Ansichtssache Liebesgrüße aus der Gießkanne

Remscheid · Die Remscheider haben eine enge Beziehung zu ihren Straßenbäumen. Das können sie in diesem Ausnahmesommer nun aktiv unter Beweis stellen.

Liebesgrüße aus der Gießkanne
Foto: grafik/dpa, may sir

„Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst“. Dieses berühmte Zitat des US-Präsidenten John F. Kennedy fällt mir im Zusammenhang mit dem Appell von Markus Wolff ein, dass die Bürger selber zur Gießkanne greifen sollen, um den Straßenbäumen vor ihrer Haustür mit einer täglichen Ladung Wasser durch den ungewöhnlich heißen und ausdauernden Sommer zu helfen.

Die Bitte des Geschäftsbereichsleiters für Grünflächen, Friedhöfe und Forstwirtschaft bei den Technischen Betrieben (TBR) wird ganz sicher nicht nur ungeteilte Freude auslösen bei den Bürgern. Sehen viele doch die von ihnen pünktlich entrichteten Steuern und Abgaben als ausreichende Leistung für das Gemeinwohl an. Und nun sollen sie auch noch selber die Stadtbäume gießen? Wo kommen wir denn da hin?

Auch wenn es für diese Sicht der Dinge gute Argumente gibt, so könnte man in diesem speziellen Fall doch mal eine Ausnahme machen. Denn es geht um Bäume, um jene grünen Riesen, die uns zwischen viel Asphalt und Beton mitten in der Stadt Schatten spenden, in denen am Morgen vor dem Küchenfenster die Vögel zwitschern, die uns mit ihren Blättern die Schadstoffe aus der Luft filtern.

Zarte Bande sind ja längst vorhanden. Dass die Remscheider an ihren Stadtbäumen hängen, wird immer dann klar, wenn durch Bauarbeiten oder Neubaupläne Fällungen lieb gewonnener Exemplare in der Nachbarschaft drohen. Dann gibt es heftigen Widerstand und oft jede Menge Ärger für die Stadt. Was spricht also dagegen, mit ein paar Kannen Wasser diese spezielle Liebesbeziehung zum grünen Nachbarn noch ein bisschen zu vertiefen. So kann sich jeder ein bisschen als Baumpate fühlen, wenn im Frühjahr die ersten Blätter sprießen.Gärtner sein geht auch ohne Garten.

Das Argument der Stadt ist zudem nachvollziehbar. Sie kann nicht jeden ihrer vielen Tausend Bäume an den Straßen und in den Parks täglich mit einem Wasserwagen anfahren und befeuchten. Das ist nicht leistbar. Aktionen wie „Eine Stadt räumt auf“ oder das aktuell den bedrohten Wildbienen gewidmete Projekt „Remscheid brummt“ zeigen, dass die Remscheider sich gerne für ihre Umwelt und Nachbarschaft engagieren. Hier geht es ganz unkompliziert und preiswert: mit der Gießkanne.

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