Hamminkeln Stolz auf die Gemeinschaftsleistung

HAMMINKELN · Der Glasfaserausbau in Nordbrock-Oberberg-Heide ist abgeschlossen. Das Projekt ist ein mustergültiges Beispiel für Selbsthilfe auf dem Land. Jetzt wird die Fertigstellung am Freitag, 7. September, groß gefeiert.

 Mit vereinten Kräften wurden die Kabel für das schnelle Internet in den Boden gelegt.

Mit vereinten Kräften wurden die Kabel für das schnelle Internet in den Boden gelegt.

Foto: Glasfaserverein

Selbsthilfe statt staatlicher Förderung: Ein weiteres Projekt zeigt, wie der ländliche Raum in Eigenregie an die schnelle Datenautobahn angeschlossen werden kann, ohne auf die große Politik zu warten. Der Glasfaserausbau in Nordbrock-Oberberg-Heide ist abgeschlossen, und die ersten Haushalte sind schon online. „Wir sind stolz auf die Gemeinschaftsleistung, und wir sind froh, nicht gewartet zu haben. Es war wunderbar zu sehen, wie sich 30 bis 40 Helfer an den Samstagen einfanden, um das Projekt voranzubringen“, sagt Manfred Nelskamp. Nun freut er sich, draußen auf dem Lande ins Home-Office einsteigen zu können. Und: „Für die Landwirte ist das Internet für die Steuerung der Betriebe wichtig. Um junge Leute zu halten ist das Glasfaserangebot bedeutend.“

Nelskamp ist Schriftführer der Teilnehmergemeinschaft Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide, deren Vorsitzender Heinz Grunden ist. Der Verein war nötig, um das Projekt zu bündeln und zu organisieren. Als Partner auf Hamminkelner Gebiet kamen die Stadtwerke Rhede hinzu, sie übernehmen das Netz jetzt vertraglich und sind Betreiber. Sie haben geplant, bliesen die Glasfaser in die Leerrohre. Die Muskelkraft lieferten die Anwohner, stellten Trecker und bis zu fünf Minibagger. Erster Spatenstich war am 2. Dezember 2017, die ersten fertigen Anschlüsse wurden im Mai /Juni 2018 geschaltet.

Trotz der anfangs widrigen Wetterumstände mit starkem Frost und lang andauernden Regenfällen mit sehr sehr hohem Grundwasserstand sind durch die enorme Eigenleistung in kurzer Zeit 114 Haushalte mit einem Hauptanschluss und etwa 80 weitere Nebenanschüsse mit einem Glasfaseranschluss versehen worden. 90 bis 95 Prozent aller Haushalte haben sich beteiligt. Ärger um verpasstes Fördergeld, das jüngst Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe für den Glasfaserausbau zugesprochen wurde, gab es nicht. Erstens weil es diese Zusage beim Start des Projektes nicht gab, zweitens weil niemand weiß, wann das Geld fließt, drittens weil Bürgermeister Bernd Romanski beim Land andersgeartete Hilfe schon angesprochen hat. Die Anschlüsse kosten nun 1500 Euro plus 400 Euro Buddelgeld. 600 Euro Nachlass gibt es für die, die den leistungsfähigsten Anschluss buchen.

Die Leistung der Bauernschaft zeigt sich, wenn man die Größe des Versorgungsgebietes betrachtet: von der Van-de-Wallstraße bis an die Grenze zu Havelich, vom Klausenhof bis an die Brüner Grenze. Das Areal ist halb so groß wie das Rheder Stadtgebiet. Hier wurden mit dem Kabelpflug nach dem Loikumer Modell viele Kilometer Leerrohr in die Erde verlegt. Hubert Tenbusch und Alois Beckmann, die Pioniere des Loikumer Glasfaserprojektes, halfen mit ihrer Erfahrung. Die Wirtschaftswege und Hauseinfahrten wurden mit einer Erdrakete unterquert, die Mauereinführungen in die Keller oder Anschlussräume wurden erstellt, und mehrere Minibagger waren nicht nur an den Wochenenden im Einsatz.

 Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Foto: Glasfaserverein
 Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Foto: Glasfaserverein
 Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Foto: Glasfaserverein
 Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Glasfasernetz Nordbrock-Oberberg-Heide

Foto: Glasfaserverein

Nelskamps Fazit: „Es ist eine richtig tolle Solidargemeinschaft entstanden. Kaum einer hat sich zurückgehalten, alle haben geholfen. Wir alle sind froh, so schnell einen guten Glasfaseranschluss bekommen zu haben.“ Viele Anschlüsse seien schon aktiviert und die Kunden sehr zufrieden. Die Umstellung vom alten Betreiber auf die Stadtwerke funktionierte von der einen Stunde auf die andere.

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