Tönisvorst Neubau-Plan findet nicht nur Freunde

Tönisvorst · Das Neubauprojekt an Kirchplatz und Alter Markt in St. Tönis nimmt konkrete Züge an. Im Planungsausschuss stellte die Baufirma Tecklenburg Details vor. Nicht alle Politiker sind mit den Dimensionen einverstanden.

 Ansicht Alter Markt: So sieht der Neubau in der Computersimulation aus. Die Stellplätze und Tiefgarage der 35 Wohneinheiten werden über Ein- und Ausfahrten auf die Kaiserstraße (Foto) erschlossen.

Ansicht Alter Markt: So sieht der Neubau in der Computersimulation aus. Die Stellplätze und Tiefgarage der 35 Wohneinheiten werden über Ein- und Ausfahrten auf die Kaiserstraße (Foto) erschlossen.

Foto: STADt

Ruprecht Beusch ist empört. Der Grünen-Politiker spricht sich strikt gegen die de facto vier Geschosse aus, die der Neubau am Kirchplatz haben soll. "Eine Firsthöhe von 14,50 Meter neben dem Pfarrhaus passt städtebaulich überhaupt nicht ins Konzept", sagt der pensionierte Architekt. "Dieser Klotz ist eine Schande für den Ortskern. Da kann man den Kirchplatz gleich in Tecklenburgplatz umbenennen." Hans-Joachim Kremser (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses, der sich jetzt mit den Details der Neubauten an Kirchplatz und Alter Markt beschäftigte, bleibt gelassen: "Der Bau ist bereits so beschlossen. Ihr Einwand kommt zu spät."

Tatsächlich war ein Neubau in dieser Größe auch bei der SPD, der Kremser angehört, nicht unumstritten. Mit nur einer Stimme Mehrheit hatte der Liegenschaftsausschuss vor einem Jahr in geheimer Abstimmung dem Bauunternehmen Tecklenburg aus Straelen den Zuschlag für den Neubau auf dem Areal der ehemaligen Grundschule erteilt. Besonders die CDU war für einen Neubau in dieser Form. Anderen Politikern, darunter Vertreter von SPD, FDP und Grünen, schien der Bau überdimensioniert - dabei war seinerzeit noch von 25 Wohnungen die Rede. Mittlerweile sind 35 Wohnungen geplant, weshalb die Neubauten, drei werden es insgesamt, noch ein sogenanntes Sattelgeschoss bekommen.

Auch die wenigen Stellplätze, die der Architekt eingeplant hatte, die verkehrliche Anbindung über die Kaiserstraße und das Brandschutzkonzept stießen auf Kritik, die auch in der neuerlichen Vorstellung nicht ausgeräumt werden konnten. Zwar sind jetzt 17 oberirdische und "circa", wie es in den Unterlagen heißt, 37 Tiefgaragenstellplätze geplant, aber die Anwohner von Hospital- und Kaiserstraße befürchten ein Chaos in den schmalen Einbahnstraßen, wenn diese den Verkehr aufnehmen sollen, den 35 weitere Autofahrer täglich verursachen. Und auch auf der Kirchstraße, ein verkehrsberuhigter Bereich, rechnen die Bürger mit deutlich mehr Autos.

Auch die Bedenken zum Thema Brandschutz konnten nicht überzeugend ausgeräumt werden. Da es keine Zufahrt für Feuerwehr- und Rettungswagen in den Innenbereich der Neubauten gibt, soll ein Hydrant im Hof für Löschwasser sorgen. Die Rettungswagen aber bleiben draußen. Sie können lediglich die Häuser an Kirchplatz und Alter Markt anfahren. Das dritte Haus im Inneren des L-förmigen Grundstücks bleibt unerschlossen.

Rund 2700 Quadratmeter hat das Gelände, auf dem noch das Gebäude der städtischen Grundschule steht, die 2008 geschlossen wurde. Südlich grenzt das Areal an den Pfarrgarten, nördlich an den Alter Markt. Von dort sollen die Bewohner über eine Ein- und eine Ausfahrt die überirdischen Stellplätze und die Tiefgarage anfahren. In dem Gebäude soll zwischen der Ein- und der Ausfahrt Gastronomie angesiedelt werden. Die Belebung des Alter Markt durch einen Betrieb mit Außengastronomie war der ausdrückliche Wunsch der Stadt.

Die beiden weiteren Vorgaben lauteten "barrierefreie Wohnbebauung im Sinne eines generationenübergreifenden Wohnens" und eine "fußläufige Verbindung zwischen Alter Markt und Pastorswall". Von einer weiteren Wunschvorstellung, nämlich durch den Neubau mehr Mietwohnungen in der Innenstadt zu schaffen, wurde inzwischen scheinbar Abstand genommen. Die 35 Wohnungen in den neuen Häusern sind ausschließlich Eigentumswohnungen.

(RP)
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