Wermelskirchen Pestalozzi: Ausschuss will 2 Mio. nicht übernehmen

Wermelskirchen · Der Haupt- und Finanzausschuss hat gestern Abend gegen den Vorschlag der Stadtverwaltung gestimmt, die Kostenobergrenze zur Anrechnung der Beteiligung der Partnerkommunen für den Bau der Pestalozzischule auf 9,6 Millionen Euro zu begrenzen. Bürgerforum und SPD waren für die Deckelung (5 Stimmen), WNKUWG und CDU dagegen (6 Stimmen).

Bürgermeister Eric Weik hatte vor so einer Entscheidung gewarnt; das könne Burscheid, Leichlingen und den Rheinisch-Bergischen Kreis vergrätzen. Die sind nämlich nicht mehr bereit, die Kostenexplosion hinzunehmen. Zumal die Stadt Wermelskirchen keine Argumente mehr hat für die exorbitante Steigerung von anfangs 2,5 auf zu erwartende 11,6 Millionen Euro. Auf die Deckelung hatten die Partner der Verbundschule sich eingelassen; Wermelskirchen muss die Differenz übernehmen – oder auf eigene Rechnung die Baukostenentwicklung komplett aufrollen – was viel höhere Kosten verursachen wird.

Dreifaches Architektenhonorar

Turadj Zarinfar vom gleichnamigen Ingenieurbüro, das sich spezialisiert hat auf Bauprojektsteuerung, hatte die rund 40 Akten des "Falls Pestalozzischule" oberflächlich gesichtet. Sein Fazit: Das Projekt sei unterschätzt worden. Die Kostentreiber indes identifizierte er und nannte exemplarische Beispiele. So hatte der Architekt vorgeschlagen, den Haustechnikplaner zu kündigen. Dem Rat der eingeschalteten Juristen folgte die Stadtverwaltung nicht und kündigte ihm. Die Folge: Das Architektenhonorar verdreifachte sich von rund 430 000 Euro auf 1,2 Mio. Darin enthalten rund 560 000 Euro für die Umplanung, weil der Haustechnikplaner weg war. Der bekam aber auch sein Honorar.

Einsparungsvorschläge auch vom Architekten, so Weik, seien angenommen worden, ohne dass dieser mitteilte, dass er die Umplanung gesondert in Rechnung stellte. Statt Einsparung gab's Miese.

Die Anwälte der Stadt prüfen derzeit zivil-, straf- und disziplinarische Möglichkeiten. "Diese Arbeit ist sehr intensiv, geprüft wird in jede Richtung", so Jürgen Scholz (Hauptamt).

Dr. André Prusa machte deutlich, Wermelskirchen könne nicht erklären, warum die Kosten aus dem Ufer gelaufen seien. Deshalb sei der Deckelungsvorschlag akzeptabel: "Wir müssen da auch nicht jede Ausgabe belegen." Volker Schmitz (CDU) meinte, wenn man in einem Verbund mit Partnern sei, gelte das bis zum letzten Cent, was Weik zum Eingeständnis brachte: "Wir haben es nicht ordentlich gemacht und auch schlecht mit den Partner kommuniziert." Denn: Geschäftsgrundlage sei der Anbau für 2,5 Mio. Euro gewesen.

Die Inkompetenz der Verwaltung kritisierte Jochen Bilstein (SPD): "Die Stadt hat's verbockt. Deshalb müssen wir die Verantwortung übernehmen." Wie der Rat nun am Montag entscheidet, bleibt abzuwarten. KOMMENTAR

(RP)
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