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Viersen 42 Pappeln sollen fallen

Viersen · In den Niersauen in Viersen-Clörath sollen Anfang Januar Pappeln gefällt werden. Ein Landwirt fühlt sich von den Bäumen bedroht. Anwohner und Naturschützer sind aufgebracht. Die Stadt will ersatzweise neue Bäume pflanzen.

 Sind für den Erhalt der Pappeln in den Niersauen (von links): Anwohnerin Carla Mertens sowie Horst Meister und Almut-Grytzmann-Meister vom BUND. Ab Januar sollen insgesamt 42 Bäume gefällt werden.

Sind für den Erhalt der Pappeln in den Niersauen (von links): Anwohnerin Carla Mertens sowie Horst Meister und Almut-Grytzmann-Meister vom BUND. Ab Januar sollen insgesamt 42 Bäume gefällt werden.

Foto: BUSCH

Noch stehen sie quasi wie eine Grenze zwischen den durch den Kreis Viersen angelegten Feuchtwiesen und Teichen des Landschaftsschutzgebietes entlang der Niers in Viersen-Clörath und den Feldern eines angrenzenden Landwirtes. Die Rede ist von 42 Pappeln. Sie sind nach Schätzung des Viersener Stadtförsters Rainer Kammann rund 50 Jahre alt. Die Stadt plant, die Baumriesen Anfang des neuen Jahres zu fällen.

Schuld daran sind nach Ansicht von Natur- und Umweltschützern zwei Landwirte. Hans-Leo Sieben und sein Sohn Andre fühlen sich von den Pappeln bedroht. "Voriges Jahr im Sommer bei der Kartoffelernte kam ein heftiger Sturm auf und ein Ast hätte mich beinahe getroffen", berichtet Hans-Leo Sieben bei einer Begehung mit Vertretern der Viersener Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Nicht zumutbar

Das ist aber nicht der einzige Grund. Vater und Sohn sehen es als nicht weiter zumutbar an, dass "wir morsche Äste, die auf unsere Fläche herunterfallen, eigenhändig mit großem Aufwand entfernen müssen", sagen sie. Andre Sieben betont zwar, als Landwirt lebe man mit der Natur und jeder Baum, der gefällt werde, tue ihm weh. Doch das hält ihn nicht davon ab, die Fällung der Pappeln zu fordern.

Hans-Leo Sieben war es, der sich bereits Ende 2006/Anfang 2007 an Stadtförster Kammann wandte und sich über die Pappeln und das nach Stürmen angeblich auf seinem Feld liegende Geäst beschwerte. Der Stadtförster brachte die Baumfällung darauf hin in den Forstwirtschaftsplan 2007 ein. Der wurde am 26. November 2007 in der Sitzung des damaligen Umweltausschusses beschlossen — mit der Auflage, die Anwohner zu informieren. Bei denen stieß die Fällung der Bäume auf wenig Gegenliebe und daher ruhte der Fällplan zunächst.

Doch Hans-Leo Sieben ließ nicht locker, wenngleich es die Anwohner anders sehen. "Die Reihe ist wunderschön und stört niemanden", sagt Carla Mertens, die von der Clörather Mühle, wo sie seit Jahrzehnten wohnt, einen direkten Blick auf die Pappeln hat. Ludwig Mertens vermutet bei der Stadt Viersen aufgrund der bereits vorgenommenen zahlreichen Fällungen der Pappeln entlang der Niers und anderswo eine "Pappelphobie".

"Die Begründung, Pappeln gehörten ursprünglich nicht zum Landschaftsbild des Niederrheins, hat keinen Gegenwert. Pappeln gab es hier schon seit dem Mittelalter. Zudem ist der Niederrhein eine vom Menschen beeinflusste Naturlandschaft", bemerkt Ludwig Mertens. Er versteht nicht, warum die Bäume inmitten der Wiesen und Äcker, wo sie keinen stören, weg sollen.

"Die Bäume müssen gefällt werden", diese Meinung vertritt der Eigentümer der landwirtschaftlichen Fläche, der namentlich nicht genannt werden möchte. Der BUND sieht dies anders. Es liege keine Hiebreife vor und die Bäume seien nicht krank. Sie widerstanden sogar Kyrill und anderen Stürmen. Und das, ohne Äste zu verlieren. "Die Pappeln müssen nur von der Stadt Viersen, die Eigentümer der Baumreihe ist, gepflegt werden. Eine ganz normale Verkehrssicherheitspflicht", sagt Horst Meister vom BUND.

Doch genau die kann Kammann nicht gewährleisten. "Wir müssten dafür eine Kettenbühne anmieten und das ist zu teuer. Ich bin von Hans-Leo Sieben auf die fallenden Ästen hingewiesen worden und muss handeln. Ich kann die Verantwortung nicht mehr übernehmen", sagt Kammann, der ansonsten keinen Grund für die Fällung angeben kann. Der Zustand der Bäume sei keinesfalls so schlecht, dass sie weg müssten, fügt er an.

(tref)
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