Kreis Viersen "Wir sichern sozialen Frieden"

Kreis Viersen · Vor knapp einem Jahr wurde die Arge in ein Jobcenter umgewandelt. Die Organisation hat sich verändert, die Probleme sind geblieben. Trotz guter Konjunktur baut sich der Kundenbestand nur sehr langsam ab.

 Vor knapp einem Jahr wurde aus der Arge Kreis Viersen das Jobcenter. Es verteilte 2011 rund 86 Millionen Euro als Transferleistungen.

Vor knapp einem Jahr wurde aus der Arge Kreis Viersen das Jobcenter. Es verteilte 2011 rund 86 Millionen Euro als Transferleistungen.

Foto: Busch

Das Jobcenter Kreis Viersen hat im vergangenen Jahr rund 86 Millionen Euro an Transferleistungen ausgezahlt. Davon entfielen aus dem Kreishaushalt 42,4 Millionen Euro als Kosten der Unterkunft, rund 43,7 Millionen Euro an Leistungen aus dem Arbeitslosengeld II. 24 Millionen Euro umfasste das Budget des Jobcenters für Personal, Verwaltungskosten sowie Eingliederungsleistungen.

Zum Jahreswechsel 2010/2011 war die bisherige Arbeitsgemeinschaft des Kreises Viersen und der Agentur für Arbeit in Krefeld, kurz "Arge", in ein Jobcenter umgewandelt worden. Auch hier werden Bezieher von Arbeitslosengeld II – sie sind länger als ein Jahr ohne Arbeit – sowie Empfänger von Sozialhilfe betreut. Ziel und Aufgabe des Jobcenters ist es, ihren Kunden neue Arbeitsplätze zu vermitteln.

Filialen abgebaut

Von ursprünglich neun Niederlassungen – in jeder Gemeinde eine – im Kreis sind sechs geblieben. Wenn Tönisvorst mit Kempen verschmolzen wird, sind es fünf. "Wir haben uns wirtschaftlich gesundgeschrumpft", erklärte Stefan Röttges, Geschäftsführer des Jobcenters in Viersen. So ist der Anteil an eigenen Personal- und Sachkosten an der Eingliederungshilfe deutlich gesenkt worden. Ein vorgeschaltetes Kundenbüro und die Erweiterung der Besucherzeiten entzerren und beschleunigen Dienstleistungen. Im Augenblick laufen Vorbereitungen, auch telefonisch noch effizienter Kundenanfragen zu bearbeiten. "Der ursprünglich ordnungspolitische Charakter hat im Jobcenter nachgelassen", unterstreicht Röttges' Stellvertreter Burkhard Maaßen.

"Die Übertrittsquote aus dem Arbeitslosengeld I zu uns sinkt stetig. 5800 Zugängen stehen etwa 7000 Abgänge gegenüber" berichtet Maaßen. Im vergangenen Jahr gelangen 3192 Eingliederungen in den Arbeitsmarkt, knapp 50 mehr als im Jahr zuvor. Beides sind Indikatoren für die gute Konjunktur, die dennoch die hohe Zahl der Bezieher von Alg II (Hartz IV) nicht nennenswert abschmilzt. Zurzeit gibt es 9909 Bedarfsgemeinschaften, die das Jobcenter unterstützt.

"Wir geben uns nicht der Illusion hin, dass jeder in der Lage ist, qualifiziert ausgebildet zu werden. Aber wir haben den Ehrgeiz, jeden zu packen, ob Jugendlicher oder Erwachsener", so Maaßen. Vor dem "ungewöhnlich hohen Bestand an offenen Stellen" müsse daher noch mehr für die Qualifizierung getan werden. Außerdem wird ein gemeinsamer Arbeitgeber-Service mit der Agentur eingerichtet, um Wege abzukürzen. "Wenn der Mitarbeiter passt, ist es für den Arbeitgeber unwichtig, ob er von der Agentur oder von uns kommt", hat Maaßen festgestellt.

Die Vermittlung in den sechs Niederlassungen profitiert nach Röttges' Angaben erkennbar von verbesserten Rahmenbedingungen. Die Nachfrage in den Bereichen Lager, Logistik und Warenwirtschaft habe angezogen, der Kreis profitiert von einer guten Lage zu Mönchengladbach und zu Venlo.

"In der Betreuung und Vermittlung leisten unsere Mitarbeiter sehr viel", betont Röttges. Er beklagt, der Blick der Öffentlichkeit auf die Jobcenter sei stark verstellt. "Jede Arbeitslosigkeit ist individuell. Wir sichern mit unserer Arbeit den sozialen Frieden." Frage des Tages

(RP)
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