Remscheid Weltklassik - auf ein Glas Wein mit Beethoven

Remscheid · Die junge Pianistin Maya Ando (29) aus Japan hat bereits an vielen Orten gespielt. Seit Sonntag gehört auch Lennep dazu, wo sie das Publikum der Reihe "Weltklassik" in der Klosterkirche scheinbar fast gar nicht gehen lassen wollte. Mit ihrem Programm "Weltklassik am Klavier - Claire de Lune!" entführte sie in dem fast zweistündigen Konzert in die wunderbare Klangwelt des Klaviers.

Ursprünglich als "In 70 Minuten um die Welt" betitelt, spannte sich die musikalische Reise von Ando, die in Detmold an der Hochschule für Musik studiert, von Italien über Deutschland, Russland, Frankreich, Spanien und schließlich hin zu den USA. Die ausgewählten Kompositionen waren stimmig miteinander kombiniert und gaben der diplomierten Solistin und Kammermusikerin viel Raum, ihr Können und Feingefühl an den Tasten unter Beweis zu stellen. Ihre Finger glitten mit Leichtigkeit über das Instrument. Jeden Ton schien sie mit dem ganzen Körper mitzufühlen.

Den Anfang machte Ando mit drei Sonaten von Domenico Scarlatti. Die italienische Lebensfreude spielgelt sich auch in Sonate E-Dur L. 65 wider. Eher melancholisch wirkte hingegen die Sonate e-Moll L 321. Ando spielte übrigens alle Werke des Nachmittags ohne Notenblätter als Hilfe.

Um ein wenig mit der Tradition der Klassik zu brechen, moderierte Ando die ausgewählten Werke selbst an. Beim ersten Satz zu Ludwig van Beethovens "Sonate Nr. 16 G-Dur op. 31 Nr.1" demonstrierte sie auf charmante Weise -und mit einem Glas Wein ausgestattet - wie wohl Beethoven selbst die Melodie komponierte haben könnte. Bravo-Rufe gab es für die Darbietung von "Adagio grazioso". Die Dynamik und Harmoniewechsel Beethovens, die die damaligen Zuhörer durchaus überraschten, schienen für die Musikerin keine große Herausforderung zu sein.

Fehlen durfte auch nicht Sonate Nr. 4 von Alexander Skrjabin, Andos Lieblingssonate, die von der Impulsivität und Farbigkeit lebt. Claude Debussys "Clair de lune" war nicht nur wegen des Titels Pflicht. Die Interpretation der Japanerin lud zum Träumen ein. Einzig Issac Albeniz "Malaga" fiel mit seiner Mischung aus spanischer Leidenschaft und Härte etwas aus dem Rahmen.

Den grandiosen Abschluss fand das Konzert mit George Gershwins "Rhapsody in Blue", das vielen nur als Orchesterversion bekannt sein dürfte. Dabei schrieb es der Komponist im Original für zwei Klavier. Die Version spielte Ando an diesem Nachmittag mit Bravour als Solistin an einem. Zwei Zugaben später wollten die Zuhörer sie eigentlich noch nicht gehen lassen und applaudierten begeistert.

Nächster Termin: Weltklassik Alexey Chernov spielt Schumann und Rachmaninow, Sonntag, 22. Januar 2017, 17 Uhr, Klosterkirche.

(lupi)
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