Grundschule Bünkenberg-Widdert Lehrer-Urgestein nimmt Abschied vom Traumberuf

Solingen · Wenn Ulrike Niegsch, Grundschulleiterin in Bünkenberg-Widdert, Ende des Monats offiziell in den Ruhestand geht, verlässt sie den Ort, an dem sie selbst einst unterrichtet wurde - und 45 Jahre lang arbeitete.

 Am 31. Januar verlässt das Urgestein ihre Schule: Seit 1972 hat Ulrike Niegsch an den Grundschule Bünkenberg-Widdert durchgängig unterrichtet.

Am 31. Januar verlässt das Urgestein ihre Schule: Seit 1972 hat Ulrike Niegsch an den Grundschule Bünkenberg-Widdert durchgängig unterrichtet.

Foto: Köhlen

In vielerlei Hinsicht sei sie früher dran gewesen als andere, blickt Ulrike Niegsch zurück. Wohl wahr: Vor Vollendung ihres 18. Lebensjahres hatte sie das Abitur in der Tasche, mit 21 ihr Studium abgeschlossen, und mit 22 war sie eine fertig ausgebildete Lehrerin. Doch der berufliche Werdegang der heute 66-Jährigen beinhaltet noch mehr Merkmale, die in der heutigen Zeit voller Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel die Ausnahme geworden sind: Seit 1972 ist sie stets an derselben Schule tätig gewesen - der Grundschule Bünkenberg-Widdert. Und damit nicht genug: "Hier bin ich auch schon in die dritte und vierte Klasse gegangen, nachdem meine Eltern umgezogen waren."

Am 31. Januar endet an diesem Ort auch ihre berufliche Laufbahn. Eine bunte Abschiedsfeier mit Lehrerkollegen, Schülern, anderen Mitarbeitern der Schule und geladenen Gästen wartet schon am kommenden Freitag auf die scheidende Rektorin. Fünf Tage später steht dann die Amtsübergabe im Beisein von Schulrätin Daniela Körber auf dem Programm: Susanne Klinkow wird als neue Leiterin der Grundschule in die Fußstapfen des Bünkenberger "Urgesteins" treten.

"Ich war immer mit Leib und Seele dabei, es war einfach mein Traumberuf", sagt Niegsch. Und das war ihr - wie könnte es anders sein - ebenfalls schon früh klar: Zur prägenden Figur wurde dabei eine ihrer ersten Volksschul-Lehrerinnen. Durch sie hatte die heutige Rektorin das Interesse am Akkordeon-Spielen entdeckt. Sie hatte ihr als Erstes die freudige Nachricht von der Aufnahme am August-Dicke-Gymnasium überbracht - und der vertrauten Person aus Kindertagen begegnete Niegsch später als Lehramtsanwärterin wieder: "Plötzlich war meine frühere Lehrerin zur Mentorin geworden", erinnert sie sich.

Eine halbjährige Pause vom Unterrichten machte Niegsch lediglich, als ihr Sohn zur Welt kam. "Über eine Leitungsfunktion habe ich eigentlich nie nachgedacht", gesteht sie. "In diese Rolle bin ich hineingewachsen." 1998 übernahm die Lehrerin mit den Fächern Mathematik, Deutsch und Sachkunde zunächst den Posten als stellvertretende Schulleiterin, und seit rund zehn Jahren ist sie Rektorin. Zu den größten Herausforderungen habe es gehört, das an zwei Standorten unterrichtende Kollegium zu einer Einheit zu formen, die Elternmitarbeit zu stärken und ein Schulprofil auf den Weg zu bringen. Das lautet, in Anlehnung an die ländliche Umgebung der Schulgebäude, "Ab ins Grüne, der Natur auf der Spur." "Hier haben wir alles, können rausgehen und haben Kontakte zum Bauern", erklärt Niegsch, die selbst nach eigener Aussage fest im Stadtteil verankert ist - und ihre Arbeitszeit sogar noch einmal um ein Jahr verlängerte.

Auch wenn der Ausstand eine Zäsur darstellt - langweilig wird es ihr wohl nicht werden: "Ich habe mich für einen Englisch-Kurs an der Volkshochschule angemeldet", verrät sie. "Und ich werde mich auch noch mal an der Düsseldorfer Uni einschreiben." Neben der Weiterbildung freue sie sich auf mehr Entspannung im Alltag: "Auf kleine Reisen, Spaziergänge - und dass es beim Kochen nicht immer so schnell gehen muss."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort