Alpen-Veen Anne Gesthuysens Heimspiel im Reiterhof

Alpen-Veen · Mittlerweile spielt die gebürtige Veenerin als Autorin in der obersten Liga. Am Samstagnachmittag begeisterte die Journalistin und Moderatorin im Reitstall auf dem elterlichen Hof ihr Publikum: "Ihr Dorf vergisst sie nicht".

 Auf dem Hof Ihres Bruder Michael (rechts) las Anne Gesthuysen aus ihrem Bestseller " Wir sind doch Schwestern". Das Foto zwischen ihr und Ortsvorsteher Charly Schweden zeigt Tante Katty, eine der Hauptfiguren im Roman.

Auf dem Hof Ihres Bruder Michael (rechts) las Anne Gesthuysen aus ihrem Bestseller " Wir sind doch Schwestern". Das Foto zwischen ihr und Ortsvorsteher Charly Schweden zeigt Tante Katty, eine der Hauptfiguren im Roman.

Foto: Armin Fischer

Die Reithalle hat Michael Gesthuysen für diesen besonderen Anlass hergerichtet. Die erste Hoflesung mit seiner Schwester Anne, als Fernsehmoderatorin und Autorin einem Millionenpublikum bekannt, steht an. Die Journalistin wird aus ihrem Buch "Wir sind doch Schwestern" lesen. Seit dem Erscheinen sorgt der Inhalt für Furore. Daher füllen sich die Stuhlreihen in der Reithalle zusehends. Mit dabei ihr Mann Frank Plasberg und ihr Sohn. Auf den Strohballen finden die Nachzügler Platz.

Wie es sich für einen Reithof gehört führt Michael Gesthuysen seine Schwester auf einem Pferderücken sitzend zu dem kleinen Podium. Für die nächsten Stunden Mittelpunkt der Reithalle. Alles dreht sich um die Großtante Katty und ihre Schwestern Paula und Gertrud. Mit zu den Requisiten gehört ein großformatiges Buntfoto der Tante. Die Aufnahme stammt aus den 90er Jahren, als Katty auf dem Hof an der Karnevalsparty teilnahm. "Sie hatte sich als Zarah Leander verkleidet. Das Foto musste sein", meint Michael Gesthuysen.

Und schon geht es direkt mit Anne Gesthuysen zu den Lebensverhältnissen der Großtanten, zurück ins letzte Jahrhundert und zur Buchidee. Ein Aktenordner, der immer wieder in der Familie mit dem Vermerk "Nicht lesen, sondern verbrennen" vererbt wurde, lieferte Anne Gesthuysen die Romanvorlage, die sich ganz an der Wirklichkeit hangelt.

Sie nimmt die Leser mit an den Niederrhein, mit in die Familien, mit zu dem damals gängigen Leumundsprozess in einem Scheidungskrieg. Tante Katty ist in ihrer Liebe zu Großbauer und Politiker Heinrich Hegmann nicht ohne, wie die Akten verraten. Typisch niederrheinisch, meint Anne Gesthuysen, sei eben Tante Kattys Ansicht über die nicht geduldete Ehefrau von Heinrich Hegmanns. "Sie hat alles falsch verstanden", würde Tante Katty sagen. Die Originaldokumente sind mittlerweile im Besitz vom Haus der Geschichte in Bonn. Bereits erste Anfragen zu einer Verfilmung gebe es. "Ich bin gespannt, wie ein Film mit den verschiedenen Strukturen umgehen wird", sagt Anne Gesthuysen.

Dass sie durch die Akten im Besitz eines "Goldschätzchens" ist, weiß sie und bekennt sich in ihrer bekannt humorvollen Art dazu. "Ja, ich fühle mich wie ein Trüffelschwein", gesteht sie lachend in der kleinen Pause. Über 30 Lesungen hat sie absolviert. Und jetzt geht es zur Abwechslung mal in die alte Heimat, nach Veen, an den Ort ihrer Kindheit, den Lebensmittelpunkt der geliebten Großtanten. "Ich bin sehr aufgeregt. Hier geht einfach um sehr viel mehr Emotionen", meint sie. Gäste wollen sich ihr Buch signieren lassen. Alte Bekannte kommen auf sie zu, darunter auch Charly Schweden. Er sieht sie ab und an bei ihren Besuchen wieder. "Anne, die ist so geblieben, wie sie ist. Ihr Dorf Veen, das vergisst sie nicht. Und das spricht für sie", so Schweden.

Chang Schmitz, der ehemalige Veener Grundschulleiter, kennt sie seit dem ersten Schuljahr. "Als wir die Plaggenhütten in Bönninghardt bauten, hat Anne über uns in der Aktuellen Stunde berichtet", erinnert sich Schmitz. "Anne ist sehr, sehr bodenständig. Tolle Frau und trotz aller Erfolge sehr natürlich", fügt er leise hinzu. Wegbegleiter und Familienfreund in alle den Jahren ist auch das Ehepaar Kurt und Annelen Verhülsdonk. Die Lesung genießen sie "weil Anne es schafft, mit wenigen Sätzen die Vergangenheit zurückzuholen. Alles ist sofort wieder in Erinnerung", sagt Annelen Verhülsdonk.

(sabi)
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