Tönisvorst Bittere Pille für Realschule in St. Tönis

Tönisvorst · Zwei Stunden lang diskutierte der Schulausschuss das Raumkonzept für die weiterführenden Schulen. Rund 200 Eltern verfolgten die Diskussion. Obwohl alle Schulleiter auf eine schnelle Entscheidung drängten, gab es keinen Beschluss.

 Zahlreiche Eltern im Zuhörerraum und auf der Tribüne verfolgten die Schulausschuss-Sitzung im Forum.

Zahlreiche Eltern im Zuhörerraum und auf der Tribüne verfolgten die Schulausschuss-Sitzung im Forum.

Foto: Kaiser

"Es gibt keinen Kompromiss", sagte Monika Ricken, Leiterin der Realschule Leonardo da Vinci, "einer muss die bittere Pille schlucken." Und wie es aussieht, ist das die Realschule. Zwar fasste der Schulausschuss bei seiner Sitzung am Mittwochabend keinen verbindlichen Beschluss, aber die Politiker einigten sich einstimmig auf eine Empfehlung. Demnach soll die auslaufende Realschule mit den verbliebenen 14 Klassen zum nächsten Schuljahr in das Gebäude der Hauptschule am Kirchenfeld ziehen. Die auslaufende Hauptschule zieht ins Schulzentrum. Dort sind dann, so die Prognose, 43 Klassen des Gymnasiums, neun Klassen der Sekundarschule und die letzten fünf Klassen der Hauptschule untergebracht.

Rein rechnerisch bietet das Schulzentrum den Schülern der drei Schulformen damit genügend Platz. Allerdings nur für zwei Jahre. Schon im Schuljahr 2016/17 fehlen im Schulzentrum voraussichtlich drei Klassenräume. Für das Schuljahr 2017/18 weist die Prognose ein Minus von sieben Klassenräumen auf. Spätestens dann muss also wieder eine neue Lösung gefunden werden. "Es ist unsinnig, das Kirchenfeld jetzt mit viel Geld auf die Bedürfnisse der Realschule zuzuschneidern, um das Gebäude in zwei oder drei Jahren für andere Bedürfnisse wieder neu auszustatten", sagte Dr. Michael Horst von der SPD.

Die anderen Bedürfnisse, das wären die der Klassen 5, 6 und 7 des Gymnasiums oder alternativ der Klassen 8, 9 und 10 der Sekundarschule, die in zwei Jahren laut Raumkonzept die Realschule sukzessive im Kirchenfeld ablösen könnte. Weil die aktuellen Kosten für die möglichen Lösungen und die Folgekosten bei weiteren Umzügen in zwei Jahren nicht vorlagen, sahen die Politiker sich nicht in der Lage, "eine Entscheidung von solcher Tragweite", wie es hieß, zu treffen.

Die Verwaltung ist jetzt aufgefordert, möglichst schnell Berechnungen anzustellen, welche Variante wie teuer ist. Bei der nächsten Sitzung des Schulausschusses am Mittwoch, 5. Februar, 18 Uhr im Rathaus soll ein Beschluss gefasst werden. Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, rund 100 000 Euro wird der aktuelle Haushalt für den Umzug aufbringen müssen. Denn sowohl Paul Birnbrich, Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums, als auch Realschuldirektorin Monika Ricken haben bereits eigene Berechnungen angestellt.

Um den gegenwärtigen Standard im Schulzentrum zu erhalten, müsste das Gebäude im Kirchenfeld demnach für das Gymnasium mit interaktiven Systemen ausgestattet werden, für den Physikbereich müssten Elektronik- und Optikkästen angeschafft werden, Sporthalle und Freiarbeitsraum müssten aufgewertet, Mensa und Bibliothek eingerichtet werden. Der Realschule fehlen im Schulgebäude Kirchenfeld ein moderner Technik- und Computerraum sowie die mediale Ausstattung der Klassenräume. Da die Klassen der Realschule oft 32 Schüler haben, müssten die Klassenräume im Kirchenfeld außerdem vergrößert werden. Auch die Sporthalle soll besser ausgestattet werden.

Ob ein Neu- oder Anbau ans Schulzentrum letztlich nicht die günstigere Variante wäre, darüber könne heute nicht entschieden werden, sagte Bürgermeister Thomas Goßen: "Wir wissen nicht, wie viele Räume auf lange Sicht wirklich gebraucht werden." Aufgrund des demografischen Wandels reiche der Platz im Schulzentrum wahrscheinlich schon ab dem Schuljahr 2022/23 für das Gymnasium und die Sekundarschule aus. Dabei ist der zusätzliche Raumbedarf, den die Inklusion mit sich bringt, als große Unbekannte allerdings nicht berücksichtigt.

(WS03)
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