Tönisvorst Zwei zentrale Bereiche werden definiert

Tönisvorst · Gestern stellte der Gutachter Dr. Rainer Kummer sein Einzelhandelskonzept für beide Ortsteile vor. Die Empfehlung an die Politik ist dabei, die Innenstädte zu stärken. In diesem Sinne lehnt Verwaltung einen neuen großen Edeka-Markt ab.

Tönisvorst: Zwei zentrale Bereiche werden definiert
Foto: Kaiser, Wolfgang

Die Landesplanung setzt bei der Entwicklung des Einzelhandels auf eine Stärkung der Innenstädte. Die autogerechte Idee der 70er Jahre, große Einkaufszentren mit Parkplätzen auf der grünen Wiese vor den Städten zu bauen, wird damit für innenstadtrelevante Sortimente aufgegeben. Die Stadt Tönisvorst hat 2013 ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept in Auftrag gegeben, weil bei Rechtsstreitigkeiten klar definiert sein muss, wo genau - parzellengenau - die zentralen Versorgungsbereiche der Innenstädte sind. Gestern stellte Dr. Rainer Kummer vom Beratungsbüro Futura Consult in Eschweiler, erstmalig ein solches Konzept für beide Ortsteile, also St. Tönis und Vorst, im Rathaus vor.

Dr. Kummer schlägt für Vorst einen zentralen Versorgungsbereich vor, der das Dreieck Lindenallee, Steinpfad, Markt, Kuhstraße und Hauptstraße mit einer Ausbuchtung bis zur Johannes-Stadtfeld-Straße umschreibt. Bei der Bestandsanalyse der Situation in Vorst hat sich ergeben, dass Vorst das Potenzial für einen zweiten Lebensmittel-Einzelhandel hätte, neben dem vorhanden Rewe-Markt am Ortseingang. Ein Discounter wäre denkbar, dann natürlich aber nicht im zentralen Innenstadtbereich, sondern eher in Randlage.

Für St. Tönis fängt der zentrale Versorgungsbereich an der Viersener Straße an, geht über Pastorswall, ein Stück der Dammstraße und der Willicher Straße, Wilhelmplatz und Krefelder Straße (bis Osterheide), ein Teil der Friedensstraße, Ringstraße bis zur Schulstraße, nimmt eine kleine Ecke Gelderner Straße mit, führt an der Marktstraße bis zur Viersener Straße. In den zentrenrelevanten Bereichen sollen nahversorgungsrelevante Sortimente wie Lebensmittel, Drogerie- und Kosmetikartikel sowie zentrenrelevante Sortimente, darunter Bekleidung, Computer, Geschenkartikel, Hausrat, Schreibwaren, Elektrokleingeräte und Unterhaltungselektronik, Spielwaren, Uhren und Schmuck angeboten werden.

Außerhalb der Innenstädte können sich Einzelhändler etwa für Baumarktsortiment, Gartenbedarf, Elektrogroßgeräte, Fahrräder, Möbel, Tiernahrung, Autos und Motorräder ansiedeln. Gezielt fehle in Tönisvorst ein Baumarkt, gibt Dr. Kummer in Richtung Verwaltung zu verstehen. Zurzeit werden in der Verwaltung zwei Anfragen diskutiert. Für ein Gelände am Maysweg gibt es das Interesse, einen etwa 2500 qm großen Edeka-Markt anzusiedeln. Gleichzeitig will der Lidl-Markt am Ostring die Verkaufsfläche vergrößern.

Nach den Vorgaben des gestern vorgestellten Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes wäre die Ansiedlung eines weiteren Lebensmittel-Vollsortimenters kontraproduktiv für die Stadtentwicklung. Durch die Ansiedlung des Rewe-Marktes am Alten Graben profitiere die Innenstadt (Hochstraße) durch eine erhöhte Frequenz, so Dr. Kummer. Ein neuer größerer Vollsortimenter würde Kundenströme aus der Innenstadt abziehen, was nicht gewollt sein könne. Eine Ausweitung des Discounters am bestehenden Standort dagegen werde nicht diese negativen Effekte zeigen, so dass dieses Vorhaben als unproblematisch angesehen werden könne.

Mit einem Wert von 106,14 Prozent liegt Tönisvorst bei der Kaufkraft über dem Bundesdurchschnitt. Statistisch gebe jeder Tönisvorster rund 6250 Euro jährlich im Einzelhandel aus (Bundesdurchschnitt 5900 Euro). Da Tönisvorst aber an ein Oberzentrum grenze, fließe auch Kaufkraft aus der Stadt ab. Bürgermeister Thomas Goßen und Marcus Beyer, Fachbereichsleiter Planung, sind jetzt auf die Diskussion der Betroffenen gespannt.

(RP)
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