Arbeitsmarkt Solingen Das Jobcenter forciert die elektronische Akte

Solingen · Etwa 15.000 Leistungsbezieher betreute das kommunale Jobcenter im vergangenen Jahr. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften stieg teilweise auf über 7500. Am Ende des Jahres 2020 reduzierte sich diese Zahl auf 7178. Die digitale Akte soll schon bald Standard bei der Behörde sein.

Foto: Guido Radtke

Das kommunale Jobcenter ist bisher einigermaßen glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen. „Aber Corona hat unser Geschäft deutlich erschwert“, sagt der Leiter des Jobcenters, Mike Häusgen. Vor der Pandemie habe der Markt deutlich mehr aufgenommen“, ergänzt Häusgen mit Blick auf Frauen und Männer, die auch an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden.

Am Ende des vergangenen Jahres betreute die kommunale Behörde 7178 Bedarfsgemeinschaften. Zu Beginn des Jahres waren es noch 7236 gewesen. „Allerdings verzeichneten wir seit Ausbruch der Pandemie einen deutlichen Anstieg. Im Juni und Juni hatten wir mehr als 7500 Bedarfsgemeinschaften. Danach flachte die Zahl aber wieder ab“, berichtet Mike Häusgen im Gespräch mit unserer Redaktion.

Knapp 10.000 erwerbslose Leistungsbezieher gehören zu den Kunden des Jobcenters. „Hinzu kommen hier noch rund 4500 Kinder, so dass wir in Gänze etwa 15.000 Personen als Leistungsbezieher verzeichnen“, sagt Häusgen. In dieser Zahl enthalten sind auch 6732 (Dezember 2020) sogenannte Langzeitleistungsbezieher. „Diese Zahl ist gestiegen. Das ist eine ziemlich hohe Quote, die schon langfristig im System ist“, sagt der Jobcenter-Leiter.

Auf der anderen Seite ist es trotz der Corona-Pandemie gelungen, Integrationen in den Arbeitsmarkt umzusetzen. Allerdings im Jahresvergleich 2020 zu 2019 deutlich weniger. „Um 19 Prozent“, bedauert Mike Häusgen. Im August und im September habe man gleichwohl nochmals eine Integrationsoffensive gestartet. Doch mit Beginn des neuerlichen Lockdowns wurden Integrationsbemühungen zunehmend schwieriger: „Auf der anderen Seite haben aber Hilfsinstrumente wie das Kurzarbeitergeld gut funktioniert.“

In Zeiten des Lockdown hat das Jobcenter den Publikumsverkehr begrenzt. Stattdessen wurde mit den Kunden per Mail, Telefon oder über Zoom-Kontakte kommuniziert. „Das hat erstaunlich gut funktioniert“, freut sich der Jobcenter-Leiter.

4500 bis 5000 Telefonkontakte kamen so im Monat zustande – „das bedeutet eine Vervierfachung der Kontakte“, so Häusgen. Telefonisch sei man nicht nur gut erreichbar gewesen, sondern in der Bearbeitung von Anträgen auch „viel schneller“ geworden. „Wir verzeichnen bei Mitarbeitern und Kunden eine hohe Zufriedenheit. Es gab bedeutend weniger Beschwerden“, sagt der Jobcenter-Leiter.

205 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im kommunalen Jobcenter beschäftigt – gut die Hälfte ist derzeit im Homeoffice. Das Etatvolumen macht mit rund 122 Millionen Euro etwa ein Fünftel des städtischen Haushaltes aus. „Wir sind mit dem Geld zurechtgekommen“, erklärt Häusgen.

Gut 56,2 Millionen Euro wurden so beispielsweise an Leistungen nach dem Arbeitslosengeld II inklusive Krankenkassenbeiträgen ausgegeben. 38,3 Millionen Euro wurden für Mieten (Kosten Unterkunft) aufgewendet. Allerdings nicht die gesamte Summe. Vielmehr hatte von diesem Betrag die Stadt 13,6 Millionen Euro übernommen. Den Rest zahlte der Bund.

Für aktive Leistungen wurden 11,2 Millionen Euro ausgeschüttet. Ginge es nach Mike Häusgen und den Beschäftigten des Jobcenters, hätte hier noch mehr Geld in Maßnahmen fließen können. Was wegen der Pandemie aber nicht immer gelang.

Präsenztage im Jobcenter und somit den direkten Kontakt zwischen Mitarbeiter und Kunden wird es nach überstandenen Lockdown wieder geben. Allerdings nur mit Terminvergabe wie bereits im vergangenen Sommer. „Unsere Hygienemaßnahmen haben gut funktioniert. Auch die bei den Trägern, die für uns Maßnahmen durchführen“, sagt Mike Häusgen.

  Mike Häusgen,   Leiter des Jobcenters.

Mike Häusgen, Leiter des Jobcenters.

Foto: Uwe Vetter

Genutzt wurde die Pandemie-Zeit vom Jobcenter aber auch, um die digitale beziehungsweise elektronische Akte voranzubringen. „Wenn wir wieder öffnen, wollen wir die technischen Möglichkeiten nutzen. Wie werden unter anderem komplett auf Terminvergaben gehen, um künftig lange Wartezeiten im Jobcenter zu vermeiden“, kündigt Mike Häusgen an. Man sei hier weit auf dem Weg. Bei künftigen Maßnahmen wolle man auch verstärkt auf die gesellschaftliche Teilhabe setzen.

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