Suchtprävention in Remscheid Aufklärung bei der Anti-Drogen-Disco

Reinshagen · Der erste Einsatz der neuen Buddys war am Freitag die Anti-Drogen-Disco. Das niederschwellige Projekt dient der Alkoholprävention.

 Aufklärungsarbeit bei der Anti-Drogen-Disco: Am Tisch der Buddys, zu denen auch Celine Petry (r.) gehört, wurde mit einer Rauschbrille gepuzzelt.

Aufklärungsarbeit bei der Anti-Drogen-Disco: Am Tisch der Buddys, zu denen auch Celine Petry (r.) gehört, wurde mit einer Rauschbrille gepuzzelt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Laute Musik hämmert in der großen Halle, dazwischen immer wieder auch ein paar Takte typisch „kölscher Tön‘“, Licht blitzt auf, verschiedene Farben, dazu ein wenig Rauch aus der Nebelmaschine. Die Halle ist dunkel, aber zu erkennen sind vor allem kleine Gestalten, die hin und her rennen, tanzen und Spaß haben.

Keine Frage, auch die jecke Ausgabe der Anti-Drogen-Disco für alle Schüler der fünften bis siebten Klassen am Freitagabend in der Halle West war wieder ein voller Erfolg. Mit dabei waren auch wieder einige Buddys, die jungen Frauen und Männer, die im Rahmen des Projekts des Jugendamtes und der Diakonie Fachstelle Sucht ein Jahr lang bei verschiedenen Veranstaltungen für junge Menschen Anlaufstelle in Sachen Alkoholprävention sein wollen. Ein niederschwelliges Angebot, das auch auf den geringen Altersunterschied zur Zielgruppe setzt.

Der größte Einsatz, den die Buddys stemmen, ist immer der Rosenmontag in Lennep. Bis zum Beginn des Zugs sind sie präsent und versuchen den Jugendlichen zu vermitteln, dass Alkoholkonsum auch Schattenseiten haben kann. Am Freitagabend sind es aber erst einmal die Kinder der unteren Jahrgangsstufen, mit denen es die Buddys zu tun haben. Zwei von ihnen sind mit Bernd Liebetrau von der Diakonie Fachstelle Sucht in der Halle West an einem Stand im hinteren Bereich präsent: Joyce Hesse und Celine Petry. Die beiden jungen Frauen sind Ansprechpartner für die Kinder, erklären Zusammenhänge, schaffen ein erstes Bewusstsein für den Umgang mit Alkohol – und zeigen auch Konsequenzen übermäßigen Konsums auf. Dazu haben sie einen Rauschparcours und diverse Spiele mitgebracht. Das Angebot ist dauerhaft von den kleinen Disco-Besuchern frequentiert.

Für Joyce Hesse ist es der erste echte Einsatz nach ihrer Ausbildung, die sie erst in der Vorwoche abgeschlossen hat. Die 23-jährige Studentin an der Fachhochschule Dortmund ist zufrieden. „Wir versuchen, den Kindern Denkanstöße zu geben und zu vermitteln, wie es ist, wenn man einen Rausch hat. Und das Interesse ist wirklich groß“, sagt Joyce Hesse. Sie sei nicht wirklich aufgeregt gewesen, da sie den Umgang mit kleineren Kindern gewöhnt ist. „Vor Rosenmontag bin ich schon etwas nervöser, aber die Erfahrungen heute bei der Disco haben mich zuversichtlicher für den Einsatz am Montag werden lassen“, sagt die 23-Jährige.

Sie habe durchaus das Gefühl, dass das Präventionsanliegen bei den Kindern ankomme. „Ich glaube schon, dass sie verstehen, worum es uns geht. Und vor allem sieht man an den Reaktionen, dass die meisten beeindruckt sind“, sagt Joyce Hesse. So habe sie etwa Sätze gehört, wie: „Mir ist jetzt ganz schwindelig.“ Oder: „Ich weiß gar nicht mehr, wo unten und oben ist.“ Meist würden sich trotz der lauten Musik kurze Gespräche anschließen. Die Kinder können nicht nur den Parcours laufen, auf dem immer wieder jemand ins Stolpern gerät, weil durch die Brille ein leichter Rausch von etwa 0,8 bis 1,2 Promille simuliert wird.

Sie können auch mit der Brille auf der Nase Puzzles lösen, die ohne Brille absolut simpel sind, mit ihr aber schief und krumm gelegt werden. Celine Petry hat schon mehrfach im Gespräch danach erklären müssen, dass die Kinder die Brille ja einfach abnehmen könnten – aber wenn sie betrunken wären, könnten sie diesen Zustand eben nicht einfach so ablegen. „Wenn ich dann sage, dass sie mit viel Glück gesund im Bett landen und sich immer noch so fühlen würden, sind die meisten schon sehr beeindruckt“, sagt die 20-Jährige. Für sie ist es der zweite Buddy-Einsatz. „Ich war schon im November bei der Anti-Drogen-Disco dabei.“

Jetzt steht die zehnjährige Lene bei Joyce Hesse und lässt sich erklären, was sie tun soll. „Du kannst das Puzzle jetzt erst einmal ohne Brille legen, danach dann mit der Brille. Dann merkst du den Unterschied am besten“, sagt die 23-Jährige. Das kleine Mädchen versucht es. Ohne Brille ist das Puzzle schnell gelegt, mit der Brille dauert es bedeutend länger – und es sieht am Ende auch nicht besonders schön aus. „Das war alles so verschwommen, fast so, als ob ich schielen würde“, sagt die Zehnjährige. Und fügt hinzu: „Das möchte ich so nicht in echt haben.“ Vielleicht erinnert sich das Mädchen in ein paar Jahren ja noch an die Anti-Drogen-Disco zurück.

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