. "Unsere Synagoge wurde in Brand gesteckt, und an allen Ecken wurde randaliert", erinnerte sich Kolman bei einem seiner vergangenen Besuche. Der schlechte Gesundheitszustand seiner mittlerweile verstorbenen Frau hatte es zuletzt nicht ermöglicht, dass Kolman, der mit einem er letzten Kindertransporte Deutschland in Richtung England verließ, in seine Heimat Wesel zurückkehrte. Am Freitag wird der nun 87-Jährige, der in London lebt, wieder in Wesel erwartet. Kolman wird bis Dienstag in Wesel bleiben. Ein Konzertbesuch im Willibrordi-Dom und der Besuch des Humberghauses in Dingden stehen ebenso auf dem Programm wie ein Schulbesuch. Im Mittelpunkt steht der Gedenktag am Samstag ab 19 Uhr im Bühnenhaus. Ernest Kolman wird dort von seinen persönlichen Erlebnissen berichten. Darüber hinaus wird eine Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde Dinslaken Szenen aus Kipphardts "Bruder Eichmann" und Brechts "Furcht und Elend des Dritten Reichs" präsentieren. Es folgt der gemeinsame Lichtergang.

(hüls)
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