Solingen Alle wollen gelben Staub herunter waschen

Solingen · Selbst der Regen, eigentlich ja ein Ausschlusskriterium für den Besuch in der Waschstraße, hält die Kunden gestern nicht ab: "Für das Wetter ist hier definitiv mehr los als sonst", sagt René Marx, Filialleiter von "Clean Car" an der Wuppertaler Straße. Und vor dem Osterwochenende sowie am Dienstag sei es richtig voll gewesen.

Die Kunden wollen alle das Gleiche: Endlich jene gelbliche Staubschicht, eine Mischung aus Fichten-, Raps und Birkenpollen, vom Lack waschen lassen, die sich in den vergangenen Tagen schlichtweg über alles gelegt hat. "Die Pollen lassen sich gut abwaschen", weiß Marx, rät allerdings dazu, damit nicht allzu lange zu warten: "Sonst können Flecken, ähnlich wie Wasserflecken entstehen, deren Entfernung dann schwieriger wird. In den nächsten Tagen sollte der Blütenstaub einmal entfernt werden." Zumal es, wie Marx anmerkt, durch den Regen nicht wirklich besser wird: "Dadurch verschmiert alles erst richtig."

Auch für Erhard Emons fängt die Arbeit jetzt erst an: "Natürlich hatten wir wegen des extrem starken Pollenfluges vermehrt Anfragen zur Reinigung von Glasscheiben, Terrassen oder Vordächern", erzählt der Inhaber der Gebäudereinigung Emons. "Wir haben unseren Kunden allerdings geraten, mit der Reinigung zu warten, bis das Zeug nicht mehr runterkommt, sofern sie es aushalten können. Sonst ist ohnehin sofort alles wieder dreckig."

Wasser ohne Rückstände

Bei Kunden jedoch, bei denen sich die Reinigung nicht aufschieben ließ, beispielsweise Geschäftsleuten, die die Glasfronten ihrer Geschäfte gesäubert haben wollten, arbeitet Emons mit einem neuen System: Durch wasserführende Stangen mit einer aufgesetzten Bürste werden Fenster mit entmineralisiertem Wasser gereinigt. "Der Vorteil ist, dass durch dieses Wasser keine Rückstände auf der Oberfläche bleiben, sie müssen auch nicht abgezogen werden." Auch Dr. Bernd Plechata, Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Allergologe, hatte in seiner Praxis an der Bergstraße in den vergangenen Tagen verstärkt mit durch Pollen bedingten allergischen Reaktionen zu tun. "Die Birke hat ganz stark geblüht", weiß der Facharzt, "die Symptome reichen im Moment von Augenjucken über Nasenlaufen und Niesen bis hin zu asthmatischen Beschwerden." Je nach Schwere der Reaktion werden die Patienten mit Nasenspray und Augentropfen, in schweren Fällen auch mit Cortison behandelt. In diesem, wie auch im vergangenen Jahr, sagt Dr. Plechata, sei es heftig gewesen mit den Birkenpollen, weil es jeweils nach einem langen Winter sehr schnell warm geworden sei.

Tipps für Allergiker

Er empfiehlt, tagsüber nicht, dafür nachts zu lüften, weil nachts der Pollenflug gering sei. "Vielen Patienten helfen auch Nasenduschen." Zudem sollten Frauen mit langen Haaren vor dem Schlafengehen die Haare waschen, "da viele Pollen in den Haaren hängen." Mit dem Regen und dem Ende der Birken-Blütezeit hofft Dr. Plechata auf eine Besserung in den kommenden Tagen. Aber: Als Nächstes blühen Gräser und Roggen, "ebenfalls starke Allergene", so der Arzt.

(RP)
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