Urnenbestattung in Niederkrüchten Im Friedwald zurück zu den Wurzeln

Niederkrüchten · Auf einem Waldstück in Niederkrüchten entsteht ein Friedwald. Dort werden Urnen unter Bäumen bestattet, die sich Menschen zu ihren Lebzeiten reservieren können. Ende des Jahres könnte es losgehen. Das Interesse ist groß.

 So ähnlich soll es bald auch auf dem Waldstück in Niederkrüchten aussehen. Wenn alles gut läuft, öffnet der neue Friedwald noch in diesem Jahr, so die Verwaltung.

So ähnlich soll es bald auch auf dem Waldstück in Niederkrüchten aussehen. Wenn alles gut läuft, öffnet der neue Friedwald noch in diesem Jahr, so die Verwaltung.

Foto: dpa

Nach dem Tod in einem Sarg unter der Erde zu liegen, das war vor nicht allzu langer Zeit für viele Menschen die häufigste Form der Bestattung. Doch die Gesellschaft hat sich gewandelt: „In den vergangenen Jahren haben die Bestattungskultur und der Umgang mit der Trauer erhebliche Veränderungen erfahren“, heißt es vom Bundesverband der Bestatter. Immer mehr Menschen verzichten auf einen Sarg und lassen sich in einer Urne beisetzen. Das geht natürlich auch in einem Grab auf dem Friedhof, immer beliebter werden aber Friedwälder. Das sind kleinere Waldstücke, in denen sich Menschen nach dem Tod in einer biologisch abbaubaren Urne unter den Bäumen beerdigen lassen können. Quasi als Wurzel des Baums.

Ein solcher Friedwald entsteht derzeit in dem kleinen Gemeindeareal zwischen der Autobahn 52 und der Alte Zollerstraße in Niederkrüchten. „Wir hoffen ganz stark auf eine Umsetzung noch in diesem Jahr“, sagt Marie-Luise Schrievers, Kämmerin der Gemeinde. „Es werden gerade die ersten zwei Hektar vorbereitet. Wenn mit den öffentlichen Genehmigungen alles rund läuft, dann sollte es klappen.“

Um die Umsetzung kümmert sich die Gemeinde allerdings nicht allein. Dafür ist die Friedwald GmbH zuständig. „Wir geben nur das Land und erhalten dafür eine Umsatzbeteiligung. Um alles andere kümmert sich das Unternehmen“, sagt Schrievers. Derzeit beschäftige man sich mit der „Wegführung und einem kleinen Andachtsplatz.

Ende diesen Jahres sollen die Menschen dann ihren eigenen, persönlichen Beerdigungsbaum aussuchen können. Kenntlich werden diese durch eine Namensplakette am Stamm gemacht. Laut Friedwald GmbH kostet ein Platz zwischen 490 und 1200 Euro, die Ruhefrist richte sich nach der jeweiligen kommunalen Friedhofs-Ordnung. Bäume mit mehreren Plätzen kostet ab circa 2500 Euro bis über 6000 Euro je nach Größe und Wuchs des Baumes. Hier wird das Anrecht für 99 Jahre erworben. „Das sind jeweils die Kosten für das Baumgrab, dazu kommen im Trauerfall die Beisetzungskosten von 350 Euro, darin enthalten ist die biologisch abbaubare Urne“, so eine Sprecherin des Unternehmens. (Vergleich zum kommunalen Friedhof: siehe Info-Kasten). Es gibt beispielsweise Einzelbäume, Partnerbäume und natürlich Familienbäume. „Die kauft man für 99 Jahre, dann kommen dort mehrere Generationen hintereinander unter“, so Kämmerin Schrievers. Aber auch in der Baumart wird noch einmal unterschieden.

Die Nachfrage nach Urnenbegräbnissen unter den Bäumen ist groß. „Wir haben kontinuierlich Anfragen“, sagt Schrievers. „Ich würde jetzt nicht von einem Ansturm sprechen, aber es herrscht schon großes Interesse.“ Das gelte auch für Nachbarregionen. Es gehe sogar das Gerücht herum, dass bei örtlichen Bestattern schon Urnen mit Verstorbenen warten würden. „Aber das ist natürlich nicht so. Das darf nach deutschem Recht gar nicht passieren“, sagt Schrievers.

Die Kämmerin hat eine einfache Erklärung für das große Interesse: „Der Vorsorgegedanke spielt bei den Menschen inzwischen eine viel wichtigere Rolle“, sagt sie. Viele Männer und Frauen würden sich heute schon im Alter von 50 Jahren mit dem eigenen Begräbnis beschäftigen. „Die Menschen sind froh, wenn diese Angelegenheiten frühzeitig geklärt sind.“ Natürlich könne man nicht alle Entscheidungen im Vorfeld treffen, aber es helfe den Hinterbliebenen schon.

Ein weiterer Grund für das gestiegene Interesse sieht Marie-Luise Schrievers im veränderten Lebenswandel der Generationen: „Viele möchten heute gar kein Grab mehr, weil es oft auch mit Prunk verbunden ist.“ Die Naturverbundenheit stehe im Vordergrund. „Das ist ja eine ganz andere Ideologie, die diese Menschen haben“, so die Kämmerin. Zudem entlaste eine Bestattung im Friedwald die Hinterbliebenen, gerade im Hinblick auf die Grabpflege.

Platzmangel wird trotz des großen Andrangs übrigens nicht herrschen: „In jedem Hektar stehen etwa 150 Bäume“, sagt Schrievers. Davon werden laut Friedwald GmbH etwa 80 für Bestattungen genutzt. Pro Baum könnten dann vier bis fünf Menschen bestattet werden. Das Areal soll etwa 50 Hektar groß werden. Ein Blick auf den Taschenrechner verrät: Etwa 20.000 Urnen könnten hier einmal begraben werden. Oder um es mit den Worten der Kämmerin auszudrücken: „Es sind unendlich viele Plätze.“

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