Hamminkeln Falken sollen Krähenkolonie verjagen

Hamminkeln · Der Ärger am Dingdener Friedhof reißt nicht ab. 1364 Protestunterschriften gegen die Krähenplage gehen an den Kreis. Der soll den Einsatz eines Falkners erlauben.

 Krähen sorgen schon seit Jahren für Ärger bei den Besuchern des Dingdener Friedhofs. Nun sollen sie von Falken vertrieben werden.

Krähen sorgen schon seit Jahren für Ärger bei den Besuchern des Dingdener Friedhofs. Nun sollen sie von Falken vertrieben werden.

Foto: dpa/F. Hecker

Trauerreden wurden krächzend unterbrochen, Grabsteine sind mit Kot übersät und schon mancher spannte einen Schirm auf, um nicht von dem getroffen zu werden, was die Saatkrähen so hinter sich ließen. Der Streit um Lärm und Schmutz auf dem Friedhof an der Krechtinger Straße in Dingden geht weiter.

Anwohner fordern ein durchgreifendes Handeln der Behörden, haben bisher zwar Verständnis, aber keine Abhilfe erlebt. Bevor das Thema klammheimlich verschwindet, geht es in die nächste Runde des Streites.

Anwohner wie Sylvia Schmeink, Gregor Buttermann und Klaus Wichmann haben bemerkt, dass sie desto mehr Zuspruch erhalten, je mehr die Krähenplage öffentlich gemacht wurde. Das machte Mut für eine Unterschriftenaktion, die Sylvia Schmeink gestern als „vollen Erfolg“ bezeichnete. Zwei dicke Briefumschläge mit Listen von 1364 Unterschriften gehen nun an den Landrat, dessen Untere Landschaftsbehörde zuständig ist, und an Bürgermeister Bernd Romanski, der als Verwaltungschef auf Krähenjagd gehen soll. Die Anwohner fordern den Einsatz eines Falkners, dessen jagdgeübte Tiere die Krähen vergrämen sollen.

Vergrämen heißt verjagen, nicht schlagen, also töten. Sind die Tiere geflüchtet, sollen die dann freien Nester entfernt werden. „Die Falken sind angefüttert. Wenn sie aufsteigen, sind die Krähen gewarnt. Sie erkennen Gefahr und verschwinden“, sagt Klaus Wichmann. Bei der Recherche zum gar nicht so seltenen Fall von Krähenplagen sei man fündig geworden. In Laupheim im Kreis Biberach wurden die Krähen zwei Monate lang durch Falken gestört. „Natur gegen Natur“, nennt Sylvia Schmeink das Prinzip.

In Laupheim zogen 500 Tiere davon, allerdings nur 500 Meter in die nächste Baumkolonie. Probleme in Dingden gelöst, Belastung an anderer Stelle – das kann es auch nicht sein. Kaum vorstellbar, würden die Krähen zum benachbarten Freibad umziehen. Doch im Ortsteil gibt es außer den markanten Friedhofsbäumen keine große Baumkolonie für die eigentlich Stadtnähe liebenden Vögel. „Die Dingdener Heide ist aber nah, dort gibt es genug Baumkolonien“, sagt Gregor Buttermann. Es könnten auch Maßnahmen ergriffen werden, um dort einen Standort zu haben.

Klaus Wichmann, der Jäger ist und sich mit Krähen auskennt, hatte schon auf die beginnende Kolonie aufmerksam gemacht, als nur vier Nester am Friedhof gezählt wurden. Bei der Stadt sei er mit einem Hinweis abgeblitzt. „2016 waren es 24 Nester; 2017 schon 60. Heute nisten hier 400 Krähen. Wenn es so weitergeht, werden es bald 800 Tiere sein“, sagt der Mann, der in der Einflugschneise lebt.

Die Anwohner fürchten die Ausweitung der Kolonie, auch wenn etliche Nester beim letzten Sturm von den Bäumen gefallen sind. Apropos Bäume: Im Weseler Ortsteil Büderich wurden am Marktplatz Bäume gekappt, um Nester unattraktiv zu machen. „Das wollen wir nicht, die mächtigen Bäume am Friedhof sollen mächtig bleiben. Außerdem nutzt eine solche Maßnahme im Endeffekt nicht, es muss jedes Jahr nachgeschnitten werden“, sagt Sylvia Schmeink.

 Am Dienstag wurde der gefundene Falke wieder im Horst auf der Hauptkirche ausgesetzt. Das weibliche Tier umkreiste dabei laut schreiend und aufgeregt den Kirchturm und auch das Rathaus.

Am Dienstag wurde der gefundene Falke wieder im Horst auf der Hauptkirche ausgesetzt. Das weibliche Tier umkreiste dabei laut schreiend und aufgeregt den Kirchturm und auch das Rathaus.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Nächster Schritt der Anwohner ist nun, einen Antrag an die Kreispolitik zu schreiben, um die Falken fliegen lassen zu können. Diese Forderung muss mit dem Naturschutz abgewogen werden. Die Unterschriftenliste wurde jetzt verschickt, um die Frist für einen Antrag an den Ende September tagenden Kreisumweltausschuss einzuhalten. Kommt es zum Einsatz von Falken gegen Krähen, wäre das zum ersten Mal im Kreis Wesel.

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