Remscheid Freie Fahrt für Güterzüge

Remscheid · Die Sanierung des bergischen Wahrzeichens schreitet weiter voran. Ab dem Fahrplanwechsel im nächsten Dezember ist die Müngstener Brücke wieder für schwerere Fahrzeuge zugelassen.

Die Sanierung des bergischen Wahrzeichens geht in den Endspurt. Zwar werden sich die Arbeiten für einen dauerhaften Rostschutz an der 107 Meter hohen Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid voraussichtlich noch bis in das kommende Jahr ziehen. Aber schon zum Fahrplanwechsel im nächsten Dezember dürften einige Schienenfahrzeuge auf den Stahlkoloss zurückkehren, die zuletzt einen großen Bogen um das 120 Jahre alte Bauwerk machen mussten.

So soll die Brücke zukünftig auch wieder für Dampfloks sowie für Güterzüge offenstehen. Das bestätigte gestern eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn der Konzern, der Eigentümer der Müngstener Brücke ist, erwartet, dass im Rahmen der ab Ende 2018 gültigen Betriebserlaubnis für den Bau Züge der sogenannten Klasse CM 2 zum ersten Mal seit Jahren die Überfahrtserlaubnis zurückerhalten werden.

Was für die beiden Städte Solingen sowie Remscheid durchaus von einiger Bedeutung erscheint. Während in der Klingenstadt nämlich ab 2019 somit zum traditionellen Brückenfest Ende Oktober erstmals wieder große Dampfloks verkehren könnten, wäre die neue Entwicklung für Remscheid vor allem aus wirtschaftlicher Sicht ein Schritt nach vorne, ist die Stadt doch augenblicklich vom Güterverkehr auf der Schiene förmlich abgeschnitten.

Im Klartext bedeutet die neue Betriebserlaubnis, dass fortan Züge mit einem Gesamtgewicht von bis zu 6000 Tonnen über die Müngstener Brücke rollen dürfen. Läuft alles nach Plan, bedeutet dies Grünes Licht für Lokomotiven mit 21,5 Tonnen Achslast und für Züge mit einer zulässigen Last von 4,6 Tonnen pro Meter, was bei einer Länge der Müngstener Brücke von etwa 460 Metern eben jenen erwähnten 6000 Tonnen entspricht.

"Damit erreichen wir ab dem Fahrplanwechsel im Winter beinahe jene Gewichte, die schon früher auf der Müngstener Brücke möglich waren", verdeutlichte Hans Günter Gewehr am Montag die Dimension. Gewehr ist als Bauingenieur bei der Bahn-Tochter DB-Regio der verantwortliche Projektleiter für die Sanierung des Bauwerkes, für die insgesamt rund 30 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Wobei es für die alte Lastkraft der Brücke nur deswegen nicht mehr in Gänze eine Zulassung gibt, weil für Stahlbauten, die wie die Müngstener Brücke noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, prinzipiell gewisse gesetzliche Einschränkungen bestehen.

Bei der Bahn AG geht man davon aus, dass nach der Neuzulassung für schwerere Züge wie früher wieder vier Güterzüge täglich via Müngsten nach Remscheid fahren können. Inwieweit die zukünftige Regelung indes auch Solinger Unternehmen zu einer Verlagerung auf die Schiene veranlassen wird, bleibt bis auf Weiteres abzuwarten. Denn schon seit längerem spielte der Stahlriese über das Tal der Wupper für Unternehmen aus der Klingenstadt keine Rolle mehr.

Dafür könnte die fertig sanierte Müngstener Brücke aber für die touristische Weiterentwicklung der Region von umso größerer Bedeutung sein. Immerhin sind so nämlich ab dem Brückenfest 2019 wieder jene Attraktionen denkbar, denen das traditionelle Fest ursprünglich seinen Namen verdankt und die bis zu ihrem vorläufigen Ende vor einigen Jahren viele Besucher auch von außerhalb nach Solingen lockten: Dampfloks.

Zuletzt hatte es eine solche Attraktion 2009 gegeben. Danach waren die Fahrten unter Dampf nicht mehr länger möglich gewesen, waren die Überquerungen der historischen Lokomotiven auf der Brücke wegen deren technischer Altersschwäche untersagt. Im zurückliegenden Herbst konnte beispielsweise "lediglich" ein sogenannter Schienenbus zum Brückenfest eingesetzt werden. Ein Umstand, der seinerzeit bereits viele Eisenbahnfreunde gefreut hatte. Ein Vergleich mit den alten Dampfrössern war diese Lösung allerdings nicht gewesen.

(RP)
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