Wesel Gewerbe-Protest gegen Sperre

Wesel · Alles, was dem Handel in der Innenstadt schadet, soll auf der grünen Wiese rund um die Rudolf-Diesel-Straße nicht erlaubt sein. Das ärgert dortige Flächeneigner, die schon jetzt Probleme mit der Vermarktung haben.

Baumarkt ja, aber kein Lebensmittel-Discounter. Schreinerei ja, aber keine Waschstraße: Mit so genannten Veränderungssperren versuchen Kommunen bestimmte Betriebe von bestimmten Gebieten fern zu halten, um andere Gebiete zu stärken. Gestützt aufs frische Einzelhandelsgutachten geht es im Stadtentwicklungsausschuss morgen um den Bebauungsplan Nr. 161 Rudolf-Diesel-Straße West, wo Lebensmittel-Discounter unerwünscht sind (RP berichtete).

Was man darf, gibt es nicht

Mit großem Interesse verfolgt wird die Beratung auch von Nachbarn auf der anderen Seite der B 58, die bereits seit Jahren unter Veränderungssperren leiden, ihre Flächen nur schwer oder gar nicht vermarkten können. „Ich müsste die suchen, die es gar nicht mehr gibt. Eine Schlosserei oder eine Schreinerei zum Beispiel“, sagt Rudolf Fridriszik. Er liegt mit seinem Elektrogeräte-Groß- und Einzelhandel an der Rudolf-Diesel-Straße, hat aber auch noch eine Halle am Buttendicksfeld. Dort nutzt er 750 Quadratmeter selbst als Lager, hat aber noch weitere 750 plus 800 Quadratmeter Bürofläche leer. Einen Futtermittelmarkt, wo auch mal größere Artikel wie 40 Kilo Stroh verkauft werden, hatte er installieren wollen. „Das wurde von der Industrie- und Handelskammer torpediert“, sagt Fridriszik, der sich wünscht, „dass die Politik über sich selbst hinauswächst und das ganze Gebiet neu widmet, statt auf Götter aus fernen Landen zu hören wie IHK Duisburg oder ein Projektbüro aus Dortmund“. Genauso sieht es sein Nachbar Martin Johnsen. Der geschäftsführende Gesellschafter der Johnsen GmbH (Obst und Gemüse) hat am Buttendicksfeld ebenfalls noch eine 1450-Quadratmeter-Halle, die er seit sechs Jahren nicht vermarktet bekommt. „Ich will mich nicht beschweren, darf aber eigentlich nichts, außer Grundsteuer bezahlen“, sagt Johnsen. Interessenten, zum Beispiel für einen Lebensmittel-Markt, hatte er genug. Nur liefen alle Anfragen ins Leere. Entweder wegen der Veränderungssperren am Buttendicksfeld oder wegen Bedenken der Unteren Wasserbehörde – „obwohl für eine Auto-Werkstatt sämtliche Abscheider vorgesehen gewesen wären“. Mit Fridriszik und anderen Nachbarn wie Auto Becher, SHC Rechtsanwälte und damals noch Coenen hatte er einst eine Eingabe gestartet, die im Rathaus mit Verweis auf die Rechtslage erfolglos blieb.

Johnsen und Fridriszik regen statt Sperren und Einschränkungen vielmehr Lockerungen an, die „auch mehr Gewerbesteuer“ brächten. Immerhin gehe es an der B 58-Ampel um eine Eingangssituation für die Stadt mit einer Dichte von 30 000 Fahrzeugen täglich.

(RP)
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