Ratingen Becker: Ein Makel bleibt

Düsseldorf · Interview mit Horst Becker, dem ehemaligen Vorsitzenden des TV Ratingen, über sein Comeback beim Meeting, den Schlussstrich unter die juristische Auseinandersetzung und über seine Hoffnung.

Erstmals seit drei Jahren war Horst Becker, der rund 30 Jahre lang Vorsitzender des TV Ratingen war, wieder beim Mehrkampf-Meeting im Stadion, das er einst gemeinsam mit Lutz Meurer und Bundestrainer Claus Marek aus der Taufe hob. Becker war einer Einladung des Hauptsponsors Erdgas gefolgt. In den vergangenen Jahren war er dem Meeting krankheitsbedingt fern geblieben.

Herr Becker, wie groß war die Wiedersehensfreude?

Becker Viele haben mich herzlich begrüßt. Zum Beispiel Willi Holdorf, Claus Marek, Franz Josef Probst vom Leichtathletikverband oder der parlamentarische Staatssekretär Manfred Palmen. Das hat mir schon gut getan.

Und Silvia Glander, Ihre Nachfolgerin?

Becker Sie hat mich nicht begrüßt.

Sie sind im Mai 2007 als Vorsitzender zurückgetreten und wurden von Silvia Glander und Heidelore Brebeck verklagt. Sind die juristischen Auseinandersetzungen ausgestanden?

Becker Ja, Gott sei dank. Kurz vor dem Meeting fällte das Oberlandesgericht die letzte Entscheidung zu meinen Gunsten.

Im Zivilverfahren hatte der TV die Klage zurückgezogen, im Strafverfahren wurde die Klage abgewiesen. Worum ging es jetzt noch?

Becker Um die Kosten des Verfahrens. Die waren dem Turnverein auferlegt worden. Dagegen hat er Beschwerde eingelegt, die das Oberlandesgericht zurückgewiesen hat.

Ein Sieg auf ganzer Ebene für Sie?

Becker Juristisch betrachtet schon, aber etwas bleibt doch hängen. Mich schmerzt es immer noch, wenn ich darauf angesprochen werde. Es tut mir weh, nach all den Jahren und was wir aufgebaut haben. Der Verein hatte hohe Kosten und einen enormen Imageverlust.

Ihnen wurde vorgeworfen, es sei Stillschweigen vereinbart worden, aber Sie hätten geplaudert.

Becker Das ist auch so eine Sache. Aus meiner Sicht war es notwendig, die Stadt zu informieren, dass mit der Einstellung des Verfahrens keine Zahlungspflicht entstanden war, da die Stadt den TV aufgefordert hatte, das Geld zurückzuzahlen, wenn das gegen mich angestrengte Verfahren zu einer Verurteilung führe. Der Verein teilte aber dem Bürgermeister schriftlich mit, dass für ihn das Verfahren erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Danach musste der Bürgermeister davon ausgehen, dass das Rechtsverfahren zugunsten des TV ausgegangen sei. So gesehen habe ich den TV vor finanziellen Ansprüchen bewahrt.

Was schmerzt Sie besonders?

Becker Ach, das sind viele Aspekte, auch Kleinigkeiten. Zum Beispiel, dass in der Mitgliederversammlung nochmals durch unbegründete Angriffe eine ungeheuere Schärfe rein gebracht wurde.

Aber jetzt ist alles vorbei?

Becker Juristisch schon, aber ein Makel bleibt.

Fühlen Sie sich rehabilitiert?

Becker Durch das Gericht, nicht aber vom Verein. Aber dazu kann sich der amtierende Vorstand wohl auch nicht durchringen.

Aber Sie würden es sich wünschen?

Becker Natürlich, ich würde gerne mal zum Handball gehen oder im Fitnessstudio Ost vorbei schauen, für das ich so gekämpft habe und auch Risiken eingegangen bin.

Thomas Schulze führte das Gespräch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort