Tönisvorst Kniegelenke: Heilung mit Eigengewebe

Tönisvorst · Seit September führt Dr. Peter Mann, Chefarzt Orthopädie, im Alexianer Krankenhaus Knorpelzelltransplantationen am Knie durch. Wenn der neue OP-Trakt in St. Tönis fertiggestellt ist, wird diese Technik auch dort angeboten.

 Dr. Peter Mann, Chefarzt der Klinik für Orthopädie der Alexianer Tönisvorst GmbH, startet im kommenden Jahr mit der Transplantation von körpereigenen Knorpelzellen des Kniegelenks auch in Tönisvorst.

Dr. Peter Mann, Chefarzt der Klinik für Orthopädie der Alexianer Tönisvorst GmbH, startet im kommenden Jahr mit der Transplantation von körpereigenen Knorpelzellen des Kniegelenks auch in Tönisvorst.

Foto: ACHIM HÜSKES

Dr. Peter Mann, Chefarzt der Orthopädie am Alexianer Tönisvorst, ist - nach Angaben der Klinik - derzeit der einzige Orthopäde am linken Niederrhein, der Knorpelzelltransplantationen beherrscht. Er verfügt durch seine Tätigkeit in Krefeld über eine Erfahrung von rund 100 Knorpelbehandlungen pro Jahr. Diese hochmoderne OP-Technik, die erst vor drei Jahren perfektioniert wurde, kann demnächst auch in Tönisvorst vor Ort durchgeführt werden, wenn der neue OP-Trakt Anfang nächsten Jahres fertiggestellt sein wird. Diese moderne, aber auch teure Technik (rund 7000 Euro) dient dazu, das Kniegelenk zu retten und eine Prothese (künstliches Gelenk) überflüssig zu machen. Sie wird nur an zertifizierten Zentren angeboten.

Im Tönisvorster Krankenhaus erklärte Dr. Peter Mann gestern anhand von Fotos und Grafiken die Vorteile der neuen Technik. Der Experte für die gelenkerhaltende Chirurgie ist begeistert über die Ergebnisse dieser Therapie: "Schon die ersten Ergebnisse waren so gut, dass mit einer intensivierten Forschung eine Therapie entwickelt wurde, die zu den erfolgreichsten der gesamten Medizin zählt". Zerstörte Knorpelzellen regenerieren sich nicht selbst. Aber bereits seit 1989, also seit 25 Jahren, ist es möglich, Knorpelzellen aus dem Kniegelenk zu isolieren und diese für die Rücktransplantation im Labor in einer Nährlösung zu züchten. Dieser Vorgang dauert sieben Wochen. Insgesamt ist dieses Verfahren heute sehr ausgereift. Dr. Mann entnimmt Zellen aus dem Knorpel über eine kurze Gelenkspiegelung, die Arthroskopie, in Narkose. Später werden die Stammzellen über einen kleinen Hautschnitt oder eine erneute Gelenkspiegelung wieder eingesetzt. Nach etwa sechs Wochen ist der Defekt aufgefüllt und das Knie kann im Alltag wieder voll belastet werden. Die endgültige und sportlich belastbare Härte des Knorpels ist dann nach etwa einem Jahr erreicht. Besonders geeignet ist diese Therapie bei großen Knorpelschäden über vier Zentimetern, allerdings nur bei Patienten unter 55 Jahren und solchen, die an diesem Gelenk keine Voroperationen haben.

Dr. Mann: "Es gibt keine medizinische Behandlung, die so gut dokumentiert ist, wie die Knorpelzelltransplantation. In unzähligen wissenschaftlichen Studien konnte die Behandlung mit einer Erfolgsquote von 80 bis 90 Prozent nachgewiesen werden. Beeindruckend sind vor allem die Langzeitergebnisse über eine Studiendauer von 20 Jahren."

Die körpereigene Knorpelzelltransplantation (autologe Chondrozytentransplantation oder ACT) ist eine medizinische Erfolgsgeschichte, erklärt Dr. Mann. 1989 gelang es Mats Brittberg von der Universität Göteborg, Knorpelzellen zu isolieren und diese für den Einsatz im menschlichen Körper im Labor zu züchten. Die neuen Stammzellen werden mit der Nährlösung in das Knie eingespritzt und mit einem Stück Knochenhaut verschlossen. Das ist insgesamt ein sehr aufwendiges Verfahren. Vor allem bei verletzungsbedingt isolierten Knorpelschäden bei jüngeren Patienten ist diese Therapie eine echte Alternative, so der Chefarzt weiter.

Kniegelenke sind sehr komplexe Gebilde und müssen hohen Belastungen standhalten. Sowohl durch vorzeitigen Verschleiß, als auch durch einen Unfallschaden wird die für die geschmeidige Mechanik des Kniegelenks zuständige Knorpelsubstanz beeinträchtigt. Beste Vorsorge für ein gesundes Knie ist übrigens viel Bewegung.

(RP)
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