Fechten Fechttalente schwitzen für den Erfolg

Ratingen · Der TV Ratingen begann vor drei Jahren, eine Fechtabteilung aufzubauen. Inzwischen zeigen sich bei den Jugendlichen Erfolge.

 Vitalij Chernouz fordert viel von seinen Schützlingen. Weil er jedoch die richtige Ansprache findet, macht das Fecht-Training den Jugendlichen viel Spaß.

Vitalij Chernouz fordert viel von seinen Schützlingen. Weil er jedoch die richtige Ansprache findet, macht das Fecht-Training den Jugendlichen viel Spaß.

Foto: Blazy

Ein schneller Ausfallschritt, der Arm schnellt nach vorne, die Säbel klirren aneinander - Sofia Polenske pariert den Angriff von Gegnerin und Teamkameradin Lisa Rütgers. Dann piepst es. Im zweiten Anlauf hat die 13-jährige Lisa doch noch getroffen. Trainer Vitalij Chernous ist zufrieden - mit beiden Mädchen. Dennoch gibt er noch Tipps zu Technik und Taktik, schließlich sollen die jugendlichen Fechterinnen des TV Ratingen in Deutschland ganz vorne mitfechten.

Schon jetzt gehört die Abteilung zu den drei bis vier besten Fechtvereinen in Deutschland. Mit Marietta Meka und Lisann Fröse gehören zwei aus der Mädchen-Mannschaft zum Perspektivkader des Deutschen Fechtverbandes und dürfen demnächst zu ihrem ersten Auslandsturnier. Und auch die anderen sechs Mädchen und fünf Jungen aus dem Juniorenbereich, der B- und A-Jugend, fechten unter den Besten ihres Alters. "Das ist ein riesen Erfolg und zeigt, wie toll die Trainingsarbeit von Vitalij ist", sagt Nadja Meka. Die Fechterin unterstützt das Trainerteam gelegentlich, weil der Andrang an Kindern zu groß für zwei Trainer geworden ist - aus 18 Mitgliedern vor drei Jahren sind inzwischen 50 geworden.

Obwohl - oder gerade weil - Fechten bei Vitalij Chernous "streng arbeiten und viel Schweiß" bedeutet, kann der Trainer die Jugendlichen für begeistern. "Es ist nicht einfach, Kinder heute noch zum Training zu motivieren. Ich muss es so aufbauen, dass sie Lust haben, zu kommen. Ich darf nicht zu laut und streng sein und muss eine Mischung aus Spaß und Ernst finden", sagt Chernous. Bisher sei es ihm gelungen, "die Jugendlichen von dem zweitschönsten Sport der Deutschen nach Fußball zu überzeugen".

So auch bei Lisa Rütgers: "Es ist etwas ganz anderes, mit einer Waffe Sport zu machen. Mir gefällt die Schnelligkeit und dass Fechten auch Kopfsache ist. Es ist ein eleganter Sport", sagt die 13-Jährige, deren hoch roter Kopf unter der Fechtmaske zum Vorschein kommt. Anfang 2011 kam sie mit ihrer Freundin Sofia in die Fecht-Gruppe. Dass sie inzwischen leistungsorientiertes Fechten betreibt, habe sich über die Wettkämpfe entwickelt. "In einigen Gefechten merke ich schon, dass ich gut bin, aber noch besser werden kann", sagt Rütgers.

Vier bis fünf Mal pro Woche trainieren die 13- bis 17-jährigen Jugendlichen. In der Saison, die etwa zehn Monate dauert, kommen am Wochenende Wettkämpfe hinzu. "Die Entwicklung eines Talentes braucht fünf bis sechs Jahre", sagt der Trainer, "wer richtig gut werden will, der muss regelmäßig hart arbeiten." Aber auch wer das nicht will, kann beim TV Ratingen trainieren. "Es gibt auch einige in der Gruppe, die das nur aus Spaß am Fechten machen. Die finden hier auch ihre Nische und kommen dann nur ein bis zwei Mal pro Woche zum Training", sagt Meka.

Lisa Rütgers ist inzwischen schon im nächsten Gefecht. Angriffstaktik und Täuschungen stehen auf dem Programm. "Ohne Taktik geht es beim Fechten nicht. Die Jugendlichen müssen lernen, auf die Gegner zu reagieren. Ich brauche für jeden Fechter und jeden Gegner eine andere Taktik", sagt Chernous. Deshalb gibt es jeden Montag Einzellektionen, in denen neue Techniken und Taktiken gelernt oder Bewegungen verfeinert werden. Bei Lehrgängen in den Ferien am Olympiastützpunkt in Tauberbischofsheim haben die Ratinger die Chance, ihr Können an neuen Gegner außerhalb von Wettkämpfen zu testen und ihr Taktikverständnis zu schärfen. Außerdem müssten die Schüler lernen, mit dem Druck umzugehen. "Ich kann ihnen Taktik und Beinarbeit beibringen und sagen, dass sie die Besten sind. Auf der Matte müssen sie mit ihren Nerven aber alleine klarkommen", betont der Trainer.

Die Nervenstärke und Konzentration, die für das Fechten nötig sei, komme den Jugendlichen aber auch in der Schule zugute, sagt Meka. Und Rütgers bestätigt: "Wir lernen, bei Aufregung wieder runterzukommen und uns zu sammeln, wenn es mal nicht gut läuft - das hilft bei Klassenarbeiten." Daher sei das viele Training eher ein Vorteil für die Schule als ein Nachteil. Für den vielen Schweiß und Muskelkater würden erfolgreiche Gefechte zudem entschädigen.

(RP)
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