Remscheid Männer brauchen Räume ohne Frauen

Remscheid · 2000 Briefe an die männlichen Gemeindeglieder der Stadtkirchengemeinde hat Pfarrer Siegfried Landau geschrieben und sie zu einem Treffen in das Hastener Gemeindehaus eingeladen. Sie sollen Angebote entwickeln.

 Jürgen Rams (l.) und Siegfried Landau freuen sich auf das erste große Männertreffen.

Jürgen Rams (l.) und Siegfried Landau freuen sich auf das erste große Männertreffen.

Foto: Christian Peiseler

Zwischen Frauen und Männern herrscht beim ehrenamtlichen Engagement in Vereinen und Organisationen etwa Parität. Das gilt für das Leben in den kirchlichen Gemeinden nicht. Mit 30 Prozent bilden die Männer deutlich eine Minderheit. "Männer zahlen den größten Teil der Kirchensteuer und finanzieren unsere Arbeit, nehmen aber sehr wenig an den Aktivitäten der Gemeinde teil", sagt Pfarrer Siegfried Landau von der Evangelischen Stadtkirchengemeinde. In der vorigen Woche hat er 2000 Briefe an die männlichen Gemeindeglieder verschickt und sie zu einem Treffen ins Hastener Gemeindehaus eingeladen. Bei dem lockeren Zusammensein sollen Männer ihre Wünsche äußern, was sie in ihrer Freizeit gerne mal mit anderen Männern unternehmen wollen. Aus dem Abend der Wünsche sollen sich Gruppen bilden, die sich zu Aktivitäten verabreden. Das reicht vom gemeinsamen Kochen oder Fahrradfahren, über Wandern oder Vater-Kind-Ausflüge bis hin zum Fotografieren, Bauen oder Werken. Es liegt an den Männern, die zu diesem Abend kommen, was daraus entsteht.

Das Männerwerk der Evangelischen Landeskirche unterstützt die Werbung um Männer. "Die Kirche möchte den Männern etwas anbieten", sagt Jürgen Rams, langjähriger Leiter des Männerwerks. Kirche und Religion werde immer noch in erster Linie mit Frauen verbunden. Das soll nicht so bleiben.

"Wenn die Kirche wieder mehr Männer ansprechen will, ist einiges zu beachten. Eine Studie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau belegt: In den Augen von Männern stellt sich die Kirche oft als Wohltäterin für andere dar, denen sie vermeintlich Gutes tun möchte. Männer empfinden genau das als ein Betreut-Werden - und gehen auf Abstand zur Institution, weil sie es gewohnt sind, die Fäden selbst in der Hand zu halten. Wo Männer dagegen selbst Angebote entwickeln können, da lassen sie sich für Kirche begeistern", schreibt Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirchen, in dem Magazin "Mensch Mann".

Mit dem Männertreff will Pfarrer Landau einen Freiraum mit spiritueller Dimension schaffen, in dem andere Maßstäbe herrschen als im Arbeitsleben. Leistungsdruck, Normerfüllung, Erwartungen haben dort nichts zu suchen. "Wir sind so eine Art Weggemeinschaft, die auf der Suche ist nach Orientierung", sagt Landau. Jürgen Rams hat schon einige dieser Männergruppen ins Leben gerufen. Er wird auch das erste Treffen in Remscheid moderieren. Er weiß, dass Männer Räume brauchen, in denen sie unter sich sein können, ohne dass eine Frau dabei ist. "Die meisten Männer erkennen dann schnell, dass sie mit ihren Problemen und Fragestellungen nicht alleine sind", sagt Rams. Wenn sich eine gewisse Basis an Vertrauen gebildet hat, dann würden auch die Männer über ihre Frauen so reden wie die Frauen über ihre Männer. Für viele sei das sehr wohltuend, weil sie sonst dazu kaum Gelegenheit haben. "Auf jeden Fall sollen alle Treffen Spaß machen", sagt Landau.

Auf die 2000 Einladungen hat er viel Resonanz erhalten. "Bei mir stand das Telefon nicht mehr still", sagt Landau. Für ihn ein gutes Zeichen.

(RP)
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