Viersen Dingel: Luxus können wir uns nicht leisten

Viersen · Werner Dingel sieht sich und seine Partei, die FDP, ein wenig als Prügelknaben. Der Fraktionsvorsitzende der Liberalen im Viersener Stadtrat hatte kürzlich im RP-Gespräch über Überlegungen der Politik berichtet, die Servicestellen in Dülken und Süchteln aus Kostengründen zu schließen.

 Werner Dingel ist Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat.

Werner Dingel ist Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat.

Foto: BUSCH

Diese Überlegungen werden derzeit von allen Fraktionen im Arbeitskreises Haushaltskonsolidierung des Stadtrates angestellt. Und weil Dingel darüber öffentlich gesprochen hat, sieht er sich nun massiver Kritik der Senioreninitiative "Miteinander — Füreinander" und des Arbeitskreises Behindertenfragen in der Stadt Viersen gegenüber (die RP berichtete). Das war schon bei den alten Griechen so: Der Überbringer der schlechten Nachricht wird geköpft.

Werner Dingel hat inzwischen das Gespräch mit der Senioreninitiative gesucht. Rentner Dingel — er geht auf die 70 zu — war im Treffpunkt der Initiative in Süchteln und hat mit Mitgliedern diskutiert. Dort hat er unter anderem bekräftigt, dass es ihm bei allen Überlegungen zum städtischen Haushalt in erster Linie darum geht, "dass wir nicht noch mehr Schulden machen". Es werde lange dauern, den städtischen Schuldenberg abzubauen. Aber irgendwo müsse man anfangen. Die Schließung der beiden Servicecenter in Dülken und Süchteln könnte den städtischen Haushalt um bis zu 200 000 Euro entlassen. Keine so ganz kleine Summe, meint Dingel. In der finanziellen Notlage, in der sich die Stadt Viersen befindet, sei die Aufrechterhaltung der Servicestellen schon "ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können", so Dingel gestern im RP-Gespräch. "Wir werden Mühe haben, unsere Sozialleistungen aufrecht zu erhalten."

Im Übrigen werde die Meldestelle von einem "normalen" Bürger nur alle paar Jahre mal aufgesucht, wenn es darum gehe, den Ausweis oder Pass zu verlängern. Und noch, um gelbe Säcke für den Kunststoffmüll abzuholen. Für Passangelegenheiten könnten Senioren und Behinderte auch nach Viersen ins Stadthaus. Müllsäcke müssten halt woanders, etwa in den Stadtteilbüchereien, ausgegeben werden. Und sollte ein Bürger aus gesundheitlichen Gründen nicht ins Stadthaus nach Viersen kommen können, müsste notfalls ein Mitarbeiter der Stadt ihn zu Hause aufsuchen.

(RP)
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