Serie Stangentaxi & Co Wochenendausflug mit dem Linienbus

Solingen · An Sonntagen steuern die Busse der Linie 691 direkt von Ohligs aus das beliebte Ziel Rüden an – mit unterschiedlicher Fahrgastfrequenz.

 Normalerweise verkehrt die Buslinie 691 von der Lukas Lininik über den Solinger Hauptbahnhof (Foto) nach Höhscheid. Sonntags wird der Linienweg nach Rüden verlängert.

Normalerweise verkehrt die Buslinie 691 von der Lukas Lininik über den Solinger Hauptbahnhof (Foto) nach Höhscheid. Sonntags wird der Linienweg nach Rüden verlängert.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Schnell den Rucksack gepackt, die Wanderschuhe an – und hinein in den Linienbus: Denn die 691 wird schließlich an Sonntagen zeitweilig zur Ausflugslinie – und fährt dann von der St. Lukas Klinik in einem Rutsch durch bis nach Rüden, anstatt wie sonst in Höhscheid umzukehren.

Ich steige also an diesem warmen Sommertag am Rande der Ohligser Heide in den Bus ein – freundlich begrüßt von Fahrer Krystian. Den besten Platz kann ich mir aussuchen – denn ich bin (noch) fast allein. Nur eine junge Frau, die zuvor das Ohligser Krankenhaus als Besucherin verlassen hat, ist ebenfalls zugestiegen. „Da kommen später mehr Leute dazu“, versichert Krystian, während er das Fahrzeug in Richtung Solinger Hauptbahnhof steuert. So kommt es auch: Eine Gruppe betritt den Bus am ruhigen Bahnhof – darunter auch der erste Ausflugsgast: „Ich bin aus Hilden und möchte gerne unten in Rüden essen gehen“, berichtet eine ältere Dame und fügt hinzu: „Früher sind wir oft mit dem Rad darunter gefahren.“

Weiter geht es mit dem Bus in Richtung Aufderhöhe. „Bis die hier mal fertig sind“, kommentiert ein Fahrgast versonnen die Baustelle an der Höhscheider Straße unterhalb der Viehbachstraße, die wir links liegen lassen. Weitere Gesellschaft bekomme ich wenig später am Evangelischen Altenzentrum. „Ob ich einen Ausflug mache?“ wiederholt eine Frau meine Frage. „Schön wär’s“, seufzt sie. Denn der Grund ihrer Fahrt ist weniger erfreulich – sie muss ins Städtische Klinikum, um einer erkrankten Verwandten beizustehen. „Dafür steige ich in Aufderhöhe um.“

Am dortigen Busbahnhof begegne ich immerhin zwei Damen, die ebenfalls die Aussicht auf ein gemütliches Kaffeetrinken in malerischer Umgebung zur Bushaltestelle geführt hat. „Früher sind wir auch schon einmal dahin gelaufen“, erklärt eine der beiden. Eine Jugendliche wiederum verrät, sie nutze nur die Gelegenheit, dass der Bus an der Schule Widdert hält, um Bekannte zu besuchen. Normalerweise wäre bereits in Höhscheid Schluss.

 Ziel für viele Bus-Ausflügler ist das Haus Rüden.

Ziel für viele Bus-Ausflügler ist das Haus Rüden.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Die Fahrgastfrequenz auf der 15 Kilometer langen Strecke hinab bis nach Rüden ist offenbar sehr unterschiedlich: Einer Zählung im Sommer und Herbst 2015 zufolge nutzen Wandergruppen nach Angaben der Verkehrsbetriebe vor allem die erste Fahrt ab dem Hauptbahnhof besonders gern. Eher gering sei dagegen die Nachfrage nach dem zweiten Bus. Ein ähnliches Bild zeichnen die Verkehrsbetriebe für die Fahrten von Rüden nach Ohligs. Die Nachmittagsfahrten seien wieder gut ausgelastet – insbesondere die Rückfahrten von Rüden.

Dass die 691 zur Ausflugslinie werden konnte, verdankt sie der Fahrplanänderung aus dem Sommer 1993. Seitdem bedient die Linie 685 die Strecke zwischen Aufderhöhe und Graf-Wilhelm-Platz, die zuvor die 691 befahren hatte. Somit feiert die jetzige Route der Linie in Kürze sogar ihr 25-jähriges Bestehen.

„Das ist eine sehr schöne Strecke“, findet Busfahrerin Nesrin. Sie hat an der Schule in Widdert mit ihrem Obus der Linie 684 gehalten – direkt neben unserem Gefährt. Das macht sich nach wenigen Minuten auf zum letzten Streckenabschnitt. Hinunter geht es kurvenreich ins Tal, die Ecke eines Fachwerkhauses ragt vor uns in die Straße hinein. Da zeigt sich das Geschick des Fahrers. Der Endpunkt der Strecke ist so idyllisch wie unscheinbar: Neben einem verschieferten Haus mit Blumenkübeln vor den Fenstern verlassen die Fahrgäste an der Haltestelle „Rüden“ den Bus, der ohne lange Pause geradeaus weiterfährt, um nach Ohligs zurückzukehren.

Stimmen aus dem offenbar gut gefüllten Biergarten der Gaststätte Haus Rüden dringen rasch an mein Ohr. Hinter einer Kurve empfängt ein Schild die zahlreichen Spaziergänger und Radfahrer mit dem Hinweis: „Er ist wieder da: der Blaubeer-Pfannkuchen“. Das liest sich zweifellos verlockend. Doch nach 50 Minuten Busfahrt ist jetzt erst einmal ein bisschen eigene Bewegung angesagt: Denn mein Fußweg führt über die Wupper bis zum Hundedenkmal Rüdenstein.

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