Brüggen So hat sich Brüggen verändert

Brüggen · Die private Sammlung historischer Postkarten ruft die Erinnerung an die alten Ortsstrukturen wach. Einigen Ortsansichten aus dem Archiv von Wilfried Füsers stellt die Rheinische Post aktuelle Fotos von Brüggen, Bracht und Born gegenüber.

Nicht nur Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens – auch ihre Heimat verändert sich. Ganz besonders stark in den vergangenen 100 Jahren – zum einen auf Grund zweier verheerender Kriege, zum anderen durch die wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche unserer Gesellschaft. Dies geschah nicht nur in Großstädten, sondern auch – und manchmal besonders – auf dem Lande. Es ist noch nicht vergessen, wie in den vergangenen Jahrzehnten so mancher "Abenteuerspielplatz" sich durch systematische Bebauung und Pflasterung in einen Ortsmittelpunkt verwandelte. Ein Paradebeispiel hierfür ist der "Weizer Platz" in Bracht. Noch 1966 stand auf dem "Marktplatz" der Schlauchturm der Freiwilligen Feuerwehr in Nachbarschaft von Scheune und Misthaufen eines Gehöfts.

Es ist meist die Aufgabe von städtischen oder kirchlichen Archiven, die Erinnerung an frühere Zeiten zu bewahren. Die Gemeinde Brüggen hat kein eigenes Archiv, sie ist auf das Kreisarchiv in Kempen angewiesen. Doch private Initiative hat es geschafft, ein derartiges Archiv für Brüggen, Bracht und Born anzulegen, zu pflegen und stetig zu erweitern. Der Brachter Wilfried Füsers hat mittlerweile die stattliche Anzahl von mehr als 500 "Belegen" aus elf Jahrzehnten gesammelt: Briefe, Firmenbriefbögen, Postkarten und Ansichtskarten. Zunächst galt sein Interesse den Poststempeln, aus denen früher das Datum zu ersehen war. Doch eines Tages drehte er die Ansichtskarten herum und fragte sich: "Nanu, wo steht denn dieses Haus in Bracht? Wo ist diese Brüggener Fabrik geblieben? Und wieso ist vom Schwimmbad im Borner See nichts mehr da?"

Nun war Füsers' Interesse erst richtig geweckt. Von seiner Briefmarkensammlung hatte er sich schon lange verabschiedet, doch nutzte er seine Verbindungen, jetzt gezielt alte Ansichtskarten seines Heimatortes Bracht und dann auch von Brüggen und Born zu sammeln. Er erinnert sich noch gut an das Brüggener St.-Rochus-Hospital, das am 24. Juni 1964 nach 70 Jahren geschlossen wurde. Wo einst Patienten behandelt wurden, können Badenixen heute schwimmen: im Hallenbad an der Hochstraße.

Spannend ist auch die Geschichte der Klosterstraße in Brüggen, durch die noch bis 1979 der Verkehr im Zuge der B 221 floss. Die Postkarte von 1900 zeigt die Ansicht von der Torschänke aus: ein Stück unbebaute Fläche, ein Kriegerdenkmal, das auch längst verschwunden ist. Heute steht dort ein großer Eckbau, der seine Bestimmung schon mehrfach gewechselt hat. Und an der oberen Klosterstraße neben der Gaststätte stand die Fabrik Neuenhofen – wo heute ein Drogeriemarkt ist. Und schließlich der Borner See: Das Strandrestaurant Haus Seeheim war "geeignet für Betriebsausflüge" und hatte ein Freibad – das 1955 geschlossen wurde.

(flo)
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