Gotteshäuser in Solingen Das Wahrzeichen von Ohligs

Die Kirche St. Joseph thront über dem Stadtteil – und hat dessen Geschichte mitgeprägt.

 Die Kirche erlebte einige Umbauten.

Die Kirche erlebte einige Umbauten.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Wer Wolfgang Ewers durch das große Portal in den Innenraum des imposanten Bauwerks folgt, sieht die Kirche mit ganz anderen Augen: Zum Beispiel die drei Meter hohen Säulen. „Die bestehen jeweils aus einem einzigen Stück“, erklärt der Fachmann mit Blick nach oben. Dort, im gotischen Gewölbe, fallen dem Betrachter wiederum die Deckenverzierungen auf. Die waren zwischenzeitlich durch eine weiße Farbschicht übertüncht worden und tauchten erst bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten des Jahres 1987 wieder auf – ebenso wie das ursprüngliche Fundament des Turmes, das heute unterhalb der Orgelempore liegt – also einige Meter vom tatsächlichen Glockenturm entfernt. „Man hat das Gebäude während der Bauphase verlängert“, erklärt Ewers.

Die Kirche St. Joseph in Ohligs kennt der 75-Jährige in- und auswendig. Schon als Ministrant war der Ur-Ohligser an der Hackhauser Straße tätig. Und seit den frühen 1960er Jahren sammelt er Archivmaterial über das Gotteshaus. Dessen Geschichte ist eng verknüpft mit der des Ortes: Denn im Jahr seiner Grundsteinlegung wurde Ohligs zur eigenen Stadt – und trat damit an die Stelle der früheren Bürgermeisterei Merscheid. Der neue Bahnhof hatte ab den 1860er Jahren den Siedlungskern weiter in Richtung Westen verlagert. Wohn- und Geschäftshäuser waren aus dem Boden geschossen – und mit der Bevölkerung war binnen 20 Jahren auch die Zahl der Katholiken von einigen hundert auf über 2000 gewachsen. Die Folge: In der alten, 1862 eröffneten Kirche wurde der Platz knapp.

 Am 21. April 1891 wurde der Grundstein für das Gotteshaus an der Hackhauser Straße gelegt.

Am 21. April 1891 wurde der Grundstein für das Gotteshaus an der Hackhauser Straße gelegt.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Ein neues, größeres Gotteshaus musste am selben Ort her. Zunächst aber galt es für die „Kapellengemeinde Scharrenberger Heide“ unter dem Dach der Walder Pfarrgemeinde St. Katharina, eigenständig zu werden. Vollbracht war das schließlich im Herbst 1887, als der Erzbischof die Errichtungsurkunde für die Pfarrgemeinde Ohligs ausstellte. Am 21. April 1891 wurde der Grundstein für das neue, heutige Kirche gelegt. Und weitere zwei Jahre später segnete sie Gemeindepfarrer Joseph Joisten beim Fest des Pfarr- und Kirchenpatrons, des Heiligen Joseph – ein Datum, das die Gemeinde in diesem Frühjahr im eher bescheidenen Rahmen feierte.

Eine offizielle Urkunde vom Weihetag gibt es nicht. „Deshalb hat Weihbischof Dr. Klaus Dick sie erst 1987 nachträglich eingeweiht“, erklärt Gemeindemitglied Wolfgang Ewers. Er kommt auf seiner Führung auf die bläulich-getönten Fenster aus dem Jahr 1976 zu sprechen, durch die das Sonnenlicht ins Innere des Kirchenschiffs fällt: „Sie stellen das gesamte Glaubensbekenntnis dar.“ Nicht mehr zu sehen ist vom Innenraum aus die alte Turmrosette aus der Bauzeit: Die optisch eher zweckmäßig anmutende und inzwischen in die Jahre gekommene Orgel verdeckt die Sicht. Mittelfristig soll sie einem neuen Instrument weichen.

Umbauten erlebte die Kirche ­genauso wie politische Umbrüche: Längst ist Ohligs ein Stadtteil von Solingen und die Gemeinde St. Joseph wird bald mit den drei anderen Gemeinden des Seelsorgebereichs verschmelzen. Die Kirche, die die Hausnummer „4“ übrigens mit dem Kölner Dom teilt, bleibt aber nicht nur für die aktuell 6500 Gemeindemitglieder das „Wahrzeichen von Ohligs“. Und Wolfgang Ewers ­betont: „Ich hänge an dieser Kirche.“

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