Wermelskirchen Viel Verwirrung durch ominöse Transaktionen

Wermelskirchen · Untreue und Vortäuschen einer Straftat so lauten die Vorwürfe der Kölner Staatsanwaltschaft gegen eine 46-jährige ehemalige Kassiererin der Stadtsparkasse, die sich seit dem 22. Oktober 2001 vor dem Schöffengericht des Amtsgerichtes Bergisch Gladbach verantworten muss. Die Frau soll dem Geldinstitut insgesamt 242000 Mark veruntreut und am 17. März 2000 einen Raubüberfall auf die Hauptstelle nur vorgetäuscht haben.

Die Staatsanwaltschaft Köln wirft der 46-jährigen ehemaligen Sparkassenkassiererin eine "bewusste Verschleierungstaktik" vor. Demnach soll die Frau am 27. Dezember 1999 170000 Mark und am 29. Dezember 60000 Mark aus ihrer Kasse ausgebucht, nicht aber in die Hauptkasse eingebucht haben. Diese Gelder hatte sie in den Vortagen "gehortet". Die Innenrevision, die am 30. Dezember 1999 den Jahresabschluss machte, prüfte die Kasse um 17 Uhr.

Sie war mit 300000 Mark ordnungsgemäß geführt. Um 18.13 Uhr soll die Angeklagte 230000 Mark bei der Hauptkasse eingezahlt haben, "damit der fehlende Betrag nicht auffiel", so die Staatsanwältin. Am 17. März 2000 kam es dann zu einem räuberischen Überfall in der Mittagspause, den die Angeklagte alleine mit dem angeblichen Räuber erlebte ohne Zeugen. Dabei wurden ihr 242000 Mark gestohlen. "Hierdurch sollte die Entnahme der 230000 Mark endgültig verschleiert werden", betonte die Staatsanwältin.

"Ein unsinniger Vorgang"

Sparkassendirektor Karl-Heinz-Kurreck sprach gestern von "absurden Vorgängen". Die 46-Jährige habe zwischen Januar und 17. März 2000 in 74 Fällen "Luftbuchungen" ohne Geld vollzogen, nur um die Entnahme der 230000 Mark zu vertuschen. "Ein unsinniger Vorgang", betonte er.

In unterschiedlichen Betragshöhen habe die Angeklagte Gelder abgebucht, um sie am Folgetag wieder einzubuchen. "Dann wäre ich bodenlos dumm, ich kenne doch die minutiöse Abwicklung der Buchungen", entgegnete die Angeklagte. Kriminalbeamte stellten fest, dass die Frau wirtschaftliche Probleme hatte, monatlich fast 2000 Mark über ihren Verhältnissen lebte.

Datum unkenntlich gemacht

Der Innenrevisor der Kasse legte Belege für Buchungen vor, die angeblich von der 46-Jährigen manipuliert wurden. Auf ihnen sei das Datum unkenntlich gemacht worden. Für ihn stehe fest, dass die Angeklagte Gelder gebucht habe, die es effektiv nicht gegeben habe. Die 46-Jährige habe die für jede Buchung nötige Gegenbuchung selber vorgenommen und sie nicht an den Hauptkassierer übergeben. Die Angeklagte bestritt die Vorwürfe. Sie habe die 230000 Mark in ihrem persönlichen Fach des Tresors "gehortet" und sie dem Hauptkassierer zur Zählung gegeben. Das bestritt der vehement. Sie habe das Geld aus der eigenen Kasse genommen.

Immerhin, so der Vorwurf des Pflichtverteidigers, habe der Kassierer das Geld angenommen, obwohl es durch die Revisoren bereits abgezeichnet worden war. Dieses Geld hätte nicht nochmal aufgenommen werden dürfen. Das gab der Kassierer zu. Ein anderer Revisor gab an, dass er kontrollierte Geldpäckchen an den Banderolen zwar abzeichne jedoch fast immer ohne Datum.

Die ehemalige Kassiererin war bekannt dafür, dass es eine taggenaue Abrechnung bei ihr fast nie gab. Einer Kollegin, die die Kasse der Angeklagte täglich prüfte, fielen die Unregelmäßigkeiten auf. Doch erst im Februar 2000 forderte sie ihre Kollegin auf, die Differenzen zu beheben. Letztes Ultimatum war der 20. März. Am 17. März folgte der angebliche Überfall. "Ich habe ihr geglaubt", gab sie gestern an.

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