Wesel Blitz-Marathon zeigt Wirkung

Wesel · Äußerst gesittet waren die Autofahrer gestern im Raum Wesel unterwegs. Die breit angekündigte 24-Stunden-Kontrollaktion hielt Raser in Schach. Auf dem Flürener Weg gingen nur wenige Sünder ins Netz.

 Per EC-Karte flott kassiert: 15 Euro kostete das Standard-Knöllchen beim Blitz-Marathon gestern am frühen Nachmittag auf dem Flürener Weg.

Per EC-Karte flott kassiert: 15 Euro kostete das Standard-Knöllchen beim Blitz-Marathon gestern am frühen Nachmittag auf dem Flürener Weg.

Foto: ekkehart malz

Unauffällig hat der städtische Messwagen am Rand des Flürener Wegs Stellung bezogen. Polizeibeamte stehen in beiden Richtungen in einiger Entfernung zum Anhalten von Rasern bereit. Die gibt es hier sicher immer mal wieder. Nur am frühen Nachmittag machen sie sich gestern dort rar. Und wenn ein Temposünder den Beamten dort ins Netz geht, dann ist er mit etwa 40 statt 30 km/h unterwegs. 15 Euro. Das war's dann. Was in Flüren galt, das galt auch an den meisten anderen Stellen (siehe Zweittext), die für den zweiten NRW-Blitz-Marathon, diesmal mit Hilfe von Bürgerhinweisen, ausgesucht worden waren: gesittetes Fahren, kaum Ausreißer und eine im ganzen freundliche Atmosphäre. "Keiner hat sich aufgeregt", sagt Einsatzleiter Polizeioberrat Herbert Ickert.

Mit Tiefkühlware in Eile

Zu beobachten sind unterschiedliche Reaktionen. Gerrit Bons lacht sich schlapp, als er angehalten wird. "Wat brauchste?", fragt der Niederländer den Uniformierten und schiebt ein "Kriegste!" hinterher. Von der breit angekündigten 24-Stunden-Kontrollaktion hat er nichts mitbekommen. 39 Jahre lebt er in Wesel. Einmal im Monat muss er nach Flüren. Die 15 Euro tun ihm nicht weh. "Geht doch", sagt er. "Wir fahren doch alle nicht so schnell." Anders Lothar Ulrich: Er kommt mit seiner Frau vom Einkaufen und ist schon fast zu Hause, als der Blitz ihn erwischt. Das ärgert ihn. Schon wegen der Tiefkühlware im Kofferraum, um die er nun bangt. Und Raser möchte er schon gar nicht genannt werden. Um die zu erwischen, solle bei Veranstaltungen an den Flürener Sportplätzen oder bei den Schützen kontrolliert werden. Überhaupt findet er's "dämlich", wenn mit Ansage geblitzt wird. Zahlen muss auch er.

Den Eindruck, auf dem Flürener Weg sei am frühen Nachmittag nichts los, hatten Einsatzleiter Ickert und seine Kollegen schon früh. Dennoch wird den Hinweisen und Bitten von Bürgern nachgegangen. In Wesel hatten sich 64 Leute zu 48 Gefahrenstellen gemeldet. Die Polizei erstelllte eine Prioritätenliste. Flüren war dabei, weil sich auch hier mehrere Anrufer gemeldet hatten. Allen Hinweisen wird mit der Zeit nachgegangen. Jeder bekommt Antwort.

Dass sich nicht alle Raserstrecken tatsächlich als solche entpuppen, begründen die Beamten mit "subjektivem Empfinden" der Anlieger. Zur falschen Zeit am falschen Ort — außerdem wird nach der Kontrollstelle wieder aufs Gas gedrückt? Ickert sieht das anders: "Die Leute sollen sich daran gewöhnen, dass wir überall stehen können. Wir machen weiter. Der nächste Blitz-Marathon kommt im Herbst."

(RP)
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