Lintorf Kahlschlag in Lintorf

Düsseldorf · Im Stadtteil entsteht ein riesiger Wohnpark. Dafür müssen Am Brand/An den Dieken zahlreiche Bäume gefällt werden. Anwohner sind empört: Man stelle die Bürger vor vollendete Tatsachen.

Klaus Dieter Klein hat Bilder gemacht — Bilder eines Kahlschlags. Der Anwohner ist in Rage. "Da werden am frühen Morgen um 8 Uhr völlig gesunde Bäume abgeholzt", sagt Klein, dies geschehe bereits zum dritten Mal in seiner Siedlung. Klein wohnt in der Straße Am Brand. Dort entsteht ein riesiger Wohnpark. "Die Stadt setzt Bebauungspläne um und stellt die Bürger vor vollendete Tatsachen." Auf diese Art vergolde man Grundstücke, wettert Klein. Und man müsse sich die Frage stellen, wer an all dem verdiene.

Projekt für junge Familien

Das Projekt der Deutschen Reihenhaus AG gehört zu den größten dieser Art in der Region: Wo früher auf dem 26 000 Quadratmeter großen Areal unzählige Pkw des Autohauses Gottfried Schultz parkten, werden 98 Reihenhäuser gebaut, unterteilt in zwei Typen: Da gibt es das Modell "116 Quadratmeter Wohntraum" und das Modell "141 Quadratmeter Familienglück". Die Preise inklusive Grundstück beginnen bei 179 900 Euro für das Modell "Wohntraum" und bei 209 900 Euro für den Typ "Familienglück".

Die neuen Hausmodelle seien speziell auf die Bedürfnisse junger Familien und auf Familien mit viel Platzbedarf zugeschnitten, heißt es im Unternehmen, das rund 20 Millionen Euro investiert.

Der Wohnpark "Am Schneiderbruch", so die offizielle Bezeichnung des Standortes, sei das erste Projekt der Deutschen Reihenhaus AG in Ratingen, die nach eigenen Angaben auf die sehr gute Infrastruktur geachtet habe: Ärzte, Schulen, Apotheken, die direkte Anbindung an die A 524, Naherholungsgebiete, Sportstätten und das Allwetterbad.

Doch was ist mit der Natur? Die müsse nachhaltig unter diesem Projekt leiden, kritisieren Anwohner. Das will Manfred Fiene, Leiter des Grünflächenamtes, so nicht stehen lassen. Der Baumbestand im Bereich Am Brand/An den Dieken sei im Jahr 2005 unter den Begriffen "Hecken, Gebüsch und Feldgehölz" erfasst worden. Als verbindliche Rechtsgrundlage zur Beurteilung der Fällmaßnahme dienten die Festsetzungen des Bebauungsplanes L 203, so Fiene.

Die Baumschutzsatzung greife nicht. Als Ausgleich für die gefällten Bäume seien "umfangreiche Neuanpflanzungen im gesamten Gebiet des Bebauungsplanes" festgesetzt worden. Mit diesen Ausgleichsmaßnahmen habe man bereits begonnen, betont Fiene, der anfügt, dass es einen "Landschaftspflegerischen Fachbeitrag" zum Bebauungsplan gegeben habe. Grund: Bei diesem Projekt handelt es sich um einen Eingriff in Natur und Landschaft. Das kann zum Beispiel die Beseitigung von Hecken, Alleen, Baumreihen, Tümpeln und Weihern mit einer Fläche von mehr als 100 Quadratmetern sein.

Hösel: "Burg-Hof" ist umstritten

Anwohner Klaus Dieter Klein ist jedenfalls sauer. Die Bürger seien nicht informiert worden, Auskünfte habe man sogar zurückgehalten. "Die Stadt Ratingen hat wieder zugeschlagen", betont er. Erst vor ein paar Wochen habe man dies im Fall eines Bebauungsplans in Hösel gesehen. Hintergrund: Im Gebiet Fernholz sollen hochpreisige Wohnungen unter dem Titel "Burg-Hof" entstehen. Tenor einer Bürgerversammlung: Die Anwohner wollen diese Bebauung nicht, sie pochen auf den gültigen Bebauungsplan, auf dessen Grundlage sie vor vielen Jahren gebaut haben — im Vertrauen darauf, dass der Blick ins Grüne nicht blockiert werde. Sie befürchten den Wertverlust ihrer Häuser und sorgen sich um den Verkehr auf dem Sinkesbruch. Frage des Tages

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort