Hückeswagen Empörung über Kahlschlag im Pfarrgarten

Hückeswagen · Anwohner der Weierbachstraße sind entrüstet: Vor Ostern wurden im alten Pfarrgarten an der Weierbachstraße mehrere Bäume rigoros gestutzt. Das sei so gerade noch zu akzeptieren, heißt es aus dem Kreisumweltamt.

 ' So mancher Rückschnitt ähnelt eher einem Kahlschlag. ( Gemeindemitglieder hatten vor Ostern den Pfarrgarten durchforstet und dabei einige Bäume radikal zurückgeschnitten. Viele Äste von Weidenkätzchen liegen seither auf dem Boden. ' Sauer sind Anwohner auch über den vielen Müll, der in ihrer Straße liegt - etwa vor dem Mehrfamilienhaus gegenüber der Pfarrkirche.

' So mancher Rückschnitt ähnelt eher einem Kahlschlag. ( Gemeindemitglieder hatten vor Ostern den Pfarrgarten durchforstet und dabei einige Bäume radikal zurückgeschnitten. Viele Äste von Weidenkätzchen liegen seither auf dem Boden. ' Sauer sind Anwohner auch über den vielen Müll, der in ihrer Straße liegt - etwa vor dem Mehrfamilienhaus gegenüber der Pfarrkirche.

Foto: Büllesbach

Es sieht wüst aus im Garten zwischen der Weierbachstraße und dem roten Backsteingebäude, dem alten Pfarramt der katholischen Gemeinde. Und kahl. Denn bis auf einen noch nicht erblühten Laubbaum und hohen Koniferen direkt am ehemaligen Laden der Familie Hacke sind die Bäume so radikal zurückgeschnitten worden, dass es schon einer Fällung gleichkommt. Nachwachsen werden sie wohl kaum. Der Boden ist mit Ästen von Weidenkätzchen übersät, die offenbar unter den zurückgeschnittenen Bäumen sind.

Hückeswagen: Empörung über Kahlschlag im Pfarrgarten
Foto: Stephan Büllesbach

Irmgard Diederichs bereitet der Anblick hörbar Wut. Die Anwohnerin der Weierbachstraße berichtet am Bürgermonitor unserer Redaktion von den Arbeiten im Pfarrgarten. "Die Bäume zur Straße hin wurden abgesägt, darunter waren auch Weidenkätzchen. Die stehen doch unter Naturschutz", echauffiert sich die Hückeswagenerin. Und überhaupt dürften nach dem 1. März doch keine Bäume mehr gefällt werden.

Hückeswagen: Empörung über Kahlschlag im Pfarrgarten
Foto: Stephan Büllesbach

Die Wut der Anwohnerin ist für Andre Steiniger, Leiter des Kreisumweltamtes, verständlich, nachdem er Bilder vom Zustand des Gartens gesehen hat. Dennoch wird es keine Untersuchung der Gartenarbeiten oder gar eine Strafe für den Grundstücksbesitzer geben, denn Steiniger sagt auf Anfrage unserer Redaktion: "Das können wir so gerade noch akzeptieren." Noch einmal werde eine solche Aktion jedoch nicht toleriert.

Fakt ist, dass Bäume, Hecken, sogenannte lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze zwischen dem 1. März und 30. September nicht abgeschnitten werden dürfen, weil sie wildlebenden Tieren Nahrung, Deckung und Brutplätze bieten können. Das ist dem Merkblatt "Gehölzschnitt" der Kreisverwaltung zu entnehmen. Doch es gibt Ausnahmen. Zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung der Gehölze oder zur Gesunderhaltung von Bäumen - aber nur dann, wenn sich in den betroffenen Gehölzen keine Vogelnester befinden. Dass der Leiter des Kreisumweltamts den Rückschnitt im Garten an der Weierbachstraße noch akzeptieren kann, mag an dieser Passage des Merkblatts liegen: "Ausnahmen gelten für Bäume, die innerhalb des Waldes stehen, (...) oder für Bäume, die auf gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen." Das seien zum Beispiel auch Bäume in Haus- und Kleingärten, Rasensport- und Grünanlagen sowie Friedhöfen. Steiniger betont, dass Bäume in Klein- und Hausgärten auch zwischen dem 1. März und 30. September geschnitten werden können, aber eben nur, wenn sie damit dem Artenschutz nicht in die Quere kommen.

Unbekannt bleibt, was die katholische Gemeinde mit dem Kahlschlag im Pfarrgarten bezweckt. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt Pfarrer Marc D. Klein nur: "Dazu gebe ich keine Stellungnahme ab."

Die Anwohner haben aber noch ein ganz anders Problem. "Die Weierbachstraße war mal die schönste Straße in Hückeswagen", zitiert Irmgard Diederichs einen Nachbarn. Doch die sei mittlerweile in Teilen zu einer "Mülldeponie" verkommen. Vor allem vor dem Mehrfamilienhaus gegenüber der Einfahrt zum Kirchplatz. Die Straße würde nicht mehr gefegt, sagt die Anwohnerin. Und an der Treppe hinauf Richtung Friedhof läge häufig Unrat wie Bretter oder Flaschen. "Im vorigen Sommer habe ich sogar eine Tüte mit Fleischresten entdeckt", erzählt Irmgard Diederichs. Nach einem Anruf beim Ordnungsamt sei diese beseitigt worden.

Dessen Mitarbeiter Roland Kissau kann sich an die Fleischreste erinnern, die der Bauhof entsorgen musste. Er sagt: "Laut Straßenreinigungssatzung sind die Anlieger in der Pflicht, den Bereich vor dem Grundstück zu reinigen." Der Hauseigentümer könne das an seine Mieter delegieren. "Er muss aber Sorge dafür tragen, dass sie einmal pro Woche säubern." Sollte das über einen längeren Zeitraum nicht passieren und besteht eine Gefahr, etwa durch nasses Laub, würde der Bauhof oder eine Fremdfirma zur Beseitigung herangezogen und die Kosten dafür dem Hauseigentümer in Rechnung gestellt.

Der Eigentümer des Mehrfamilienhauses an der Weierbachstraße erhält angesichts des Unrats im Bereich des Gebäudes und der Parkplätze jetzt Post vom Ordnungsamt: "Er bekommt einen ,blauen Brief' von mir", versichert Kissau.

(büba)
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