Rheinberg Die "Weinkönigin" - Arbeit eines Jahres

Rheinberg · Büttenredner Peter Houcken ist eine feste Größe im Rheinberger Karneval. Seine Reden sind akribisch vorbereitet.

 Peter Houcken als "1. Rheinberger Weinkönigin" in der ersten Büttensitzung am Wochenende in der Stadthalle.

Peter Houcken als "1. Rheinberger Weinkönigin" in der ersten Büttensitzung am Wochenende in der Stadthalle.

Foto: Gabriele Kremer

Wenn Dr. Peter Houcken bei den Rhinberkse Jonges in die Bütt steigt, bleibt kein Auge trocken. Seine Rede in der Stadthalle am Wochenende (die RP berichtete) war der Höhepunkt der ersten Büttensitzung. Diesmal kam er als "1. Rheinberger Weinkönigin". Schon seine Aufmachung war das Eintrittsgeld wert: schickes Trachtenkleid mit Schärpe, braune Lockenperücke, weiße Strümpfe und hochhackige Schuhe. Eine Augenweide.

Nie hat sich der Zahnarzt aus Budberg so sehr auf "Rheinbergerisches" eingeschossen wie diesmal. Im Mainzer Dialekt lästerte er sich durch die Orte und servierte die passenden Weine. Den Millingern empfahl er eine Flasche "Schlummerland" (verkehrsberuhigte Alpenlage), aber auch mit "Borther Schulenberg", "Budberger Krötentraum" und "Oschauer Brummkoppschädel" kannte er sich aus.

Weinkönigin Houcken mischte sich selbstbewusst in die Stadtplanung ein. Das Alte Rathaus könne man an den alten Café-Püttmann-Standort am Geßmann-Kreisel verlegen, und wenn man auch noch das Underberg-Palais verschöbe, hätte man einen tollen Boulevard "von Brauer bis zum Krankenhaus". Wenn sich das Angebot auf Frisörgeschäfte und Dönerbuden beschränke, sei das nicht schlimm, denn einkaufen könnten die Rheinberger ja bei Amazon. Und die "Oschauer" könne man bei E-Bay loswerden. Nicht zu vergessen: Vor der Deutschen Bank werde ein fünf Meter hoher Sockel errichtet, "und oben drauf Hans-Theodor".

Zum 14. Mal bereichert der gebürtige Krefelder jetzt die Rheinberger Sitzungen mit seinen Beiträgen. "Das ist Winnie Nickenig schuld", erinnert sich der 62-Jährige. "Er hat mich damals in Budberg gesehen und sagte: ,Nächstes Mal bist bei uns dabei'." So kam es dann auch.

Aber wie entwickelt Houcken seine Reden? Am Anfang wird die Rolle definiert. "Ich habe jetzt schon eine Idee, welche Figur ich im nächsten Jahr nehmen könnte", sagt der Budberger. Dann werden Fakten gesammelt, Ideen auf Zettel notiert, alles aufgeschrieben und ausprobiert, was Bestandteil der Rede werden könnte. Nahe-Winzer Jens Adelseck etwa habe ihn mit Gedichten, Geschichten und Wissenswertem zum Wein ausgestattet.

Houcken: "Nach Ostern habe ich angefangen, an der Rede zu schreiben." Geistesblitze kommen ihm oft bei der Arbeit, gesteht der Zahnarzt, der bewährte Zutaten für eine gelungene Rede nennt: "Viele Dinge aus Rheinberg müssen rein. Und man muss möglichst viele Vorurteile bedienen." Der eine oder andere Seitenhieb sei auch unverzichtbar.

Hat Peter Houcken (der sich für den Feinschliff ein paar Tage in Klausur begibt) seine ausschließlich gereimten Reden fertig, wird der Vortrag einstudiert. "Das mache ich grundsätzlich allein für mich vor dem Spiegel", so der Karnevalsfan. Diesmal legte er besonderen Wert darauf, dass der Dialekt passt. "Wenn ich beim Reimen mal nicht weiterkomme", so Houcken, "dann hilft mir oft mein Reimlexikon."

(RP)
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