Ngz-Sportlerwahl Des Jahres 2016 Ein großartiger Abend für den Sport im Kreis

Neuss · Stimmungsvolle Abschlussveranstaltung in der Internationalen Schule in Neuss mit Paralympics, Tour de France und ganz viel Tischtennis.

 Moderator Volker Koch mit den Erstplatzierten der 39. NGZ-Sportlerwahl: (v.l.) Tischtennisspielerin Miriam Jongen (DJK Holzbüttgen), den Ruderinnen Vera Spanke uns Alina Stammen (Neusser RV) sowie Springreiter Gilbert Tillmann (RC Gut Neuhaus).

Moderator Volker Koch mit den Erstplatzierten der 39. NGZ-Sportlerwahl: (v.l.) Tischtennisspielerin Miriam Jongen (DJK Holzbüttgen), den Ruderinnen Vera Spanke uns Alina Stammen (Neusser RV) sowie Springreiter Gilbert Tillmann (RC Gut Neuhaus).

Foto: Andreas Woitschützke (9)/Frank Kirschstein (3)

Neuss Nach einem Abend, angefüllt mit faszinierenden Geschichten aus dem Sport, fasste Claudia Dittrich, als "Head of Marketing" zuständig für den Marketingauftritt der gastgebenden Internationalen Schule in Neuss, schmunzelnd zusammen. "So so, um bei der Sportlerwahl der Neuss-Grevenbroicher Zeitung vorne zu landen, muss man also Tischtennis spielen ..."

 Bahn-Olympasieger Udo Hempel (l.) im Gespräch mit Paralympcis-Goldmedaillengewinner Hans-Peter Durst.

Bahn-Olympasieger Udo Hempel (l.) im Gespräch mit Paralympcis-Goldmedaillengewinner Hans-Peter Durst.

Foto: Woitschützke Andreas

Für die 39. Auflage der Leserwahl, die seit ihrer Premiere 1978 auf dem zugigen Münsterplatz in mittlerweile 17 Veranstaltungsorten ihren krönenden Abschluss gefunden hat, traf das auf jeden Fall zu, denn die Künstler im Umgang mit Schläger und dem kleinen Ball aus Zelluloid setzten die Akzente - allen voran Miriam Jongen. Die Topspielerin der am Wochenende in die 3. Liga aufgestiegenen DJK Holzbüttgen feierte einen fast erdrutschartigen Sieg, holte mit 44,39 Prozent im Alleingang fast so viele Stimmen wie die anderen 14 Kandidaten der Vorschlagsliste zusammen. Das überraschte selbst NGZ-Sportchef Volker Koch, der auch nach mehr als 30 Jahren am Mikrofon immer noch bestens aufgelegt und mit Liebe zum Detail durchs gut zweistündige Programm führte. "Wir haben uns halt relativ gut verkauft", erklärte die 21-Jährige fröhlich, "und dabei können wir auf eine gute Community bauen." Die soll auch helfen, das Abenteuer Bundesliga zu bestehen. Die "Goldmädchen" der DJK mit Miriam Jongen, Lisa Scherring, Jana Vollmert, Oxana Gorbenko und Katja Brauner stellen sich als Team dieser großen Herausforderung. "Und ich denke, wir werden da nicht untergehen", sagt Jana Vollmert.

Dass ihn die sympathischen Titeljägerinnen aus Kaarst, die sich in der auch mit 76 Jahren immer noch erstaunlich sportiven Tischtennislegende Eberhard Schöler - der Vizeweltmeister von 1969 im Einzel und mit der Mannschaft muss zurzeit nur wegen "kleinerer Knieprobleme" etwas kürzer treten - prominente Unterstützung mitgebracht hatten, diesmal auf Platz drei verwiesen, grämte Gilbert Tillmann überhaupt nicht. Der Springreiter des RC Gut Neuhaus, 2007 und 2013 NGZ-Sportler des Jahres, empfand den Platz auf dem Treppchen als "große Ehre".

