Remscheider vor Gericht Real-Raub mit Fleischerbeil – Prozessbeginn

Remscheid/Wuppertal · 36-Jähriger soll den Real im Allee-Center mit einem Fleischerbeil überfallen haben.

 Dem Angeklagten drohen zwischen fünf und 15 Jahre Haft.

Dem Angeklagten drohen zwischen fünf und 15 Jahre Haft.

Foto: dpa/Oliver Berg

Es war ein kurzes Intermezzo des Angeklagten im Gerichtssaal: Kaum hatte der Prozess begonnen, war der erste Verhandlungstag nach der Anklageverlesung auch schon wieder vorbei. Da hatte der schüchtern wirkende Mann kurz in die Kamera von Fernsehjournalisten geschaut – abgeschirmt von seinem Verteidiger, der etwas verwundert wegen des unerwarteten öffentlichen Interesses gewesen zu sein schien. Sein Mandant habe ein paar Euro aus der Kasse eines Supermarktes genommen, der Rest sei „Blödsinn“ gewesen.

Angeklagt ist der 36-jährige Remscheider wegen besonders schweren Raubes und versuchter Nötigung – schaut man nur auf die Tatbeute am 24. August 2019, so könnte man den Worten des Verteidigers durchaus zustimmen. Dass ihm die Tiefkühlpizza und die Flaschen, die der Dieb offenbar hatte mitgehen lassen, dann auch noch bei der Flucht aus dem Real-Markt im Allee-Center aus der Tasche gefallen sein sollen? Nun ja, dazu könnte man sagen: Dumm gelaufen. Wäre da nicht das Fleischerbeil gewesen, das der Remscheider statt des Geldes aus der Tasche gezogen hatte.

Zuvor hatte er sich an Kasse 1 angestellt, eine Tiefkühlpizza, die Fanta und zwei Flaschen Bier auf das Laufband gelegt und damit signalisiert, dass er das alles eigentlich hätte bezahlen wollen. Die Kassiererin hatte die Waren gerade eingescannt und dem Kunden gesagt, was er zu zahlen habe, als der das Fleischerbeil aus der Tasche zog mit den Worten: „Gib mir das Geld, sonst hacke ich Dir den Kopf ab.“ Hielt die Frau das Gesagte anfangs noch ungläubig für einen Scherz, wurde der Angeklagte schnell deutlicher. Er soll der Frau das Beil an den Hals gehalten und damit gedroht haben, ihr den Kopf abscheiden zu wollen. Die Zeugin floh panisch aus dem Kassenbereich, der Angeklagte ergriff ebenfalls die Flucht. Zuvor soll er noch schnell in die Kasse gegriffen und 50 Euro eingesteckt haben.

Nachdem ihm die Lebensmittel aus der Tasche gefallen waren, soll er auch noch einem Security-Mitarbeiter in die Arme gelaufen sein. Auch ihn soll der Angeklagte mit dem Beil bedroht haben. Nach der Begegnung mit dem Wachmann soll der 36-Jährige über die Treppe auf die Hochstraße geflohen sein. Dort angekommen, soll er die Beifahrertür eines Autos geöffnet haben, in dem eine Frau gesessen habe. Mit dem Beil in der Hand soll der Angeklagte sie dazu genötigt haben, ihn nach Hause zu fahren. Die Frau soll panisch ihr Auto verlassen haben, auch der Mann floh zu Fuß.

Noch vor der Anklageverlesung hatte der Vorsitzende Richter eingeräumt, dass eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt in Betracht komme – was darauf schließen lässt, dass dem Angeklagten im Prozessverlauf eine Drogenabhängigkeit attestiert werden könnte. Am nächsten Verhandlungstag will er sich zu den Vorwürfen einlassen. Bei einer Verurteilung drohen ihm zwischen fünf und 15 Jahre Haft.

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