Ngz-Sportlerwahl Des Jahres 2016: Ein großartiger Abend für den Sport im Kreis
Foto: Woitschützke Andreas

Trotz seines immer noch Gänsehaut erzeugenden Triumphs beim Deutschen Spring-Derby 2013 steht der 34-Jährige mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Der aktive Reiter gehört als Vizepräsident Sport dem Vorstand des Kreis-Pferdesportverbandes Neuss an - und findet das ganz normal: "Mir wurde das auch so ein bisschen in die Wiege gelegt, mein Vater war 32 Jahre 2. Vorsitzender des KPSV. Und wenn es die Ehrenamtler nicht mehr gibt, was wird dann aus unserem Sport?"

Ngz-Sportlerwahl Des Jahres 2016: Ein großartiger Abend für den Sport im Kreis
Foto: Woitschützke Andreas

Sein prächtiges Pferd Hello Max, mittlerweile stolze 23 Jahre alt, erfreut sich im Übrigen immer noch bester Gesundheit. Der 2013 mit 19 Jahren älteste Champion, der jemals das schwerste Springen der Welt gewonnen hat, steht mit seinen Kumpels auf einer grünen Wiese in Ostdeutschland und genießt seinen wohlverdienten Lebensabend. Davon sind die Ruderinnen Vera Spanke und Alina Stammen, wie 2013 (damals hinter Tillmann) an zweiter Stelle in der Lesergunst, glücklicherweise noch eine Ewigkeit entfernt. Ihr Erfolg bei der Sportlerwahl ist für die Nachwuchs-Weltmeisterinnen des Neusser RV keine Selbstverständlichkeit. "Ich bin jedes Mal wieder aufs Neue überrascht, dass uns so viele wählen", sagt Vera Spanke und versucht sich an einer Erklärung: "Wir sind eben ein großer Verein - und haben viele Freunde." Ihr großes Ziel ist das Ticket für die U23-WM im bulgarischen Plovdiv vom 19. bis 23. Juli. "Schwierig, aber machbar", findet sie. Im Gegensatz zu ihrer Partnerin ist Alina Stammen lieber auf den kürzeren Strecken unterwegs. Und sie weiß auch warum: "Ich kann mich nicht so gut quälen wie Vera. Für mich gilt: Wenn's weh tut, ist's vorbei."

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Foto: Woitschützke Andreas

Mit Schmerzen kennt sich Hans-Peter Durst aus. Als der Paracycler 1994 bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt und dadurch seinen Gleichgewichtssinn verlor, schien ein selbstbestimmtes Leben unmöglich. Doch nach 23 Monaten in einer neurologischen Klinik gewann er durch den Sport "eine neue soziale Teilhabe im Leben." Natürlich, räumt er heute in der Rückschau ehrlich ein, "habe ich mich am Anfang schon geschämt, als Erwachsener mit 36 Jahren auf einem Dreirad zu sitzen." Doch dann packte ihn der Ehrgeiz. "Trainiert von mir alleine sowie ab und zu von meiner Frau mit der Peitsche" wurde aus ihm ein Weltklasseathlet. Was 2011 mit Platz drei bei der WM begann, fand im vergangenen Jahr seinen (vorläufigen) Höhepunkt, als er bei den Sommer-Paralympics in Rio de Janeiro gleich zweimal Gold holte. Bemerkenswert: Im fordernden Einzelzeitfahren zwang ihn bereits nach 500 Metern ein Defekt am Sattel ("Ein 80-Cent teures Stück brach ab."), die restlichen 14,5 Kilometer im Stehen zu absolvieren.

Ausgesprochen bitter ist für ihn, dass er nicht dabei sein kann, wenn vom 29. Juni bis 2. Juli die Tour de France durch Düsseldorf und den Rhein-Kreis Neuss rollt. "Denn genau dann stehen die Qualifikationsrennen für die Weltmeisterschaften auf dem Plan." Verzichten muss er darum auf ein Treffen mit Joop Zoetemelk. Den erfolgreichsten Radrennprofi aus Holland (1979 Sieger der Frankreich-Rundfahrt) hat der zum Kaarster Orga-Team gehörende Olympiasieger Udo Hempel bereits als Ehrengast verpflichtet. Radsport-Prominenz, die Bürgermeister Reiner Breuer in Neuss nicht bieten kann. "Bei uns steht einfach die Tour im Vordergrund", sagt er.

(NGZ)
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